Schuldiskussion in Höxter: Eltern werden befragt

Höxter. Eigentlich steht die Schuldiskussion um die Zukunft der Realschule und der Sekundarschule in Höxter für die Ratssitzung am Donnerstag, 22. Juni, auf der Tagesordnung. Doch das Ganze soll nun erneut vertagt werden, schlägt die Verwaltung vor. Und zwar in den Herbst - bis dahin sollen auch die Eltern nach ihrer Meinung um die zukünftige Schulorganisation in Höxter befragt werden. Mittlerweile hat jeder eine Meinung zu dem Thema und sie auch öffentlich bekannt gegeben. Der Arbeitskreis Schule hat das Ziel formuliert, dass in Höxter die Möglichkeit bestehen soll, alle Schulabschlüsse an allgemeinbildenden Schulen erreichen zu können. Er hat sich inhaltlich auf die Modelle &bdquo;Realschule plus“ und &bdquo;Sekundarschule in kooperativer Form“ konzentriert. Auch die Leitungen der Grundschulen in Trägerschaft der Stadt Höxter und die Stadtelternpflegschaft haben jeweils eine Stellungnahme zum Schulstandort Höxter und möglicherweise erforderlichen Neuregelungen abgegeben. Ebenso wie die Parteien Anträge zur Zukunft der Höxteraner Schullandschaft gestellt haben. Eine Entscheidung fällt trotzdem noch nicht. Aus Sicht der Verwaltung sollte eine inhaltliche Beratung der Anträge zunächst noch zurückgestellt werden, heißt es in der aktuellen Sitzungsvorlage für den Rat am 22. Juni. Sie schlägt stattdessen vor, zeitnah nach den Sommerferien (in der Zeit zwischen dem 14. bis 18. August) die kurzfristig abgesagte Informationsveranstaltung zur zukünftigen Schulorganisation/Schulentwicklung der weiterführenden Schulen (Realschule/Sekundarschule) mit der Bezirksregierung Detmold nachzuholen. Im Anschluss daran könne Anfang September die Elternbefragung der Grundschüler in der Klassen 1 bis 4 erfolgen, so dass politische Entscheidungen im Oktober 2023 in Sondersitzungen getroffen werden können. Somit wäre sichergestellt, dass rechtzeitig vor der Anmeldephase für das Schuljahr 2024/25 die erforderlichen Schritte eingeleitet werden können. Alle Anträge der Fraktionen werden bis dahin zurückgestellt - so der Beschlussvorschlag der Verwaltung. Die beiden Schulen äußern sich Zur nächsten Ratssitzung haben sich auch die Schulleitungen der Sekundaschule Höxter und der Hoffmann-von-Fallersleben-Realschule zu möglichen Änderungen geäußert. Während die Realschule eine Erweiterung des Paragrafen 132c (Realschule plus) favorisiert, spricht sich die Leitung der Sekundarschule für eine kooperative Form aus. Eine Einführung eines der Modelle bedeutet zwangsläufig auch die auslaufende Schließung der jeweils anderen. Für Sylvia Stebbing, Realschulrektorin, scheint "die Schließung dieser gut funktionierenden, von Eltern gerne und gezielt gewählten Realschule oder gar eine Integration in eine anderen Schulform undenkbar". In ihrer Stellungnahme betont sie die Vorzüge der derzeitigen Realschule. "Die Schulkultur und der Zusammenhalt an unserer Realschule sind durchweg geprägt von Engagement, Wertschätzung und Miteinander." Jeder Schüler werde individuell gefördert und gefordert. Inklusion werde bereits an der Schule gelebt und auch die Integration von Lernenden mit Migrationshintergrund gelinge. Auch wenn die Lehrkräfte-Schüler-Relation teilweise sehr groß sei, gebe es schon jetzt flexibles, umsichtiges und situationsgerechtes Schulleitungshandeln wie etwa eine Aufteilung in kleinere Lerngruppen. Die Realschule sei daher gut aufgestellt, einen Hauptschulbildungsgang mit aufzunehmen. Im Falle der Realschule plus gibt es eine gemeinsame Erprobungsstufe in Jahrgang 5 und 6. Das eröffne Chancen, denn Kinder können den Bildungsgang noch wechseln. Eine Wiederholung der Klasse ist ebenfalls möglich. "Lernende haben also mehr Zeit, sich individuell zu entwickeln und differenziert gefördert und gefordert zu werden, um den für sie am besten passenden Bildungsgang möglichst erfolgreich zu meistern." Im Klassenverband werde mit einem Konzept nach 132c zieldifferent nach den Richtlinien der Real- und der Hauptschule unterrichtet. Dazu erhalten Lernende bei inhaltsgleichen Themen Materialien auf entsprechendem Niveau und schreiben angepasste Klassenarbeiten und Tests. Lehrkräfte arbeiten in Fachteams. Eine Beratung sei mit qualifizierten Beratungslehrern bereits etabliert. Zusätzliches Förder- und Fordermaterial stehe in Ergänzungsunterricht und dem Lernstudio bereit. Auch die Unterrichtsfächer Technik, Hauswirtschaft und Wirtschaft, die als Fach Arbeitslehre ab Jahrgang 7 für die Hauptschüler verpflichtend ist, gebe es an der Realschule bereits. Mehr Lehrer für alle Schüler Uwe Scharrer und Daniela Schäfer, Schulleiter und Stellvertreterin der Sekundarschule Höxter, sprechen sich dagegen klar für eine kooperative Sekundarschule aus. Sie sehen die Ursache der sinkenden Akzeptanz ihrer Schule in der Fortführung der Realschule und die damit verbundene Idealisierung dieser Schule in Höxter. "Neben einer Realschule kann eine Sekundarschule nur zur Hauptschule werden, die dann von Eltern nicht angewählt wird, genau wie es früher bei den Hauptschulen war", heißt es in ihrer Stellungnahme. Eine kooperative Gemeinschaftsschulform trage dagegen dem Elternwunsch nach einem dreigliedrigen System Rechnung. Denn an einer kooperativen Sekundarschule gebe es eine klare Trennung in Haupt- und Realschulklassen ab Klasse 7. An einer Realschule plus sei dies nur in den Hauptfächern der Fall. Außerdem verfüge die kooperative Sekundarschule über deutlich bessere personelle Ressourcen. "Für Höxter mit circa 900 Schülerinnen und Schülern in einer fusionierten kooperativen Schule bedeutete dies ein Lehrerstellplus von circa 10 Lehrstellen", so die Schulleiter. Das seien mehr als 160 zusätzliche Stunden pro Woche gegenüber der Realschule mit Hauptschulzweig. Dadurch könnten Stellen für die Schulsozialarbeit generiert werden. Außerdem sei die Klassenuntergrenze auf 20 Schüler festgelegt. "Was eindeutig ein weiteres Qualitätsmerkmal ist." "Die Realschule mit Hauptschulzweig stellt laut derzeit geltender Rechtslage nichts anderes als eine Sekundarschule in der jetzigen Form dar - und das bei deutlich schlechterer Personalausstattung und größeren Klassen", so Scharrer und Schäfer. Eine kooperative Sekundarschule biete dagegen die Vorteile wie ein erweitertes Schulleitungsteam, regelmäßige Netzwerksarbeit mit Schulleitungen anderer Gesamt- und Sekundarschulen, engmaschige und regelmäßige Beratung der Eltern, Tandemklassen, Trainingsraumkonzepte, organisierte Lernzeit am Nachmittag sowie ein vielfältiges Konzept zur Berufsorientierung und erprobte Konzepte in der Inklusion und Integration, zählen die Schulleiter auf.

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