Im Notfall mehr als 20 Kilometer bis zur nächsten Apotheke im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Husten, Fieber, Kopfschmerzen: Bei Wehwehchen und Beschwerden suchen die Menschen in der Regel in der Apotheke Hilfe. 16.732 davon gibt es laut Apothekerschaft deutschlandweit. Täglich versorgen sie bis zu drei Millionen Kundinnen und Kunden. &bdquo;Wir geben nicht nur Medikamente ab, wir beraten unsere Patientinnen und Patienten persönlich, wir prüfen die Medikation und sorgen darüber hinaus mit vielen weiteren Leistungen für eine sichere Versorgung – jeden Tag“, sagt Apotheker Björn Schmidt, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Höxter. Doch das Netz der Apotheken vor Ort wird dünner: In ganz Deutschland schließen immer mehr Apotheken für immer. &bdquo;Die Zahl der Apotheken nimmt überall weiter ab, auch bei uns in der Region“, weiß Björn Schmidt. In Deutschland hat die Zahl der Apotheken mit 16.732 nun sogar den niedrigsten Wert seit 1977 erreicht. Im Kreis Höxter wird als Nächstes die Corvinus-Apotheke in Lüchtringen schließen. Weil Inhaberin Ilona Langfahl-Klabes, wie berichtet, partout keinen Nachfolger für die einzige Apotheke im Ort finden konnte. &bdquo;Es gab zwar ein paar Interessenten, aber aufs Dorf wollte dann niemand“, erklärte die Apothekerin der NW Mitte Oktober. Am Samstag, 13. Dezember, wird die Corvinus-Apotheke ein allerletztes Mal öffnen. Jede Stadt im Kreis Höxter hat noch Apotheken Aponet, das offizielle Gesundheitsportal der deutschen Apothekerinnen und Apotheker, weist für Höxter jetzt noch fünf Apotheken aus – alle in der Kernstadt. Die Apotheke in Lüchtringen öffnet nur noch wenige Tage. In Brakel gibt es drei Apotheken, auch sie befinden sich alle in der Kernstadt. Nieheim und Marienmünster (Vörden) müssen mit jeweils einer Apotheke auskommen. In Steinheim sind’s immerhin wieder drei. Dorf-Apotheke schließt: Höxteranerin konnte partout keine Nachfolge finden Bad Driburg als Klinikstandort kommt auf vier Apotheken – drei davon an der Langen Straße. Ebenfalls vier Apotheken in Beverungen. In der Städten Willebadessen und Borgentreich gibt es zwei beziehungsweise eine Apotheke. Kranke Bürgerinnen und Bürger müssen ausweichen, zum Beispiel nach Warburg, wo sechs Apotheken zur Verfügung stehen. Verschiedene Gründe dafür, dass Apotheker keine Nachfolge finden 141.000 Einwohnerinnen und Einwohner vorausgesetzt, ist jede von ihnen statistisch offenbar für rund 4.700 Menschen zuständig. Das ist prinzipiell eine gute Zahl. Zum Vergleich: In Deutschland versorgte eine Apotheke Ende 2023 im Durchschnitt 4.819 Menschen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Anders als Ilona Langfahl-Klabes hat Apotheker Björn Schmidt in erster Linie wirtschaftliche Gründe für das Apothekensterben identifiziert: &bdquo;Seit 2013 gab es keine Honoraranpassung für die Apotheken vor Ort, während die Kosten in allen Bereichen gestiegen sind. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Nicht einmal an die Inflation wurde das Packungshonorar angepasst “, fasst der Apotheker die Lage zusammen. Ein Blick auf konkrete Apotheken-Notdienste im Kreis Höxter Eine Entwicklung, die Schmidt mit großer Sorge betrachtet, nicht zuletzt angesichts des demografischen Wandels und der Herausforderungen, die damit auf das deutsche Gesundheitssystem zukommen: &bdquo;Apotheken sind fest im öffentlichen Leben verankert und wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Mit jeder Apotheke, die schließt, werden die Wege für Patientinnen und Patienten weiter. Gleichzeitig geht mit jeder Schließung ein Stück wichtige Versorgungsstruktur verloren.“ Zu viel Bürokratie: Apothekerin aus dem Kreis Höxter schlägt Alarm Schon jetzt müssen Menschen im Kreis Höxter mitunter weit fahren, wenn sie Medikamente brauchen. Besonders nachts oder an Sonn- und Feiertagen. Am Sonntag, 7. Dezember, beispielsweise haben Brakelerinnen und Brakeler laut Aponet die Auswahl zwischen der Solling-Apotheke in Holzminden (Entfernung vom Brakeler Stadtkern: 22,4 Kilometer), der Apotheke im Heitheckerhaus in Horn Bad-Meinberg (23,9 Kilometer) oder Kastanien-Apotheke in Paderborn (25,3 Kilometer). Entfernung, die zum Beispiel mit dröhnendem Kopfschmerz wie Kaugummi ziehen können. Noch schwieriger wird es für Menschen, die zu krank zum Fahren sind – oder gar kein Auto haben. Apotheken sind den Menschen im Kreis Höxter sehr wichtig Durchschnittlich leisten jede Nacht etwa 1.100 Apotheken in Deutschland den Notdienst und versorgen bis zu 20.000 Menschen mit dringend benötigten Arzneimitteln. Nicht immer kann dabei ein Fertigarzneimittel zum Einsatz kommen – zum Beispiel bei Kindern. &bdquo;Sie brauchen mitunter spezielle Dosierungen oder Darreichungsformen. Diese sogenannten Rezeptur-Arzneimittel stellen die Apotheken vor Ort in ihren Laboren individuell und passgenau her“, erklärt Schmidt. Für 96 Prozent aller Deutschen ist die Apotheke vor Ort entweder &bdquo;sehr wichtig“ oder &bdquo;eher wichtig“. Das zeigt eine Forsa-Umfrage. Zwei Drittel (64 Prozent) aller Erwachsenen nutzen die Apotheke vor Ort mindestens einmal pro Monat. Und sie können sich für die Zukunft auch weitere Leistungen und Angebote in den Apotheken vor Ort vorstellen. Björn Schmidt: &bdquo;Wir sind Heilberuflerinnen und Heilberufler aus Überzeugung und wollen auch künftig für unsere Patientinnen und Patienten da sein. Eine zukunftsfähige Rolle der Apotheken kann es indes nur geben, wenn die Strukturen gestärkt werden und dazu gehört auch eine entsprechend angepasste Honorierung.“ Deshalb müsse die Politik jetzt rasch handeln und die Apotheken vor Ort wirtschaftlich stärken. &bdquo;Sonst müssen weitere Apotheken schließen und die Wege in der Versorgung werden länger – auch im Nacht- und Notdienst“, befürchtet der Nieheimer Apotheker.

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