Kampf gegen Ärztemangel in Höxter: Rat gibt grünes Licht für Medizinisches Versorgungszentrum

Höxter. Die Stadt Höxter gründet ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Die Mitglieder des Stadtrates haben dazu am Donnerstag mit 31 Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen den Beschluss gefasst. Für das Stammkapital des Zentrums geht die Stadt zunächst mit 150.000 Euro in Vorleistung. Höxter ist nach Marienmünster die zweite Stadt im Kreis, die ihre hausärztliche Versorgung selbst in die Hand nimmt. Grund dafür: Drohender Ärztemangel, weil medizinischer Nachwuchs fehlt, der die Praxen übernehmen könnte. Wie berichtet, soll ein Versorgungszentrum dabei helfen, junge Medizinerinnen und Mediziner nach Höxter zu holen. Auch für junge Ärzte spielt, unter anderem, die oft zitierte Work-Life-Balance eine zunehmende Rolle, viele Überstunden und ständige Erreichbarkeiten gelten in der Branche als Hürde, um neue Kräfte anzuwerben. Genau das soll das MVZ ansetzen. Gabriele Dostal von der Beratungsfirma Dostal, die der Stadt bei dem Planungsprozess zur Seite stand, berichtete, dass ein MVZ grundsätzlich eine Entlastung für Ärzte darstelle. Das liegt auch an der Struktur: Die Mediziner würden im kommunalen MVZ nur angestellt, müssten sich um bürokratische wirtschaftliche Fragen nur am Rande kümmern. Lesen Sie auch: Akuter Hausärztemangel in Höxter: So will die Politik dagegen vorgehen Darüber, dass in Höxter etwas passieren muss, herrscht Einigkeit Darüber, dass an der Stelle Handlungsbedarf besteht, war sich die Politik weitgehend einig. Auch bezüglich eines MVZ als Instrument der Wahl bestand weitgehend Einigkeit. CDU-Bürgermeisterkandidat Fabian Thomas hatte sich allerdings klar gegen ein MVZ in kommunaler Trägerschaft ausgesprochen, und ein Modell in Form einer Gemeinschaftspraxis favorisiert, das von den Medizinern auf eigene Rechnung betrieben wird. Auch Bürgermeister Daniel Hartmann räumte ein, ein privatwirtschaftlich betriebenes MVZ sei die bessere Lösung, &bdquo;aber mangels Interessenten“ käme nur eine kommunale Lösung infrage. &bdquo;Bei der prekären Versorgungssituation, auf die wir zusteuern, wollen wir ein kommunales MVZ gründen“, betonte er. Die gesundheitliche Versorgung sei das &bdquo;Wichtigste“. Ohne sie sei &bdquo;die Stadt nur die Hälfte wert“. Passend zum Thema: Hausärztemangel in Höxter: Kommunales MVZ als Rettungsplan In welche Kasse das künftige MVZ in Höxter wirtschaften soll Ralf Dohmann (Bürger für Höxter) wünschte sich, dass das MVZ nicht zum Selbstläufer wird, er beantragte, dass der Erfolg des Projekts nach fünf Jahren auf den Prüfstand kommt - und dass es nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit in die Privatwirtschaftlichkeit überführt wird. Edison Buch von der CDU pflichtete ihm bei: &bdquo;Uns wäre eine privatwirtschaftliche Regelung lieber gewesen“, sagte er. Dohmanns Antrag wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt (17 Ja-Stimmen und 20 Nein-Stimmen). Tenor der Gegner seines Antrages: Man wolle den künftigen Ratsmitgliedern - in zehn Jahren - nicht in ihrer dann anstehenden Entscheidung vorgreifen. Und geprüft werde der Erfolg des MVZ ohnehin. Kritik vom CDU-Fraktionschef an Daniel Hartmann Von CDU-Fraktionschef Günther Ludwig gab es noch weiter reichende Kritik. Er fragte Hartmann direkt, warum er den Gesprächsfaden mit der KHWE und der Asklepios Weserbergland-Klinik zwar gesucht - aber dann habe abreißen lassen. Er hätte sie als &bdquo;Player“ gern mit im Boot gehabt. Hartmann konterte, er habe den Faden nicht abreißen lassen, &bdquo;ganz im Gegenteil“. Überzeugt gab sich die CDU nicht. Hatte doch ihr Bürgermeisterkandidat während einer Informationsveranstaltung zum Thema MVZ angedeutet, eine Bereitschaft bei heimischen Ärzten erkannt zu haben, sich in einem privatenwirtschaftlichen MVZ zu engagieren. Doch Hartmann und die Verwaltung versichern, mit allen Hausärzten im Stadtgebiet darüber gesprochen zu haben. Auch lesenswert: Hausärzte im Kreis Höxter schlagen Alarm: &bdquo;Wir alle wollen mehr Zeit für Patienten“ Gratulation vom Bürgermeister für einen Beschluss des Rates Höxter Entsprechend euphorisch gab sich der Bürgermeister ob des getroffenen Beschlusses. Die Stadt müsse nicht irgendwann aktiv werden, sondern jetzt. &bdquo;Ich kann der Stadt Höxter gratulieren. Es ist die wichtigste Entscheidung dieses Rates in dieser Legislaturperiode“, sagte er. 4,5 offene Hausarztstellen gibt es im Mittelbereich Höxter - darin inbegriffen ist neben der Stadt Höxter auch Marienmünster. Damit liegt der Versorgungsgrad schon jetzt bei 89 Prozent. Im Jahr 2022 lag er noch bei 95 Prozent. Tendenz sinkend: Obwohl sich die Lage in Marienmünster mit dem MVZ gerade entspannt. Aber zu viele Ärzte bewegen sich derzeit Richtung Pensionsalter. Die Hälfte ist 60 oder älter. So ist die Versorgungssituation bei Hausärzten im Kreis Höxter Nicht jede Stadt im Kreis hat solch große Versorgungslücken: Im Bereich Warburg etwa liegt der Versorgungsgrad bei 108 Prozent. Dort dürfte sich nur noch ein Hausarzt mit einer halben Stelle ansiedeln. Auch in Brakel oder Bad Driburg ist die Versorgung über der 100-Prozent-Marke - noch - gewährleistet. Doch auch dort werden künftig viele Mediziner in den Ruhestand gehen - die Nachfolgeregelung ist vielfach offen. Spitzenreiter in Sachen hausärztliche Versorgung im Kreis Höxter ist übrigens Beverungen: Dort liegt der Versorgungsgrad derzeit bei 115 Prozent. Dort darf sich, gemäß der Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung, kein neuer Arzt mehr ansiedeln. In Steinheim liegt der Versorgungsgrad nur bei 81 Prozent. 3,50 Arztstellen sind unbesetzt. Lesen Sie auch: Patentrezept gegen Ärztemangel: Medizinisches Versorgungszentrum für Höxter? So geht es in Höxter jetzt weiter mit dem Medizinischen Versorungszentrum In Höxter wird die Stadt drei Vertreter in eine Gesellschafterversammlung des MVZ entsenden. Den Posten der Geschäftsführerin soll Gabriele Dostal von der Beraterfirma übernehmen. Den hat sie auch beim MVZ in Marienmünster inne, aber etwa auch bei einem MVZ im lippischen Kalletal. Übrigens: In einer Ratsvorlage zur Vorbereitung des MVZ vom Juli war von einer Anschubfinanzierung von 500.000 Euro für das Projekt die Rede. Zu Folgekosten wurde in der aktuellen Beschlussvorlage aber keine Aussage getroffen - und in der Sitzung wurde darüber auch nicht gesprochen. Noch mehr Fakten zum Thema: Der Kreis Höxter hat in zehn Jahren zehn Hausarztstellen verloren

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