So lief die Europawahl im Kreis Höxter: ein deutlicher Rechtsruck

Kreis Höxter. Die Union mit Zugewinnen und stärkste Partei in allen Kommunen im Kreis, Verluste für die SPD und FDP, noch schlimmer für die Grünen, die Ergebnis von 2019 kreisweit mehr als halbieren. Am stärksten sind die Zugewinne für die in Teilen rechtsextreme AfD, die in einigen Kommunen wie Bad Driburg oder Brakel sogar deutlich vor den Sozialdemokraten landen: Die bundesweiten Trends der Europawahl spiegeln sich auch im Kreis Höxter wieder. Auch die BSW holt zwischen Steinheim und Warburg aus dem Stand fast vier Prozent. Entsprechend fallen auch die ersten Reaktionen aus. So reagieren die Parteivertreter im Kries Höxter auf die Europawahl Ein etwas konsternierter und deutlich geknickter Kreis-Grünen-Sprecher Josef Schlüter nennt die Ergebnisse am Abend &bdquo;erschreckend“ und &bdquo;enttäuschend für die Grünen“. Vor allem das Erstarken von Parteien, die gegen Europa seien und mit den Themen Migration und Remigration in den Wahlkampf zogen, habe schockiert. &bdquo;Wir müssen uns erstmal sortieren und intern analysieren.“ Schon an diesem Montagabend trifft sich die Kreistagsfraktion, der Vorstand dann zeitnah. &bdquo;Das ist natürlich eine Niederlage für uns, da können wir nicht drumrumreden“, sagt auch SPD-Kreischef Helmut Lensdorf in einer ersten Reaktion. Der massive Rechtsruck, der europaweit zu beobachten sei, mache auch vor dem Kreis Höxter nicht Halt. Das müsse allen demokratischen Parteien Sorgen machen, so der Sozialdemokrat. &bdquo;Der Kampf für die Demokratie geht weiter und ist wichtiger den je“, sagte Lensdorf. Die Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Digitalisierung und Migration, die viele Menschen verunsichern und Angst machen, seien sicherlich nicht rechts zu finden. Für Fabian Lülff, CDU-Kreisgeschäftsführer, gibt es einen Grund, sich zu freuen: der Zugewinn für seine Partei. &bdquo;Und einen Grund, der uns nicht freut.“ Das AfD-Ergebnis. &bdquo;Wir hatten zwei Ziele für diese Europawahl: das eigene Ergebnis verbessern. Und die Extremen klein halten.“ Nur eines habe man erreicht – und nun mit Verena Mertens eine Stimme für OWL im EU-Parlament: &bdquo;Wir haben einen guten Wahlkampf geführt.“ Dennoch schlage die europäische Migrationspolitik auch in den Kreis Höxter durch. Und dennoch werde die Arbeit nicht leichter, weil &bdquo;Plattitüden nicht mehr helfen“, sondern die Bürger Inhalte statt nur Versprechen haben wollten: &bdquo;Die Parteien dürften sich nicht zu wohl fühlen.“ Alle Demokraten seinen nun gemeinsam aufgerufen, die Rechten zu stellen. Und zwar nicht mit leeren Worten. Ob er glaubt, dass dies auch ein Wink bei der Entscheidung um den Nationalpark sei? Lülff: &bdquo;Schwer einzuschätzen. Eine Sachfrage, die die Bürger entscheiden.“ Mit der Briefkasten-Leerung startete der Tag Viertel vor 6 am Sonntagabend: Rico Taegetmeier schnappte sich den gelben Post-Beförderungskasten und flitzte runter vors Gebäude der Stadtverwaltung Warburg. Den Briefkasten leeren. Gut 100 rote Umschläge von Briefwählern, erzählt er unterwegs, seien an diesem Sonntag noch angekommen. Und tatsächlich, es waren noch weitere drin. Die wurden eingepackt und zum Briefwahlvorstand gebracht. Noch einmal um 18 Uhr wollte er nochmal nachsehen, erzählt der Auszubildende der Verwaltung. Damit auch jede Stimme gezählt werde. Zur gleichen Zeit bereitete sich der Briefwahlvorstand I in Warburg aufs Auszählen vor. “Uhrenvergleich“, sagte Michael Kepper in die Runde: &bdquo;17.53 Uhr.“ Noch sieben Minuten. Noch sieben rote Umschläge werden reingebracht - fünf Briefwahlbezirke aus dem Stadtgebiet laufen hier zusammen. Kepper schaut in die Unterlagen, nachdem er die grauen Stimmzettelumschläge - geöffnet werden dürfen sie erst um 18 Uhr - aus den roten herausgenommen und alles auf dem hellblauen Schein kontrolliert hat. Die grauen Umschläge landen in der Wahlurne. &bdquo;Noch sieben“, sagt Kepper. Macht dann 891 für dieses Briefwahlvorstandsteam. Vier weitere Vorstände nur für die Briefwahl gibt es im Haus. Carmen Rütters-Engemann räumte den Tisch ab, während Kepper noch einmal alle briefte, wie ausgezählt wird und welche Stimmzettel ungültig sind. Zum Beispiel die mit Bemerkungen drauf oder die ganz ohne Kreuz drauf. Die werden aussortiert und auch gezählt. Aber separat. Weil ungültige Stimmen. Dann war es so weit: 18 Uhr. Kepper öffnet das Schloss der hellgrauen Wahlurne und die fast 900 Umschläge dürfen geöffnet, die Stimmzettel herausgenommen, entfaltet, auf Stapel gepackt und gezählt werden. Immer wieder spannend. Bei 900 gehe das relativ schnell, sagt Kepper. &bdquo;Wir hatten früher auch schon 1.200 oder 1.300 Stimmen zu zählen.“ .responsive23-u0Xk0EIq9x4xXPL6-bar-vertical-20240608-column-chart-eu-wahl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-u0Xk0EIq9x4xXPL6-bar-vertical-20240608-column-chart-eu-wahl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-u0Xk0EIq9x4xXPL6-bar-vertical-20240608-column-chart-eu-wahl { padding-top: 166.67%; } } Lesen Sie auch: Der NW-Liveticker zur Europawahl 2024 mit allen wichtigen Informationen zum Wahlsonntag Fragebogen für die Hochrechnungen im Fernsehen Im Stadtgebiet Warburg waren Statistiker im Auftrag von &bdquo;ZDF“ und &bdquo;ARD“ unterwegs - für die Forschungsgruppe Wahlen und für Infratest Dimap fragten sie anonymisiert Wähler, damit erste Hochrechnungen oder Wahlbeteiligungen zwischendurch, schon vor oder kurz nach 18 Uhr möglich sind. So wie Friedel und Anette Ellenbörger in Warburg am Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg. &bdquo;Jeder dritte Wähler“, sagt die Paderbornerin, werde mit einem Fragebogen auf Klemmbrett angesprochen. Anonymisiert und unter Wahrung des Datenschutzes. Schon lange seien sie dabei, über eine Zeitungsanzeige dazu gekommen. &bdquo;Weil wir immer wissen wollten, wie diese Hochrechnungen zustande kommen.“ Die meisten seien freundlich und würden die zwei, drei Minuten mitmachen. So wie ein Warburger, der eben die sieben Fragen angekreuzt und den Bogen in die Box mit der Aufschrift &bdquo;ZDF“ geworfen hat. &bdquo;Jeder Bürger, der in Demokratie und Freiheit leben möchte, sollte heute wählen gehen“, betonte er. &bdquo;Mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Demokratie-Flashmob in Höxter am Samstag Anlässlich der Europawahl versammelten sich Mitglieder der Aktionsgruppe &bdquo;Omas gegen rechts“ am Samstag auf dem Marktplatz in Höxter zu einer Veranstaltung unter dem Motto &bdquo;Höxter ist bunt“. Die Gruppe, die sich erst im letzten Jahr gegründet hatte, machte mit einem Stand und auffälligen Ansteckern auf sich aufmerksam. Auf den Ansteckern, die sie an die Passanten verteilten, standen Slogans wie &bdquo;Omas, Opas und Jugend gegen rechts“. Lautstarke Trommelschläge begleiteten die Veranstaltung, während Christine Launert-Petersen das Mikrofon ergriff und eine leidenschaftliche Ansprache hielt. Vor den interessierten Passanten sprach sie über die Bedrohung der Demokratie durch rechtsextreme Gruppierungen in Deutschland, die Andersdenkende verhöhnen, beleidigen und bedrohen. &bdquo;Wir lassen es nicht zu, dass die rechten Gruppierungen Ängste schüren, indem sie Fake-News verbreiten,“ betonte sie. Sie verwies auf die Recherchen von Korrektiv, die die wahre Agenda dieser Gruppierungen und Parteien aufgedeckt hätten. Lesen Sie mehr: Alles zur Europawahl 2024 im Kreis Höxter Ergebnisse der vorherigen Europawahl im Kreis Höxter Das EU-Parlament wird alle fünf Jahre gewählt. Die letzte Europawahl fand im Mai 2019 statt. Im Kreis Höxter ging die CDU mit 39,91 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft aus den Wahlen hervor. Auf Platz zwei landete Bündnis 90/Die Grünen (16,95 Prozent), knapp gefolgt von der SPD (16,48 Prozent). Die Wahlbeteiligung an der Europawahl 2019 lag im Kreis Höxter bei rund 62,2 Prozent.

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