Hackerangriff auf Arntz Optibelt in Höxter: Fachleute der Polizei in Bielefeld eingeschaltet

Höxter. Das Unternehmen Arntz Optibelt mit Hauptsitz in Höxter gehört in der Region zu den größten Arbeitgebern – entsprechend groß war die Aufregung, für die diese Nachricht vom Montagmorgen gesorgt hat: Demnach hat die Unternehmensgruppe &bdquo;in den Morgenstunden des 25. August festgestellt, dass sie Ziel eines Cyberangriffes geworden ist.“ Die Unternehmensgruppe habe &bdquo;entsprechende Maßnahmen eingeleitet und eine Taskforce eingerichtet“, teilt Sprecherin Viviane Geisler mit. Sie räumte auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ ein, dass es durch den Cyberangriff zu Einschränkungen bei der Unternehmensgruppe komme, wie groß diese sind, teilte sie nicht mit. Nach Recherchen der &bdquo;Neuen Westfälischen“ ist auch die Telefonanlage des Unternehmens am Standort in Höxter betroffen. Anrufe in der Zentrale werden auf Mobiltelefone umgeleitet. &bdquo;Unser Ziel ist es, die Systeme vollumfänglich wiederherzustellen und den Betrieb so schnell wie möglich in gewohnter Weise wieder aufzunehmen“, so die Sprecherin. Ob nur der Firmensitz in Höxter betroffen ist, oder auch weitere Produktionsstandorte ist unklar. Die Arntz-Optibelt-Gruppe ist mit weltweit 2.400 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Region. Es musste, wie alle, mit den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umgehen, wie Reinhold Mühlbeyer in der Bilanzpressekonferenz im Jahr 2023 erklärt hatte. Nach besonders starken Jahren waren damals Rückschläge konstatiert worden; zehn bis 20 Prozent der Belegschaft an allen Standorten mussten damals in Kurzarbeit, war angekündigt worden. Die Arntz-Optibel-Gruppe fertigt unter anderem Keilriemen, Zahnriemen und Spezialriemen. Arntz Optibelt produziert nicht nur in Höxter Emil Arntz hatte das Unternehmen 1872 in Höxter gegründet, nach dem Zweiten Weltkrieg folgte eine rasche Expansion. Produziert wird heute neben Höxter unter anderem in Irland, China und Rumänien. Arntz Optibelt kündigte an, zeitnah über neue Erkenntnisse berichten zu wollen. Achim Reker, Sprecher der Kreispolizeibehörde in Höxter, bestätigte auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“, dass die Polizei über den Hackerangriff unterrichtet worden sei. Aktuell befassen sich demnach Fachleute der Polizei in Bielefeld mit dem Fall. Ob alle Rechner des Unternehmens betroffen sind, ob gar die Produktion aussetzen musste, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unbekannt. Laut einer Studie des Branchenverbandes Bitkom aus dem Jahr 2021 sind bereits neun von zehn Unternehmen in Deutschland Opfer von Diebstahl, Spionage und Sabotage geworden. Die Prävention von Cyberattacken ist also von elementarer Bedeutung - auch im Kreis Höxter. Ist die Produktion gestoppt - oder läuft sie weiter? Klar ist: Die Gefahr, von Attacken durch kriminelle Hacker betroffen zu werden, nimmt deutlich zu. Es ist nicht das erste Mal, das Kriminelle in der Region zuschlagen: 2020 etwa hatten es Hacker auf die Rechner des Holzmindener Unternehmens Symrise abgesehen. Damals hatten die Angreifer eine erpresserische Intention. Unbekannte hatten über das Mailprogramm Viren in das Unternehmenssystem eingeschleust. Symrise hatte damals auf die Attacke reagiert und vorsorglich einen Teil der Produktion gestoppt. Auch die gesamten Firmen-IT war vom Netz genommen worden. Ob Arntz Optibelt in ähnlicher Weise gehandelt hat - oder ob Maschinen und Rechner normal weiterlaufen, ist derzeit nicht bekannt. Laut Heiko Stoll von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen-Lippe (IHK) zu Bielefeld liegen der Kammer aktuell keine konkreten Zahlen dazu vor, wie oft es zu Cybercrime-Angriffen gegen heimische Unternehmen kommt. Die IHK sensibilisiere ihre Mitgliedsbetriebe für das Thema, Prävention sei allerdings komplex. &bdquo;Da die Gestaltung der Informationssicherheit stark von den spezifischen Gegebenheiten eines Unternehmens abhängt, lassen sich keine allgemeingültigen Empfehlungen aussprechen.“ Was Unternehmen tun sollten, um sich zu schützen Bestimmte Aspekte der IT-Sicherheit müssten jedoch stets berücksichtigt werden, um ein grundlegendes Sicherheitsniveau sicherzustellen: &bdquo;Das sind die Hauptpunkte Datensicherung, geschultes Personal, Firewall und Virenschutz, Dokumentation und Notfallplan sowie aktuelle Systeme“, sagt der IHK-Sprecher. Eine Sensibilisierung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für IT-Sicherheitsattacken sei ebenso ein wichtiger Teil einer erfolgreichen IT-Sicherheitsstrategie wie die ständige Aktualisierung der IT. Der Branchenverband Bitkom hatte die Schäden durch Cyber-Angriffe auf Unternehmen auf 223 Milliarden Euro bundesweit beziffert - das war im Jahr 2021. Heute dürften sie um ein Vielfaches höher sein. Ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums sagt auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“, erste Anlaufstelle für Unternehmer sei das vom Land geförderte Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in der Wirtschaft – es ist erreichbar im Netz unter www.digital-sicher.nrw. Das Zentrum biete ein &bdquo;breites kostenfreies Angebot, das Unternehmen hilft, ihre Digitale Sicherheit zu verbessern“. Dazu zähle etwa ein kostenfreies Beratungsangebot sowie einfach verständliche Tooltipps und Videos. &bdquo;Das Kompetenzzentrum unterstütz darüber hinaus die Unternehmen dabei, einen Notfallplan für den Fall eines Cyberangriffes aufzustellen“, sagt der Sprecher. Auch Kommunen können Opfer werden Aber auch Kommunen können ein Opfer von Cyber-Attacken werden: Im März 2021 hatten Hacker einen Phising-Angriff auf die Stadt Beverungen unterommen. Die Verwaltung habe nach dem Bekanntwerden des Angriffes den betroffenen Mitarbeiter-PC sofort vom Netz genommen, das Netzwerk ausführlich auf Schadsoftware geprüft und technische Sicherheitsmaßnahmen am Mailserver vorgenommen, hieß es damals.

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