Spezielle Beratungsstelle im Kreis Höxter – wie Kindesmissbrauch aufgedeckt werden kann

Kreis Höxter. Der eigene Vater, Stiefvater oder Großvater: Laut dem Amt der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs sind in 90 Prozent der Fälle Männer aus dem Nahfeld die Täter. Es geht um sexualisierte Gewalt gegen Kinder. Um sexuellen Missbrauch im Kreis Höxter besser zu bekämpfen, bietet die Caritas seit April 2024 eine Beratungsstelle für Verdachtsfälle an. Besteht ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch eines Kindes oder eines Jugendlichen, gibt das Kreisjugendamt der Beratungsstelle einen Hinweis. Ziel der Beratungsstelle ist aber keine Therapie, um das Erlebte aufzuarbeiten, sondern vielmehr zu erfahren, ob ein Missbrauch überhaupt stattgefunden hat und wenn ja, was passiert ist. &bdquo;Eine Therapie können wir dann im Anschluss starten, damit das Kind die Erfahrung auch verarbeiten kann“, sagt Sandra Pflug, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Bislang konnte so etwa 40 Kindern und Jugendlichen in der Beratungsstelle geholfen werden. Was passiert in der Beratungsstelle des Kreisjugendamtes überhaupt? Nach der Kontaktaufnahme des Jugendamtes wird mit dem Kind ein erster Termin abgesprochen. &bdquo;Die ersten Termine dienen uns vor allem zur Kontaktanbahnung mit dem Kind“, sagt sie weiter. Es geht dabei noch nicht darum, das eigentliche Thema des Missbrauchs zu besprechen, sondern um eine Bindung zu dem Kind herzustellen. Weitere Termine sollen in einem engen Zeitraum erfolgen. &bdquo;Uns ist vor allem wichtig, erst einmal eine vertrauensvolle Ebene zu dem Kind zu schaffen.“ Lesen Sie auch: Jugendausschuss des Kreises Höxter fordert mehr Prävention gegen sexualisierte Gewalt Bis zum Abschluss der Beratung können so bis zu 18 Termine erfolgen. Ist eine Bindung zu dem Kind aufgebaut, tasten sich die Mitarbeiterinnen vorsichtig an die Thematik an. &bdquo;Je nach Alter des Kindes arbeiten wir mit Bilderbüchern, Spielen oder führen Aufklärungsgespräche“, sagt Daniela Resem, die ebenfalls in der Beratung arbeitet. Mit Kindern ab zehn Jahren könne über die Thematik auch schon gesprochen werden. Bei jüngeren Kindern sei das aber oft schwer. &bdquo;Die ganz Kleinen haben oft auch einen großen Loyalitätskonflikt zu ihren Eltern und wollen diese nicht gleich belasten“, sagt Resem weiter. Daher werden zunächst Bilderbücher und Spiele benutzt. Über das Thema sexualisierte Gewalt zu sprechen ist oft schwer Thema der Spiele und Bücher sind dabei immer der eigene Körper und die eigenen Gefühle. &bdquo;Wir arbeiten zum Beispiel mit Puppen, die von den Kindern an und ausgezogen werden können“, sagt Resem. &bdquo;Wir haben unterschiedliche Puppen mit einem Schwangerschaftsbauch oder auch welche mit männlichen Geschlechtsteilen“, sagt sie. Die Beraterinnen schauen vor allem, worauf die Kinder ihren Fokus setzen und wie die Puppen am Ende angezogen sind. &bdquo;Wir hatten ein kleines Mädchen dabei, dass sich immer wieder auf die männlichen Geschlechtsteile der Puppen bezogen hat. Dann liegt ein Missbrauch nah“, sagt sie weiter. Lesen Sie weiter: Kindesmissbrauch in Lüdge: Das Grauen auf dem Campingplatz Durch Spiele kommen Antworten Eine andere Methode, die von den Mitarbeiterinnen oft benutzt wird, ist die sogenannte Sandspieltherapie. Die Kinder können mit verschiedenen Spielzeugen wie Tierfiguren, Bauklötzen oder Puppen in einer mit Sand befüllten Kiste ein Szenario darstellen. &bdquo;Wir hatten schon Kinder, die in der Sandkiste darstellen, wie sie sich selbst und ihre Oma mit einer Barriere von dem Vater und der depressiven Mutter schützen“, sagt sie. Während die Kinder mit dem Spielen beschäftigt sind, fragen die Mitarbeiterinnen nach, was oder wen bestimmte Figuren darstellen sollen. In diesem Beispiel wurde die depressive Mutter durch ein Zebra und der Vater durch einen Jaguar dargestellt. Getrennt wurden das Kind und die Großmutter durch ein blaues Tuch, welches einen reißenden Fluss darstellen sollte. So entsteht nach und nach ein Bild und die Mitarbeiterinnen, können bewerten, ob ein Missbrauch stattgefunden hat und was passiert sein könnte. Zum Schluss der Beratung erstellen Pflug, Resem und ihre Kolleginnen einen Einschätzungsbogen, eine Familienanamnese sowie einen Bericht über Verhaltensauffälligkeiten des Kindes. &bdquo;Danach wird entschieden, welche Maßnahmen als Nächstes ergriffen werden“, sagt Pflug.

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