Hausärzte im Kreis Höxter schlagen Alarm: „Wir alle wollen mehr Zeit für Patienten“

Kreis Höxter. Laut einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung meinen nur 50 Prozent der Hausärzte, Zeit für ihre Patientinnen und Patienten zu haben. Wie schauen Mediziner aus dem Kreis Höxter auf ihre Arbeit – und was müsste sich in ihren Augen ändern, damit wieder Zeit für die wesentlichen Dinge bleibt? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat mit Ärzten gesprochen. Gerade auf dem Land schätzen Medizinerinnen und Mediziner die Zeit, die ihnen für Patienten bleibt, als eher gering ein: Nur 45 Prozent der in der Studie befragten Hausärzte beantwortete die Frage, ob Zeit dafür zur Verfügung stehe mit &bdquo;ja“ oder mit &bdquo;eher ja“. An der Befragung, die zwischen November 2024 und Februar 2025 stattfand, haben sich 3.687 Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland beteiligt. Jens Grothues, Hausarzt aus Beverungen, der im Hausärzteverband die Interessen seiner Berufskollegen vertritt, betont, dass die Zukunft der ärztlichen Versorgung aus &bdquo;Ärzteteams“ bestehe: &bdquo;Das ist die Zukunft.“ Heißt: Patientinnen und Patienten sehen künftig nur dann den Arzt, wenn es wirklich sinnvoll ist. &bdquo;Wir wollen, dass der Patient beim Arzt die Probleme ansprechen kann – dazu zählt aber nicht das Entfernen einer Zecke“, sagt er. Lesen Sie auch: Hausärzte im Kreis Höxter kämpfen gegen Budgetierung - die Politik reagiert Die Probleme mit der Software kosten Zeit Viele medizinische Aufgaben könnten, so Grothues, gut qualifizierte Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis oder anderes ausgebildetes Personal übernehmen, ohne dass die Versorgungsqualität abnehme. &bdquo;Wir wollen ja eigentlich unsere Zeit den Menschen widmen – und nicht der Bürokratie“, betont der Beverunger. Dazu kommen Probleme anderer Art, die die Mediziner laut der Studie zu bewältigen haben: 25 Prozent der Ärzte gaben an, täglich ein- oder mehrmals mit Softwareproblemen zu kämpfen zu haben. An der Stelle hofft Grothues auf &bdquo;bessere digitale Systeme“, so dass sich Mediziner wieder ihrem eigentlichen Job widmen können. Aufgrund sinkender Ärztezahl sei es rechnerisch angezeigt, dass die Arzt-Patienten-Kontakte reduziert werden. Grothues betont, dass die Zeit, die Ärzte tatsächlich mit Patienten sprechen, ohnehin deutlich schwanke – je nach Art der Beschwerden. Mehr zum Hintergrund: Hausarzt-Notstand in OWL: Wie eine kleine Gemeinde das Problem selbst löst Das stößt bei Patienten im Kreis Höxter auf Unverständnis Er räumt ein, dass es bei Patientinnen und Patienten zuweilen auf Unverständnis stoße, wenn nicht der Arzt persönlich sie untersuche. Bei ihm macht die Versorgungsassistentin Hausbesuche, sie hat dafür eine Zusatzausbildung. &bdquo;Einige Patienten haben sie anfangs gar nicht angeschaut.“ Als den Patienten dann klar geworden sei, &bdquo;die hat ja Zeit, dann standen sogar Kaffee und Kuchen auf dem Tisch“. Das passt zum Thema: &bdquo;Nie so eine Frustration erlebt“: Arzt aus dem Kreis Höxter über Bürokratie und Ärztemangel Da die Anzahl der Patienten wachse, die Anzahl der Praxen aber nicht, müssten weniger Praxen sich um mehr Patienten kümmern. Das gehe nicht, ohne dass ärztliche Aufgaben delegiert werden. &bdquo;Dadurch nimmt die Qualität nicht ab“, sagt Grothues. Sein Kollege Michael Stoltz, der gemeinsam mit einer Kollegin eine Hausarztpraxis in einem Höxteraner Ortsteil betreibt, sieht dabei allerdings noch akuten Handlungsbedarf. Immerhin sei nicht geklärt, welche Kompetenzen eine Versorgungsassistentin oder ein Physician Assistant (PA), also ein Arztassistent, habe. &bdquo;Die uneingeschränkte Verantwortung liegt beim Arzt. Wenn jemand einen Fehler macht, haftet der Mediziner.“ Damit das Praxisteam den Arzt in der Hinsicht entlasten könne, bräuchte es an der Stelle eine Neuregelung: &bdquo;Die Kassenärztliche Vereinigung muss klar definieren, was die Assistenten dürfen.“ Was nicht mehr Sache der Hausärzte sein sollte Und auch an anderer Stelle sieht der Mediziner Entlastungspotenziale für die niedergelassenen Kollegen: Er ist der Ansicht, dass die Bearbeitung der Reha- und Kuranträge nicht mehr Sache der Hausärzte seien sollen. Stattdessen sollte das Genehmigungsverfahren vereinfacht und von Spezialisten bei den Krankenkassen übernommen werden. Das jetzige Verfahren bereite in Praxen &bdquo;oft Verdruss“, so Stoltz. &bdquo;Wir alle wollen mehr Zeit für Patienten“, betont Grothues. Damit das gelingen könne, müssten die Mediziner aber nicht nur von bürokratischen Aufgaben befreit werden – auch der Patient müsse einen Teil dazu beitragen, &bdquo;damit alle einen Vorteil haben“. Dafür sei es wichtig, dass die Gesundheitsbildung der Bürger besser werde, &bdquo;damit wir von einem Reparatursystem zu einem echten Gesundheitssystem kommen“. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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