10 Jahre Frauenberatungsstelle

Gewalt gegen Frauen findet auch im Kreis Höxter immer häufiger digital statt

Die Frauenberatungsstelle im Kreis Höxter hat in den vergangenen Jahren 1.300 Betroffene in mehr als 4.000 Gesprächen beraten. Seit wenigen Monaten haben die Beraterinnen neue Möglichkeiten, Opfer zu erreichen.

Frauen finden bei der AWO im Kreis Höxter eine Anlaufstelle, wenn sie häusliche oder sexualisierte Gewalt, Zwangsheirat, Stalking oder sexualisierte digitale Gewalt erleiden. | © Fabian Sommer/dpa

01.11.2025 | 01.11.2025, 09:00

Höxter. Die Zahlen zum kleinen Jubiläum sind alarmierend. 1.300 Frauen aus dem Kreis Höxter haben in den vergangenen zehn Jahren die Frauenberatungsstelle der AWO um Hilfe gebeten. Eine Zahl, die verdeutlicht, wie notwendig die Gründung einer Frauenberatungsstelle für den Kreis Höxter im Jahr 2015 war.

Seit nun zehn Jahren engagieren sich die Beraterinnen gegen Gewalt an Frauen und haben in über 4.100 Beratungen den 1.300 Frauen aus dem Kreis Höxter auf ihrem Weg in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben unterstützt.

„Vor nun zehn Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht, Frauen zu ermutigen, ihr Leben selbstbestimmt und frei von Gewalt zu führen. In der Beratung wachsen Zuversicht und Mut für neue Schritte. Wir konnten in dieser Zeit viele Frauen in ein gewaltfreies Leben begleiten, aber sind noch lange nicht am Ziel. Unser Angebot ist heute noch genauso wichtig wie in den Anfängen,“ betonen die Beraterinnen.

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Großer Bedarf im Kreis Höxter schon vor dem Start im Jahr 2015

Die Frauenberatungsstelle hatte nach einem langen Weg im September 2015 ihre Arbeit aufgenommen, um Frauen im Kreis Höxter eine professionelle Unterstützung anbieten zu können. Dabei unterstützen und begleiten sie Frauen jeglicher Herkunft und Lebensweisen. Der Bedarf für diese Beratungsstelle, die ein konzentriertes und dennoch dezentralisiertes Angebot für die Frauen im Kreis Höxter darstellt, war lange gegeben.

„Die Durchsetzung konnte aufgrund des starken Engagements des Arbeitskreises gegen Gewalt an Frauen und Kindern im Kreis Höxter, der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Höxter, dem Zonta-Club und anderen für dieses wichtige Thema sich engagierenden Menschen und Kooperationspartner erreicht werden.“, so Sabine Heikenfeld, Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Höxter.

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Frauenberatungsstelle in Höxter fest etabliert

Rückblickend hat sich die Beratungsstelle mittlerweile fest als Fachberatungsstelle gegen Gewalt an Frauen in der kreisweiten Hilfelandschaft etabliert. Die Notwendigkeit der Arbeit hat an Aktualität nicht verloren, was sich auch in den steigenden Beratungszahlen widerspiegelt. „Mit rund 500 Beratungsgesprächen im Jahr unterstützten wir bisher Frauen auf ihren individuellen Wegen aus der Gewalt. Die Zahlen sind steigend“, so Heikenfeld. Dabei sind häusliche Gewalt, Stalking, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, digitale Gewalt und Zwangsheirat einige Themen, mit denen die Beraterinnen konfrontiert werden.

Die Beraterinnen berichten, dass nach wie vor der Großteil der Fälle der häuslichen Gewalt zuzuschreiben sind und die Hilfe suchenden Frauen meist mittleren Alters sind. Auch nimmt die digitale Gewalt immer mehr an Bedeutung zu und stelle eine große Herausforderung in der Beratung dar.

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Zusammenarbeit auch mit der Kreispolizeibehörde

Ein wichtiger Meilenstein war am Ende des vergangenen Jahres die Etablierung der Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde Höxter: Bei Einsätzen zu häuslicher Gewalt informiert die Polizei mit Einverständnis der Frauen die Frauenberatungsstelle, die dann „proaktiv“ auf die betroffenen Frauen zugehen und das Beratungs- und Hilfeangebot darstellen kann. „Dieser Schritt ist wichtig, denn oft haben die Frauen in dieser für sie höchst belastenden Situation nicht die Kraft, sich eigenständig Unterstützung zu suchen,“ berichten die Beraterinnen.

Neben der Beratung sind auch die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit wichtige Bestandteile der Arbeit. Diese umfangreichen Arbeitsgebiete leistet die Frauenberatungsstelle mit zwei in Teilzeit angestellten Mitarbeiterinnen, deren Stellen zu einem großen Teil durch Mittel vom Land NRW finanziert werden. Auch wenn diese öffentliche Förderung wesentliche Voraussetzung für die Absicherung der Frauenberatungsstelle ist, so decken die Zuschüsse bei Weitem nicht die gesamten Kosten der Arbeit ab. Spenden und Zuschüsse vom Kreis Höxter, Zonta-Club Höxter sowie Eigenmittel des AWO-Kreisverbands Höxter sind unabdinglich, um weiterhin bestehen zu können, betont die Beratungsstelle.