Höxter. In Höxter ist mit der Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums Höxter (MVZ) ein bedeutender Schritt für die regionale Gesundheitsversorgung vollzogen worden. Trägerin ist die Stadt Höxter, die Gründungsärzte sind Jörg Wohner, Michael Stoltz und Eva-Maria Raddatz. „Mit diesem Schritt soll die ambulante medizinische Versorgung in Höxter und Umgebung langfristig gesichert und für die Zukunft stabil ausgerichtet werden“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Höxter.
Für die Patientinnen und Patienten steht dabei eine zentrale Botschaft im Mittelpunkt: Es ändert sich für sie nichts. Die bekannten und vertrauten Hausärzte bleiben ihnen vollständig erhalten. Der Praxisbetrieb laufe wie gewohnt weiter. „Wir möchten unseren Patientinnen und Patienten jede Sorge nehmen“, betont Allgemeinmediziner Jörg Wohner. „Unsere Praxen bleiben bestehen, wir bleiben ihre Ärzte. Heute und auch in den kommenden Jahren.“
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Auch Michael Stoltz unterstreicht: „Die Gründung des MVZ bedeutet, dass wir die Versorgung dauerhaft sicherstellen.“ Für Ärztin Raddatz ist besonders wichtig: „Mit dem MVZ schaffen wir eine Grundlage, die gewährleistet, dass unsere Patientinnen und Patienten auch dann gut versorgt bleiben, wenn irgendwann einmal jemand von uns in den Ruhestand geht.“
Die Vorteile eines Medizinischen Versorgungszentrums in Höxter
Was ein MVZ eigentlich ist, erklären die Gründungsärzte bewusst so: Ein Medizinisches Versorgungszentrum ist, vereinfacht gesagt, eine große Gemeinschaftspraxis, in der Ärztinnen und Ärzte angestellt arbeiten können. Allerdings mit veränderten Rahmenbedingungen. „Viele junge Ärztinnen und Ärzte möchten heute keine eigene Praxis mehr übernehmen“, erklärt Stoltz. „Sie scheuen die wirtschaftlichen Risiken, die langen Arbeitszeiten und den erheblichen Verwaltungsaufwand.“
Hinzu kommt, dass immer mehr Medizinerinnen und Mediziner flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitmodelle wünschen, etwa aus familiären Gründen. „Dieses Arbeitsmodell können klassische Praxen oft nicht abbilden“, ergänzt Eva-Maria Raddatz. In der Folge blieben viele Praxissitze unbesetzt, wenn Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen, mit der Gefahr, dass im ländlichen Raum eine Unterversorgung für die Patienten entsteht.
Mittelfristig soll ein zentrales Praxishaus in Höxter enstehen
Hier setzt das kommunale MVZ an. Es schaffe feste, geregelte Arbeitsbedingungen, stelle Ärztinnen und Ärzte an und übernehme Verwaltung, Abrechnung und Organisation zentral. „Das gibt uns die Freiheit, uns stärker auf das zu konzentrieren, was unsere eigentliche Aufgabe ist: die medizinische Versorgung“, sagt Wohner. Die Stadt Höxter übernehme damit bewusst Verantwortung, um die Versorgung der Menschen langfristig zu sichern.
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Die organisatorische Betriebsaufnahme ist im Frühjahr des kommenden Jahres geplant, zunächst weiterhin in den bekannten Praxisräumen der beteiligten Ärztinnen und Ärzte. Mittelfristig wird in der Kernstadt ein zentrales Praxishaus entstehen, das die verschiedenen Strukturen des MVZ unter einem Dach bündelt und moderne, interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht.
So geht es nun mit dem MVZ in Höxter weiter
Zugleich sind Satellitenpraxen in verschiedenen Ortsteilen vorgesehen, um die Versorgung auch in den umliegenden Ortschaften sicherzustellen. Die Praxis von Stoltz und Raddatz in Fürstenau soll dabei die erste Satellitenpraxis des MVZ werden. „Damit entsteht ein Netzwerk, das wohnortnahe Versorgung, moderne Organisation und fachübergreifende Zusammenarbeit vereint“, erklärt die Stadt Höxter.
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Ein wichtiger Bestandteil des gesamten Prozesses war die enge Einbindung aller Hausarztpraxen im Stadtgebiet. Sämtliche Ärztinnen und Ärzte wurden nach Angaben der Stadtverwaltung frühzeitig informiert und konnten sich aktiv beteiligen. Jede bestehende Hausarztpraxis hat künftig weiterhin die Möglichkeit, sich dem MVZ auf freiwilliger Basis anzuschließen. Sei es durch Kooperation, Beteiligung oder Integration.
Die rechtliche Gründung des MVZ ist das Ergebnis eines breit abgestimmten, fraktionsübergreifenden Prozesses im Höxteraner Stadtrat. Im Gespräch mit der Ärzteschaft wurde dabei deutlich, dass die kommunale Lösung die einzig tragfähige Variante darstellt. Die Geschäftsführung des MVZ übernimmt Gabriele Dostal von der Unternehmensberatung Dostal & Partner, die bundesweit zahlreiche MVZ-Gründungen begleitet hat und umfangreiche Erfahrung mitbringt.