Minden-Lübbecker Familienunternehmen erholt sich von Hacker-Angriff

Petershagen. Plötzlich ging gar nichts mehr. Auf dem Server lag nur noch die Botschaft, dass die Daten gekapert wurden und die Täter ein Lösegeld fordern. Kurz nach Mittag seien die Mitarbeiter gebeten worden, nach Hause zu gehen, schildert einer von ihnen den ersten Moment nach dem Cyber-Angriff auf die Firma Jenz in Friedewalde am 13. August. Die Hacker waren durch ein Datenloch in der Firewall eingedrungen. Betroffen waren alle Programme des Maschinen-und Fahrzeugbauunternehmens, zehn Tage lang musste der Betrieb mehr oder weniger still stehen. Inzwischen laufe der Betrieb wieder fast normal, sagt Elisabeth Holland, die bei Jenz für Personal und Marketing zuständig ist und auch die vierte Generation der Unternehmerfamilie vertritt: &bdquo;Wir sind nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.“ Die Folgen seien lediglich an Kleinigkeiten zu spüren, etwa wenn eine Mail nicht durch die verschärfte Firewall kommt. Auch die Arbeit aus dem Homeoffice ist bislang noch nicht wieder möglich. Unmittelbar nach der Attacke konnte zunächst nur in der Produktion weitergearbeitet werden - so lange Teile da waren. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Kundenservice von Hacker-Angriff betroffen Eine Firewall soll Netzwerke schützen, in diesem Fall war sie das Einfallstor. &bdquo;Wir hatten gerade erst in unsere IT investiert“, so Holland. Im Frühjahr sei die Technik auf den aktuellsten Stand gebracht worden. Doch offenbar hatten die Täter, die zu einer international tätigen Gruppe gehören sollen, Kenntnis über eine Sicherheitslücke in genau diesen neuen Systemen. Darauf deute auch der Umstand hin, dass nicht nur Jenz, sondern gleich mehrere mittelständische Unternehmen attackiert worden seien. Ein menschlicher Fehler habe nicht vorgelegen. &bdquo;Wir waren wohl ein Zufallsopfer.“ Wie hoch die Lösegeldforderung war, lässt Elisabeth Holland offen. Von den zwischenzeitlich kolportierten zehn Millionen Euro sei die Summe weit entfernt: &bdquo;Das wäre ja utopisch.“ Ohnehin habe das Unternehmen nicht gezahlt, auch auf Anraten der Versicherung, die in der Folge zusätzliche IT-Experten zur Unterstützung geschickt hatte. Wirklich wichtige Daten seien nicht abhandengekommen: &bdquo;Unsere Konstruktionsdaten waren nicht betroffen“, so Holland. Jenz habe gerade zwei Tage zuvor eine Sicherung erstellt. Deutlich spürbar war der Angriff vor allem bei der Erreichbarkeit: Der Mailkontakt war abgeschnitten und auch die gerade erst auf Onlineservices umgestellte Telefonanlage war außer Betrieb. Das habe vor allem auch den Service betroffen: So konnten Kunden beispielsweise keine Ersatzteile bestellen. Lesen Sie auch: IT-Sicherheit: So können Sie sich und Ihre Daten im Internet schützen .responsive23-KnqylmbDPtMrPDNA-bar-vertical-computerkriminalitaet-im-kreis { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-KnqylmbDPtMrPDNA-bar-vertical-computerkriminalitaet-im-kreis { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-KnqylmbDPtMrPDNA-bar-vertical-computerkriminalitaet-im-kreis { padding-top: 142.86%; } } Hacker-Angriff auf Refresco im Kreis Herford Die Sicherheitslücke in der Firewall sei umgehend geschlossen worden, auch die Mitarbeiter seien noch einmal sensibilisiert worden. Wobei regelmäßige IT-Schulungen ohnehin Standard und Voraussetzung für eine Cyber-Versicherung sind. Vor allem spüren die Mitarbeiter in der IT-Abteilung heute noch die Folgen, &bdquo;auch wenn nach außen fast alles wieder normal läuft“, wie Holland sagt. In der Zwischenzeit seien alle Rechner komplett neu aufgesetzt worden, die aktuelle Bedrohung ist also gebannt. &bdquo;Das heißt aber nicht, dass man jetzt sicher ist.“ Inzwischen ist das Unternehmen in Wegholm dabei, die Arbeit nachzuholen, die wegen des Angriffs liegengeblieben ist. Der Stillstand konnte überwiegend mit dem Abbau von Zeitkonten abgefangen werden, Kurzarbeit habe es nicht gegeben. Auch mit Schulungen hatte das Unternehmen die Zeit überbrückt. &bdquo;Der Schreck war groß“, so Elisabeth Holland, &bdquo;aber es hätte auch ganz anders ausgehen können.“ Erst kürzlich hat es einen ähnlichen Fall bei einem Unternehmen aus der Nachbarstadt gegeben. Der Getränkehersteller Refresco in Löhne (Kreis Herford) wurde gehackt. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, ist der &bdquo;Cybervorfall“ am 22. September festgestellt worden. Der Wareneingang und -ausgang sowie die Systeme für die Produktion seien über mehrere Tage betroffen gewesen. Die Produktion und die Logistik mussten zunächst heruntergefahren und wiederhergestellt werden. Doch knapp eine Woche später konnten wieder geregelte Arbeitsabläufe stattfinden, hieß es seitens des Herstellers, der seinen Sitz in Mönchengladbach und 75 Produktionsstandorte weltweit hat. Auch andere Unternehmen in der Region attackiert Im Mai dieses Jahres wurde das millionenschwere Unternehmen der Wellteam-Gruppe Opfer eines Cyber-Angriffs. Die Produktion von Wellpappe und Verpackungen in Herford und Löhne musste für etwa vier Wochen gestoppt werden. Weder Refresco noch Wellteam äußerten sich zu einer möglichen Lösegeldforderung. Dazu: Produktion gestoppt - Cyberangriff legt Herforder Unternehmen Wellteam lahm Dass Angriffe über das Netz nicht nur die ganz &bdquo;Großen“ treffe, hat sich im Juni unter anderem bei der Firma Leymann Baustoffe in Porta Westfalica gezeigt. Ende August zieht der Geschäftsführer des mittelständischen Betriebs mit Sitz in Sulingen gegenüber der dortigen Kreiszeitung ein Resümee über den Vorfall. Lösegeldforderungen habe es nicht gegeben, so Philipp Leymann, dennoch habe es Kraft und Geld gekostet. Das Landeskriminalamt hatte die Ermittlungen aufgenommen, konnte die Täter jedoch noch nicht identifizieren. Das Unternehmen musste eine externe IT-Firma beauftragen, die sich um den Wiederaufbau der EDV kümmerte. Auch die VHS Minden-Bad Oeynhausen blieb nicht verschont. Anfang des Jahres wurden dort ebenso die Systeme lahmgelegt. Erst ein Vierteljahr später gingen fast alle Dienste wieder. Experten fanden eine Datei mit einer Lösegeldforderung. Darin wurde mit der Veröffentlichung von Kundendaten gedroht, wenn nicht eine bestimmte Summe gezahlt werde. Die Summe wurde nicht genannt und die Täter wurden ebenso noch nicht identifiziert. Mehr Infos: So geh es der Volkshochschule Minden-Bad Oeynhausen nach dem Hacker-Angriff

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