Inklusion und Barrierefreiheit

„Bloß kein Mitleid“: Rollstuhlfahrerin aus dem Kreis Höxter will normal behandelt werden

Claudia Tauchert wirbt beim Tag der Inklusion in der Kita Baumhaus Beverungen für mehr Akzeptanz. Und sie macht ein Angebot an andere Kindergärten.

Claudia Tauchert erläutert im Gruppenraum der Kita Baumhaus in Beverungen die Funktionsweise des Zuggeräts, das sie fest mit ihrem Rollstuhl verbunden hat. | © Burkhard Schwannecke

27.09.2025 | 27.09.2025, 12:00

Kreis Höxter. „Auf gar keinen Fall Mitleid! Das können wir gar nicht gebrauchen.“ Claudia Tauchert aus dem Borgentreicher Ortsteil Manrode hat mit ihrem „Tag der Inklusion“ in der Kita Baumhaus in Beverungen für mehr Sensibilität, Akzeptanz und Toleranz geworben. „Jeder Mensch ist einzigartig und jeder Mensch kann den anderen unterstützen. Aber wir Menschen mit Einschränkungen wollen vorher gefragt werden, denn wir wollen ein selbstbestimmtes Leben führen.“ Ihr Motto lautet deshalb: „Miteinander – gemeinsam sind wir stark.“

Die trotz ihrer schweren Erkrankung lebensfrohe Manroderin ist zurzeit mit ihren Therapiehunden regelmäßig zu Besuch in der Kita Baumhaus in Beverungen. Bei zahlreichen Gesprächen mit Kitaleiterin Meike Becker von Projekt Begegnung wuchs in ihr die Idee, für die Kinder und ihre Eltern ganz bewusst das Thema Inklusion einmal in den Mittelpunkt zu stellen.

„Viele Menschen wissen nicht, wie man mit mir Rollifahrerin richtig umgehen soll, dabei ist die Antwort ganz einfach – normal! Ein Lächeln beispielsweise kann auch mir den Tag versüßen. Ein nettes Wort oder ein Gruß – das stimmt mich auch positiv. Ganz im Gegenteil zu den Menschen, die wegschauen, wenn sie mich erblicken.“

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„Barrieren entstehen nur im Kopf“, sagt die Frau im Rollstuhl

„Eigentlich dürften wir über Inklusion gar nicht sprechen, sondern es müsste bei allen Menschen verankert sein“, sagt Claudia Tauchert. „Denn Barrieren gibt es nicht, Barrieren entstehen nur im Kopf, alles andere kann man abbauen.“ Um zu zeigen, wie flexibel sie trotz ihrer nicht mehr funktionierenden Beine ist, hatte sie neben ihrem normalen Rollstuhl einen motorgetriebenen Rollstuhl, ein Zuggerät und ein Handbike mitgebracht.

Die Kinder und ihre Eltern konnten so erleben, wie viel Spaß diese Hilfsmittel bereiten können. Wenig später nutzten alle die Gelegenheit, solche Spezialgefährte einmal auszuprobieren. Bei selbst gebackenem Kuchen und warmen Getränken ergaben sich angeregte Gespräche, die dazu beigetragen haben, Taucherts Ziel ein wenig näherzukommen.

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Wegen der sehr guten Resonanz in der Kita Baumhaus hat sich Claudia Tauchert entschlossen, solch einen Tag der Inklusion auch anderen Einrichtungen, Schulen und Kindergärten anzubieten. Wer also Interesse hat, kann sich gerne bei ihr melden unter der E-Mail-Adresse: claudiatauchert@yahoo.de