Weserpegel bei Höxter droht der Absturz

Kreis Höxter. Weniger als 30 Millionen Kubikmeter Wasser sind aktuell noch im Edersee. Klingt viel, ist aber schon jetzt einer der niedrigsten Werte der vergangenen Jahrzehnte. Und für den Kreis Höxter relevant, weil die Talsperre die Weser mit Wasser stützt. Und deren Pegel ist nach einer kleinen &bdquo;Regenwelle“ am vergangenen Wochenende wieder deutlich auf gerade mal 70 Zentimeter gefallen. Wie weit kann es noch abwärts gehen? Weil die Experten vom zuständigen Wasserschifffahrtsamt Weser fürchten, dass in den kommenden Wochen weiterhin nur sehr wenig Regen fällt, haben sie die Abgabemenge der Edertalsperre nochmals reduziert – auf fünf Kubikmeter pro Sekunde. So hoffen sie, irgendwie durch den Herbst zu kommen, bis dann – ebenso hoffentlich – wieder etwas regenreichere Monate einsetzen. Einen negativen Rekordwert stellt der aktuelle niedrige Wasserstand in der Weser noch nicht dar. So wurden beispielsweise im Dürrejahr 2018 an der Messstelle in Corvey nur noch 65 Zentimeter gemessen. Und auch an der Edertalsperre gab es Anfang September schon niedrigere Werte. Allerdings nur fünf Mal seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1914 – und wenn man von der kriegsbedingten Zerstörung im Mai 1943 mal absieht. Trotz Niedrigwasser: Es besteht Lebensgefahr Wie tief die Pegel in diesem Herbst noch sinken können, lässt sich nur schwer abschätzen – alles hängt von den Niederschlägen ab. Die aktuelle Vorhersage des Weserschifffahrtsamtes reicht bis nächsten Mittwoch. Er pendelt in Corvey um den aktuellen Wert, wenn es nicht regnet. Der niedrige Wasserstand hat zwischen Höxter und Beverungen schon erste kleine Schätze zutage gefördert. Gleichwohl warnt die Lebensrettungsgesellschaft davor, im Fluss zu waten oder zu baden. Die Strömung bleibe hoch, es besteht Lebensgefahr. Lesenswert: Lebensgefahr Niedrigwasser: Diese Gefahren lauern in der Weser bei Höxter Aber zurück zur Prognose. Auch wenn es keine längerfristige Vorausberechnung gibt – so ganz ins Blaue schauen die Pegel-Experten nicht. Im Gegenteil. Hier sind Statistik-Freunde am Werk, die die interessierte Öffentlichkeit an den schier unendlichen Zahlenkolonnen und Grafiken teilhaben lassen. Wer auf Verlaufslinien, Wellenberechnungen und Abgabenplanungen steht, kommt auf dem Portal wasserstand.edersee.me voll auf seine Kosten. Und das ab 1914 durchgängig für jedes Jahr. Es gibt aber auch schöne Bilder. Pegelstände der Nebenflüsse auf niedrigem Niveau Der Rückblick hilft, die aktuelle Situation einzuordnen. Extreme Tiefststände am Edersee gab es bis in die 1980er-Jahre relativ regelmäßig, auch weil die Abgabensteuerung eine andere war. Der absolute Tiefpunkt wurde bereits am 16. Dezember 1959 erreicht. Da wurden nur noch 9,1 Millionen Kubikmeter Wasser im See gemessen. Ungewöhnlich, denn in der Regel setzt spätestens Ende September eine deutliche Entspannung ein. Die bräuchte es noch dringender an den kleineren Flüssen im Kreis Höxter, die unter der seit Februar anhaltenden extremen Regenflaute besonders leiden. Auch das lässt sich in dramatischen Zahlen ablesen. In den vergangenen sechs Monaten hat es in Höxter gerade mal 237,2 Liter Regen pro Quadratmeter gegeben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nach Daten der Campus-Wetterstation in Höxter 547,5 Liter. Besondere Funde: Niedrigwasser im Kreis Höxter: 15-Jähriger findet alte Schätze in der Weser Entsprechend dümpeln die meisten Pegelstände der Nebenflüsse im Kreis Höxter auf niedrigen Werten vor sich hin. Bever, Beber, Nethe und Aabach zählt der Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter, Frank Grawe, als Beispiele auf. An der Emmer in Steinheim haben einige Messgeräte wegen der Niedrigwerte bereits ganz aufgegeben. Zu wenig Regen: Die Auswirkungen auf die Tierwelt Oberflächlich betrachtet, fließt halt nur noch ein kleines Rinnsal durchs Flussbett. Für die Tierwelt ist das aber dramatisch, wenn auch selten sichtbar. Wenig Wasser bedeutet, dass Nährstoffeinträge beispielsweise durch Klärwerke und Fischteiche weniger verdünnt werden. Das vertragen insbesondere Kleinstlebewesen nicht gut – die brauchen möglichst klares Quellwasser, sagt Grawe. Experten-Interview: Stützung des Weserpegels im Kreis Höxter wohl nur noch bis August möglich Wenig Wasser heißt auch, dass die Wassertemperatur schneller steigt, was sich deutlich auf den Sauerstoffgehalt auswirkt. Immerhin: Der Sommer war zwar vergleichsweise niederschlagsarm, es gab aber auch viele Wolkentage und seltener extrem heiße Temperaturen. Das habe die schwierige Situation etwas gelindert, sagt Grawe. Auch wenn man selbst als Naturfreund die Kleinstlebewesen kaum sieht, haben sie eine enorm wichtige ökologische Funktion. Nicht nur als Futter für andere. Als Beispiel nennt Grawe den Bachflohkrebs. Sie fressen das Falllaub und reinigen damit das Gewässer. &bdquo;Wenn sie sich nicht gut vermehren können, ist die Selbstreinigungskraft des Gewässers eingeschränkt“, erklärt der Experte. Grüne Infrastruktur: Kreis Höxter will sich vorbereiten Weil infolge des Klimawandels damit gerechnet wird, dass diese Phasen immer häufiger auftreten, versuchen Landschaftsstationen, Kreis und Kommunen, mit einem millionenschweren Förderprojekt &bdquo;Grüne Infrastruktur“ entgegenzuwirken. Passend dazu: Naturschutz-Offensive im Kreis Höxter: Millionen für Amphibien Mehr Auenlandschaften, mehr kleine Stillgewässer sollen mehr Wasser an den Nebenflüssen halten – und bei Hochwasser wiederum als Puffer dienen. Mit einer Zusage des Fördergelds wird in den kommenden Wochen gerechnet.

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