Ressourcen im Müll: Kreis Höxter sagt Verschwendung den Kampf an

Kreis Höxter. Es sind ambitionierte Ziele, die sich der Kreis Höxter durch die geplante Zertifizierung als sogenannter Zero-Waste-Kreis vorgenommen hat. Bislang haben solch eine Zertifizierung nur urbane Großstädte erhalten. Damit der Kreis Höxter die Auszeichnung bekommt, will er die Zahl der Siedlungsabfälle bis 2030 um zehn Prozent reduzieren, bis 2035 um 15 Prozent. Die Restabfälle sollen um 20 Prozent bis 2030 sinken, bis 2035 sogar um 30 Prozent. Mit welchen Mitteln dieses Ziel erreicht werden könnte, erklärte Manfred Santjer vom Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management (INFA) jetzt den Mitgliedern des Umweltausschusses: Der Fachmann stellte der Politik konkrete Maßnahmen vor, entwickelt wurden sie während verschiedener Workshops, an denen sich auch Bürger und Bürgerinnen beteiligt hatten. Darum geht es konkret. &bdquo;Zero Waste bedeutet nicht, dass es keinen Müll gibt, sondern die Verschwendung soll auf Null reduziert werden“, stellt Santjer klar. Konkret heißt das, dass die Müllmenge zwar reduziert wird – siehe das ehrgeizige Ziel von bis zu 30 Prozent; dieses soll aber auch dadurch erreicht werden, dass bestenfalls keine Wertstoffe oder Lebensmittel im Müll landen. Denn sie sind wertvoll. Wie kann das gelingen? 25 konkrete Maßnahmen, um den Müll zu reduzieren &bdquo;Der Kreis Höxter ist mit der Restabfallmenge ohnehin schon gut aufgestellt“, ordnete Fachmann Santjer den Ist-Zustand ein. Es sei für das Thema bereits eine &bdquo;große Sensibilität vorhanden“. Aber er immer wieder fallen die Worte &bdquo;noch mehr“ und &bdquo;vermeiden“. Der Fokus ist dabei zunächst auf private Haushalte gerichtet, könne aber auch auf gewerbliche Abfälle ausgeweitet werden. &bdquo;Das Kerngeschäft ist die Abfallberatung“, sagt der Experte. In den Arbeitsgruppen wurden bereits 140 Methoden zur Reduktion der Abfallmenge zusammengetragen. 25 konkrete Maßnahmen hat Santjer herausgepickt und näher beschrieben. Die übrigen Ideen gehen aber nicht verloren, sondern werden in einem Ideenspeicher verwahrt. Analyse in der Vergangenheit bereits hilfreich Ein wichtiger Bestandteil ist die Analyse des Restabfalls. &bdquo;Wie sieht es in der Grauen Tonne eigentlich aus?“, skizziert der Fachmann die Fragestellung. Nur wer weiß, was weggeworfen wird, kann verstehen, wie sich die Menge reduzieren lässt. Eine solche Analyse kann der Kreis selbst durchführen oder ein externes Unternehmen beauftragen. Einmal hat die Kreisverwaltung eine solche Analyse schon umgesetzt: Und festgestellt, dass zu viele kleine Elektrogeräte im Restmüll landen, erinnert Bereichsleiterin Kathrin Weiß vom Kreis Höxter. Daraufhin seien Elektronikschrottcontainer aufgestellt worden, die geholfen haben, die Anzahl zu reduzieren. Santjer verdeutlicht, dass es genau um solche Erkenntnis und daraus abgeleitete Maßnahmen gehe. &bdquo;Wir werden es nicht schaffen, dass keine Wertstoffe mehr im Restmüll sind, aber wir können die Leute motivieren.“ Ein weiterer Schritt auf dem Weg dahin ist die Abfallberatung. Kostenpunkt für eine externe Analyse laut dem Experten: rund 20.000 Euro. Kreis soll zusätzlichen Abfallberater bekommen Bürger können durch Beratung für die Vermeidung von Verschwendung sensibilisiert werden, ist Santjer überzeugt. Laut seiner Präsentation ist der Kreis Höxter bei dieser Aufgabe im Vergleich mit anderen Kreisen &bdquo;eher unterbesetzt“. Die Personalkosten für einen zusätzlichen Abfallberater schlagen seinen Berechnungen zufolge mit rund 75.000 Euro pro Jahr zu Buche. Auch Tausch-und-Geschenke-Märkte könnten dazu beitragen, dass Menschen sich vor Konsumentscheidungen bewusster Gedanken machen. Santjer nennt als Beispiel eine Schlagbohrmaschine. Viele Haushalte verfügen über eine, genutzt werde sie insgesamt &bdquo;im Schnitt zwei bis drei Minuten“. Wenn ein Bewusstsein dafür entwickelt werde, könnte eine Tauschbörse helfen, solche Werkzeuge dann verfügbar zu machen, wenn sie wirklich gebraucht werden. Gleiches gelte für Repair-Cafés – die gibt es im Kreis Höxter schon in Brakel, Steinheim, Beverungen und Scherfede. Der Kreis könnte bei der Gründung neuer Cafés unterstützen. Weniger Müll gleich weniger Kosten Weitere Maßnahmen, wie etwa abschließbare Biotonnen für Mehrparteienhäuser, die Weiterentwicklung der Abfall-App, die Vernetzung mit weiteren Zero-Waste-Kommunen, Aufklärungskampagnen, Zero-Waste-Wettbewerbe und mehr – all das soll helfen, die Ziele zu erreichen. Wenn weniger Restmüll anfällt, landet weniger Müll in der Müllverbrennungsanlage in Bielefeld. Santjer hat errechnet, dass das zu einer finanziellen Ersparnis von rund 150.000 Euro führen würde – vorausgesetzt, das gesteckte Ziel wird tatsächlich erreicht. Auch die CO2-Steuer, die für die Verbrennung seit diesem Jahr erhoben wird, verringerte sich entsprechend. Kreistag muss im Oktober entscheiden Dies wiederum führt, logischerweise, dazu, dass das Abfallsystem im Kreis Höxter die Gebühren im Idealfall nicht erhöhen müsste. Klingt gut. Aber ist das alles realistisch? Kathrin Weiß ordnete die Ziele ein – und sagte, dass es etwa beim Wegwerfen von Lebensmitteln viele Potenziale gebe: &bdquo;Wir finden ganz viele Lebensmittel im Restmüll“. Sinnvoll wäre es, wenn es gelänge, den Bürgern zu zeigen, was mit Lebensmitteln passieren könne, &bdquo;die nicht mehr so optimal aussehen“. Heinz Seifert machte für die CDU deutlich, dass sie das Konzept als &bdquo;weiteren Meilenstein“ sehe, es helfe, &bdquo;unsere Abfallwirtschaft besser aufzustellen“. Es sei allerdings auch mit viel Arbeit verbunden, er sei jedoch zuversichtlich, &bdquo;dass das klappen wird“. Die Umsetzung des Konzepts in einem ländlichen Raum wie Höxter stelle ein Alleinstellungsmerkmal dar. Die Mitglieder des Umweltausschusses des Kreises Höxter votierten einstimmig bei einer Enthaltung dafür, dass die Ziele des Zero-Waste-Projekts in Angriff genommen werden, dass eine Abfallberatungs-Stelle geschaffen und dass der Kreistag die Zertifizierung beim Verein Zero Waste beantragt. Das Gremium tagt bereits am ersten Oktober.

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