Porträt Das ist die neue Realschulleiterin in Höxter

Höxter. Eigentlich wollte Sylvia Stebbing nach dem Abitur nie wieder in die Schule, heute sitzt sie täglich darin. Seit Mai leitet sie die Hoffmann-von-Fallersleben-Realschule in Höxter. Warum sie sich dafür entschieden hat? &bdquo;Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört“, sagt sie. Und hat es nicht bereut. &bdquo;Ich habe mich in die Schule verliebt und möchte, dass wir hier so erfolgreich weiterarbeiten können“, sagt Stebbing. Sie wünscht sich, dass die Realschule in Höxter erhalten bleibt, ist aber auch auf Veränderungen vorbereitet. Eigentlich hat die 56-jährige Bielefelderin eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. &bdquo;In England“, berichtet sie im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Anschließend entschied sie sich doch für ein Studium. Englisch lag da nahe. Außerdem evangelische Theologie für die Sekundarstufe 1. &bdquo;Ich hab gemerkt, das ist was für mich“, sagt sie. Ihr Referendariat absolvierte sie an einer Hauptschule und am Gymnasium, wurde anschließend einer Realschule zugeteilt. 25 Jahre lang unterrichtete sie an der Schule in Sennelager. Neben ihrer Lehrertätigkeit koordinierte sie viele Schülerprojekte im internationalen Bereich, organisierte Erasmus-Austausche. &bdquo;In der Zeit habe ich viel gelernt, Budgetplanung, Management, aber auch, was rechtliche Sachen angeht. Und diskutieren – mit dem Bürgermeister von Athen zum Beispiel“, erinnert sie sich lachend. Es folgten der nächste Schritt der Schulleiterqualifikation und der Job als Konrektorin, den Stebbing knapp drei Jahre ausübte, ehe sie nach Höxter wechselte. Nach dem Eignungsfeststellungsverfahren hat sich die Bielefelderin umgeschaut, wo es freie Stellen gibt. Und Höxter kannte sie bereits. &bdquo;Durch Erasmus“, sagt sie. Denn alle europäischen Schulen, die in Bielefeld zu Gast waren, wollten Corvey besuchen. &bdquo;Höxter kannte jeder“, sagt sie. Zukunft der Realschule ungewiss Beim Tag der offenen Tür hat sie sich heimlich eingeschlichen und in der Höxteraner Schule umgeschaut. &bdquo;Die Herzlichkeit ist mir sofort aufgefallen und die Schulgemeinschaft, wie sie auf Augenhöhe miteinander agiert“, sagt sie. Ihr Gefühl: &bdquo;Hier könnte ich hinpassen.“ Ihr Gefühl hat sie nicht getäuscht. Nach vier Wochen kann sie sagen: &bdquo;Ich bin stolz, dass ich diese Realschule leiten darf.“ Und für diese Schule und ihren Erhalt will sie kämpfen. Auch wenn die Situation keine einfache ist. Die Zukunft der Realschule ist ungewiss, eventuell steht eine Erweiterung als Realschule plus (mit Paragraf 132c, also einem Bildungsgang ab Klasse 7, der zu den Abschlüssen der Hauptschule führt) im Raum. Die Politik diskutiert darüber noch. &bdquo;Wir müssen eine Lösung finden“, sagt sie offen, das gehe allerdings nur auf Augenhöhe und mit Respekt. Aber sie spricht sich auch für ihre Schule aus. &bdquo;Die Realschule gehört zur Stadt Höxter, es würde etwas verloren gehen.“ Sie könne aber auch nur für ihre Schule sprechen und wolle sich kein Urteil über anderen Schulen und Schulformen erlauben. Aber als jemand, der von außen komme, könne sie sagen: &bdquo;Die Realschule gehört dazu, ist beständig, hat sich bewährt. Und ist modern aufgestellt, denn klassisch ist nicht gleich altmodisch.“ Sie sieht die Situation in Höxter aber auch realistisch. &bdquo;Es muss ein Hauptschulbildungsgang angeboten werden und wir müssen eine Lösung finden, dass er bestehen bleibt.“ Daher hat sie sich bereits mit dem Paragrafen 132c befasst. &bdquo;Ich will vorbereitet sein“, sagt sie. Auch wenn die Umsetzung mit Eltern, Lehrern, Schülern und dem Träger erfolgen müsse und ein Prozess sei. Aber sie sehe die Realschule gut dafür aufgestellt. &bdquo;Wir differenzieren ja bereits im normalen Unterricht. Natürlich müssen alle das Gleiche erreichen, aber wie ist individuell unterschiedlich.“ Auch Schüler mit Migrationshintergrund würden bereits gut an der Höxteraner Schule integriert und unterstützt. Ihre Ziele: Austausch und Digitalisierung Es gebe vieles, das in der Höxteraner Realschule bereits gut funktioniere, an das man anknüpfen könne. &bdquo;Die positive Schulkultur, der Zusammenhalt, aber auch die guten Ergebnisse der Schüler“, zählt sie auf. Der Leistungsstand sei sehr hoch. Ihr sei es wichtig, die Schüler zu fördern und zu fordern, jeden individuell. Dafür gebe es die Lernstudios in der Schule. Als Schulleiterin habe sie immer ein offenes Ohr: &bdquo;Wenn meine Bürotür aufsteht, darf jeder reinkommen“, sagt die Schulleiterin, die an der Realschule Englisch unterrichtet. Und sie ist beeindruckt von den Schülern. &bdquo;Gleich am ersten Tag wurde ich von Schülern gefragt, ob sie eine AG gründen könnten, das fand ich unfassbar cool.“ Auch die Ausstattung sei gut, das ergonomische Mobiliar für die Schüler, die technische Ausstattung. Ihr Wunsch: &bdquo;Ein iPad für jeden“. Denn die Digitalisierung müsse im Schulalltag noch weiter ausgebaut werden. Auch dem Status als Europaschule will sie nach Corona wieder mehr gerecht werden. Dabei helfen können ihr ihre Kontakte nach Wien, Schottland, Athen oder auch Marbella. Austausche mit Kroatien und Frankreich laufen bereits. Dabei sollten Schüler jedoch nach ihrer Motivation und nicht nach ihren Leistungen ausgewählt werden. &bdquo;Der Blick über den Tellerrand ist wichtig.“ Aber auch Fortbildungen im Ausland für Lehrkräfte hält sie für wertvoll. Die 56-Jährige hat sich eine Wohnung in Höxter gesucht, besitzt eine Dauerkarte für die Landesgartenschau und fühlt sich wohl. &bdquo;Es ist sehr schön hier“, sagt sie. Auch wenn die vierfache Mutter noch regelmäßig nach Bielefeld fährt. Dort leben zwei ihrer Söhne, bald auch zwei Enkelkinder. In ihrer Freizeit liest sie gern Krimis, geht Schwimmen oder Reisen. &bdquo;Man braucht einen Ausgleich“, weiß sie. Doch sie ist froh, in Höxter so gut aufgenommen worden zu sein.

Mehr zum Thema