Herforder Firma Wellteam erleidet Millionenschaden durch Cyberangriff

Herford. Die Folgen einer Cyberattacke auf die Herforder Unternehmensgruppe Wellteam vor vier Wochen waren erheblich, es entstand nach einer ersten Bilanz ein Schaden in Millionenhöhe. Dennoch gibt es wieder entspannte Gesichter in der Firmenleitung. &bdquo;Inzwischen konnte der Betrieb wieder vollständig aufgenommen werden – alle Maschinen laufen stabil, und die Auslieferung erfolgt planmäßig“, wie Wellteam-Geschäftsführer Sieghard Schöneberg in einem Pressegespräch mitteilt. Damit bestätigt Schöneberg zugleich, dass es sich bei dem Vorfall vor rund vier Wochen tatsächlich um eine Cyberattacke gehandelt hat. In seiner ersten Stellungnahme hatte Schöneberg noch von einem &bdquo;sicherheitsrelevanten IT-Vorfall“ gesprochen. Ausführlich und sehr offen erläutert Schöneberg, wie der Hersteller von Wellpappe und Verpackungen mit rund 600 Beschäftigten sowie einem Jahresumsatz von rund 115 Millionen Euro von diesem Cyberangriff getroffen wurde und welche Anstrengungen nötig waren, diese Situation zu bewältigen. &bdquo;Als klar wurde, dass wir Ziel eines Cyberangriffs geworden sind, haben wir die IT-Systeme vorsorglich abgeschaltet“, so Schöneberg. Dies sei &bdquo;ein drastischer, aber notwendiger Schritt“ gewesen. &bdquo;Von einem Moment auf den anderen stand der gesamte Betrieb still.“ Wellteam bekommt schnell Unterstützung durch IT-Experten Der Betrieb bekam, so Schöneberg, in dieser Situation schnelle Unterstützung durch externe IT-Sicherheitsexperten wie Nico Lüdemann, Geschäftsführer des Unternehmens Bluecue mit Sitz in Bielefeld. Darüber hinaus konnte die Situation mit &bdquo;dem außergewöhnlichen Engagement der gesamten Belegschaft entschlossen und strukturiert bewältigt werden“. Auch andere Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe sprangen als Helfer schnell in die Bresche, zum Beispiel bei der Beschaffung und Einrichtung neuer Geräte. &bdquo;Bereits über Nacht konnten die ersten 50 Laptops in Hüllhorst zur Abholung bereitgestellt werden“, berichtet Schöneberg. Der PC-Spezialist Wortmann lieferte kurzfristig insgesamt 185 nagelneue Laptops nach Herford. Lesen Sie auch: Produktion gestoppt: Cyberangriff legt Herforder Unternehmen lahm &bdquo;Am darauffolgenden Morgen wurde die Konfiguration und Ausgabe der Geräte durch IT-Mitarbeiter eines Großkunden aus Rödinghausen tatkräftig begleitet“, schildert Schöneberg. Dabei handelt es sich um den Küchenhersteller Häcker. &bdquo;Durch diese Hilfsbereitschaft konnte der Wiederanlauf deutlich beschleunigt werden“, lobt der Firmenchef. Die Belegschaft ihrerseits habe durch &bdquo;zahlreiche Sonderschichten“ dazu beigetragen, dass der durch den Produktionsstillstand entstandene Auftragsrückstand &bdquo;inzwischen weitgehend abgearbeitet werden“ konnte. Wellteam-Chef versichert: Kriminelle haben keine persönlichen Daten abfischen können Der betriebliche Normalzustand sei damit &bdquo;in weiten Teilen wieder erreicht“ worden, so Schöneberg. Gut 40 Experten, darunter knapp 20 des firmeneigenen IT-Teams, hätten daran gearbeitet, alle Prozesse so schnell wie möglich wieder anfahren zu können. Wie schon bei seinem ersten Gang an die Öffentlichkeit bekräftigt Schöneberg auch diesmal, dass nach bisherigem Stand der Erkenntnisse keine persönlichen Daten aus dem Unternehmen abgeflossen seien. &bdquo;Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen werden weiterhin aktiv geführt“, so Schöneberg. Der Kontakt zu den Ermittlungsbehörden, insbesondere bei der Kriminalpolizei Bielefeld, erfolge &bdquo;regelmäßig und eng abgestimmt“. Zu den genauen Hintergründen der Cyberattacke macht Schöneberg weiterhin keine genauen Angaben. Nur so viel: &bdquo;Es gibt Hinweise, aus welcher Richtung das kommt.“ Den Schaden in Millionenhöhe – genauere Angaben macht das Unternehmen derzeit nicht – wird die Wellteam-Gruppe nicht selbst stemmen müssen. &bdquo;Wir sind zum Glück versichert“, berichtet Schöneberg. Zu den Kosten zählen unter anderem die Betriebsunterbrechung, die Anschaffung neuer Hardware sowie die Analyse der Folgen der Cyberattacke. Unternehmen zieht erste Konsequenzen nach Cyberattacke Natürlich ziehe das Unternehmen aus dem Vorfall auch weitere, strukturelle Konsequenzen, wie der Firmenchef betonte. &bdquo;Für die Zukunft ist eine weitere Stärkung der IT-Resilienz vorgesehen.“ Auch stehe eine Weiterentwicklung der Notfallpläne an. &bdquo;Besonderer Wert wird dabei auf alternative Ersatzprozesse gelegt, um im Ernstfall ein höheres Maß an Handlungsfähigkeit zu gewährleisten“, so Schöneberg. Lesen Sie auch: Großinvestition: Herforder Unternehmen Wellteam setzt 25 Millionen Euro ein Der Unternehmer freut sich zudem darüber, dass es bei den rund 1.000 kaufenden Kunden des Unternehmens viel Verständnis für die Folgen der Cyberattacke gebe. Schöneberg sieht einen Grund hierfür auch darin, dass viele dieser Kunden dem Unternehmen mit seinen Standorten in Herford und Löhne bereits seit vielen Jahren die Treue halten. Dennoch hat der Vorfall natürlich auch Nachdenklichkeit im Hause Wellteam hinterlassen. Eine Cyberattacke könne grundsätzlich jederzeit wieder geschehen, sagt Schöneberg. Sein Rat an jeden Unternehmer: &bdquo;Man sollte sich der Gefahr bewusst sein.“ Man könne sich gegen Attacken schützen, auch, indem man seine Mitarbeiterschaft schule. Und: &bdquo;Eine Versicherung würde ich jedem anraten.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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