Inklusion in Herford: Kita-Kinder überwinden Barrieren mit Gebärdensprache

Herford. In dieser Herforder Kita gibt’s keine Verständigungsschwierigkeiten. Denn wenn Kinder und Erzieher mit Worten nicht weiterkommen, können sie auch Gebärdensprache nutzen. Doch warum setzt man überhaupt auf dieses zusätzliche Kommunikationsmodell? Die NW hat nachgehakt. Bereits seit knapp einem Jahr werden in der AWO-Einrichtung im Stadtteil Eickum sogenannte lautsprachenunterstützende Gebärden – kurz LUG – in den Kita-Alltag eingebracht. Inklusion wird dort nicht nur auf dem Papier großgeschrieben. Und tatsächlich haben offenbar alle Mädchen und Jungen mächtig Spaß daran. Kita-Leiterin Elvira Löwen unterstützt den Einsatz von LUG jedenfalls ausdrücklich, sorgt für die notwendige strukturelle Unterstützung. Eingeführt hatte die Gebärdensprache in der Kita an der Stedefreunder Straße allerdings Inklusions-Fachkraft Anja Vogtländer-Bylitza. 2024 wurde ein Kind mit Integrationshintergrund aufgenommen, für das LUG als Sprachunterstützung empfohlen wurde. &bdquo;Und dann haben wir als Team gesagt, wir probieren das Modell auch bei uns aus.“ Lesen Sie auch: Mehr als Betreuung: Diese Kita im Kreis Herford wird zum Familienzentrum Kinder interessieren sich für Gebärden Seither wird auch mit Gebärden kommuniziert. Allerdings im Vergleich zur regulären Deutschen Gebärdensprache, die sogar richtige Grammatikregeln kennt, in einer abgespeckten Version. &bdquo;Wir konzentrieren uns darauf, nur die ein oder zwei wichtigsten Wörter in einem Satz darzustellen. Dann weiß man auch, was das Gegenüber von einem möchte. Und das klappt echt gut“, so Vogtländer-Bylitza. Dass in der Eickumer Kita einiges anders läuft, fällt schon beim Betreten des Gebäudes auf. An mehreren Stellen stößt man auf Bildkarten. Beispielsweise an der Toilettentür – dort ist die Gebärde fürs WC abgebildet. An der Küche finden sich ebenfalls Abbildungen, die die Funktion des Raums nonverbal darstellen. &bdquo;Dazu gibt’s bei uns immer eine Gebärde der Woche, die bei uns an der Infowand hängt“, sagt Christiane Bergedieck, stellvertretende Leitung der Kita. Auch sie ist Feuer und Flamme für das LUG-System – so wie alle ihre Kolleginnen. Im Morgenkreis in jeder der vier Kita-Gruppen – in der AWO-Einrichtung werden rund 70 Kinder zwischen einem und sechs Jahren betreut – kommen ebenfalls Alltagsgebärden zum Einsatz. &bdquo;Schon die Jüngsten fangen damit an. Und die lernen wirklich schnell“, betont Anja Vogtländer-Bylitza. Da werden die Wochentage per Fingerzeig geübt, die Bezeichnungen für die Mahlzeiten oder unterstützende Gebärden für die Gespräche mit den Kindern. Auch Verhaltensregeln können so für alle transparent und verständlich dargestellt werden. Per App-Videos werden darüber hinaus stets neue Gebärden eingeübt: &bdquo;Oft kommen die Kinder von sich selbst zu uns, wollen wissen, wie man ein bestimmtes Wort darstellt. Die sind wirklich sehr neugierig.“ Mehr zum Thema: Herforder Pflegerin nutzt Gebärdensprache im Berufsalltag Alle profitieren von dem Modell Doch natürlich wird auch auf die &bdquo;normale Sprachförderung“ in der AWO-Einrichtung allergrößten Wert gelegt. Allerdings erleichtere das LUG-Modell in vielerlei Hinsicht die Kommunikation mit den Jungen und Mädchen, trage darüber hinaus auch zur regulären Kommunikations- und Sprachentwicklung der Kita-Kids bei. Christiane Bergedieck erklärt: &bdquo;Wir nutzen die Gebärden sozusagen auch sprachanbahnend und natürlich sprachunterstützend.“ Nicht nur kleine Kita-Gänger mit Schwierigkeiten beim Spracherwerb würden übrigens im besonderen Maße profitieren. &bdquo;Auch für Kinder, die zu uns kommen und noch gar kein Deutsch können, wird die Kommunikation so einfacher. Dazu wird dadurch ihr Selbstbewusstsein gesteigert – und auch für unser Team ist es eine Erleichterung“, ergänzt Anja Vogtländer-Bylitza. Dazu komme noch: Von vielen Eltern habe es bereits positive Rückmeldungen in Sachen &bdquo;Gebärdensprache light“ gegeben: &bdquo;Die sind baff, wie schnell ihr Nachwuchs das lernt und verinnerlicht. Und sie sind auch selbst neugierig: Sie fragen nach, ob wir ihnen nicht auch geläufige Gebärden auf Papier ausdrucken und mitgeben können.“ Tagtäglich werde in Eickum der Gebärden-Wortschatz erweitert. &bdquo;Wenn neue Mädchen und Jungen zu uns stoßen, lernen sie schon viel von den Älteren“, berichtet die Inklusions-Expertin und meint abschließend: &bdquo;Das ist eine Win-win-Situation für uns alle!“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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