Aktionstag in Höxter: So kämpfen Aktivistinnen gegen geschlechtsbezogene Gewalt

Kreis Höxter. &bdquo;Ich wünsche mir, dass viele Jungen und Männer sich mit allen Frauen solidarisieren und sie unterstützen gegen Gewalt“ steht auf einem orangefarbenen Kärtchen geschrieben, das am Montagvormittag am Wünschebaum zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen im Wind flattert. Ein berechtigter Wunsch. &bdquo;Momentan fühlt es sich so an, als würden vor allem Frauen gegen Gewalt an Frauen auf die Straße gehen“, sagt Leonore von Falkenhausen, Präsidentin den Zonta-Clubs Höxter, der die Kundgebung vor der Nikolaikirche in Höxter gemeinsam mit dem Berufskolleg Höxter, dem Verein Marah und der Gruppe Kraft-Art auf die Beine gestellt hat. Und tatsächlich sind es vor allem Frauen, die teilnehmen, manche mit orangem Pullover oder Tüchern in den Haaren, manche mit Plakaten oder Ansteckern am Revers. Dabei ist Gewalt gegen Frauen keine Frauensache - nicht nur, weil sie in der Regel von Männern ausgeht. Der Begriff Gewalt ist dabei ein weites Feld, reicht von Beleidigung, Demütigung, Körperverletzung bis hin zu Tötungsdelikten. &bdquo;Femiziden“, wie Rednerin Jutta Robrecht, Bewährungshelferin am Landgericht Paderborn, sie nennt. Ein Begriff, der sich in Deutschland nie durchgesetzt habe und stattdessen durch &bdquo;Partnertötung“ oder &bdquo;Beziehungsdrama“ ersetzt werde. Warum Männer Frauen töten &bdquo;Statistisch gesehen, wird fast jeden Tag eine Frau getötet“, ruft sie den rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörern zu. Denn das Mikro streikt, nebenan werden die Weihnachtsmarkthütten und ein Gerüst aufgebaut und zwischendurch läuten auch noch die Kirchenglocken. Nun ja, die Veranstaltung stehe ja unter dem Motto &bdquo;Starke Frauen - starke Stimmen“, wirft die Zonta-Präsidentin Leonore von Falkenhausen da ein. Aber zurück zum Thema: Bei zwei Dritteln aller Gewalttaten stamme der Täter zudem aus dem Nahbereich des Opfers. Häufig ist es der Partner oder Ex-Partner. &bdquo;Männer töten, weil sie die Frauen nicht gehen lassen wollen, weil sie sie besitzen wollen, und weil sie Frauen sind“, sagt Robrecht. Mehr Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Kreis Höxter Gewalt gegen Frauen ist dabei ein globales Problem. Sie macht weder vor Landes- noch vor Standesgrenzen halt. &bdquo;Seid euch sicher, ihr kennt jemanden von uns“, zitiert eine Schülerin eine Betroffene. Denn so sicher der Kreis Höxter generell auch ist, Frauen werden auch hier zu Opfern. 394 Fälle von häuslicher Gewalt weist die Kriminalstatistik allein für das Jahr 2023 aus. Das sind zwar 20 Fälle weniger als im Jahr 2022, allerdings war die Fallzahl während der Coronapandemie auch deutlich in die Höhe geschossen. Signifikant angestiegen sind im Jahr 2023 allerdings die Fälle von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung - und zwar von 229 Fällen im Jahr 2022 um 39 Fälle auf 268. Dazu zählen Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe, teils mit Todesfolge sowie sexuelle Nötigung. Die Aufklärungsquote beziffert die Kreispolizeibehörde Höxter dabei auf 87,69 Prozent. In neun von zehn Fällen ist der Täter ein Mann Allerdings ist dabei wichtig, zu verstehen, dass längst nicht alle Frauen, die Opfer von sexueller oder anderer Gewalt werden, auch darüber sprechen und diese zur Anzeige bringen. Im Fall der sexuellen Gewalt werden laut der Studie &bdquo;Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“, die unter Federführung des Bundeskriminalamts erstellt wurde, nur rund ein Prozent aller Sexualdelikte zur Anzeige gebracht. Bei Missbrauch oder Vergewaltigung sind es knapp zehn Prozent. Diese Studie zeigt auch, dass Gewalt- und Sexualdelikte überwiegend von Männern begangen werden - in 91 Prozent der Körperverletzungen und 95 Prozent der Sexualdelikte waren Männer die Täter. Warum Männer an der Kundgebung teilnehmen Wenn eine Frau geschlagen wird, sie sexuell genötigt, beleidigt oder getötet wird, ist sie per Definition das Opfer einer Straftat. Den Veranstalterinnen der Kundgebung ist aber wichtig, dass Frauen nicht grundsätzlich Opfer in der Gesellschaft seien. &bdquo;Frauen sind stark, eloquent und intelligent“, betont Marita Menne vom Berufskolleg des Kreises Höxter. Das quittieren viele Zuhörerinnen mit Applaus. Unter ihnen sind aber auch einige wenige Männer. Unter anderem ein Schüler, dessen Klasse an der Veranstaltung teilnimmt. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er teilnimmt, die Veranstalterinnen und seine Klassenkameradinnen unterstützt: &bdquo;Man steht dahinter.“ Außerdem glaubt er, es könne andere Männer motivieren, sich zu engagieren, wenn sie sähen, dass bereits Männer dabei sind. Lesen Sie auch: Frauenhaus im Kreis Höxter bietet Opfern häuslicher Gewalt seit 30 Jahren Schutz Ein anderer Mann, der zuhört und sich auch an der Wünschebaum-Aktion beteiligt, hat selbst Bekanntschaft mit Frauen gemacht, die Opfer von Gewalt wurden. Es sei &bdquo;erschreckend“, was Frauen angetan werde. Er wolle seine Kinder vor Gewalt schützen und deswegen Aufmerksamkeit auf das Thema richten.

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