Höxter-Ovenhausen. Der Tornado hat in Ovenhausen auch die Störche wohnungslos gemacht: Der beschädigte Schornstein auf dem Gelände der Firma Maderas musste abgetragen werden, wo Störche obendrauf mehrere Jahre erfolgreich brüteten und ihre Jungen aufzogen. Mithilfe eines gut funktionierenden Netzwerks naturverbundener und sozial eingestellter Ovenhäuser – überwiegend Mitglieder des „Freundeskreises Grubestörche“ – wurde jetzt eine neue „Wohnung“ errichtet.
Vermieter Ralf Lüke und Andreas Jung hatten die klare Botschaft verkündet: Auch in Zukunft soll es eine Nisthilfe für Störche auf dem Gelände der Firma geben. Aber wo? Und wie? Die ersten beiden möglichen Standorte wurden wegen größerer Nachteile wie Parkplätzen und Publikumsverkehr oder Beeinträchtigungen des Telekomsenders in der Nähe des Spänesilos verworfen. Idee: Errichtung des Unterbaus für die Aufnahme der Nisthilfe inmitten des Flachdaches, ganz in der Nähe des Standorts des alten Schornsteins.
Allerdings eine technisch anspruchsvolle Lösung, immerhin musste dafür eine Boden-Fixierung im Beton in der Halle und die Durchbohrung des Flachdachs mit solider Befestigung des tragenden Unterbaus bedacht werden. Die technisch und statisch kundigen Storchenfreunde Andreas Robrecht, Hubert Drüke und Eduard Drenkelfuß überzeugten alle mit ihrem Lösungsvorschlag. Auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Höxter war über die Planungen informiert.
Nunmehr stand fest, dass für die favorisierte Lösung ein Baum mit einer Länge von zunächst 20 Meter Höhe benötigt wurde. Für die endgültige Auswahl waren aber statische Vorgaben und die Einreichung einer Baugenehmigung erforderlich. In den Wäldern ringsum Ovenhausen wurde von Storchenfreunden ein geeigneter Lärchenstamm ausgewählt.
Reichlich Knochenarbeit
Eine gut gewachsene prächtige Lärche mit 30 Meter Länge, rank und schlank mit einem unteren Stammdurchmesser von 70 Zentimeter wurde schließlich gefunden. Dann folgte Knochenarbeit: Der Natur-Lärchenstamm musste komplett geschält und auf seiner endgültigen Länge von 16,50 Meter angepasst werden. Es musste zudem wegen der Korrosionsschäden und der anderen Maße noch ein neuer Metallunterbau her.

Dann ging es los. Zunächst wurde die neue Metallkonstruktion am Lärchenstamm befestigt. Dann konnte der 2,2 Tonnen schwere Lärchenstamm inklusive Nest mit dem Kran angehoben und über das Hallendach zur dafür vorgesehenen Dachöffnung befördert werden. Vorsichtig und millimetergenau wurde der Stamm nun durch die Öffnung in die Halle abgesengt und dort an der vorbereiteten Konstruktion befestigt.
Nachdem der Stamm an seiner endgültigen Position sicher montiert war, beförderte der zweite Kran Hubert Drüke in die Luft, um das Nest mit Heu auszupolstern und bezugsfertig zu machen. Und dann wars auch geschafft: Nun wartet der Freundeskreis Grubestörche gespannt auf die Rückkehr der Störche aus dem Winterquartier und hoffen, dass das neue „Wohnzimmer“ von Ovo und Antje – so der Name der beiden Ovenhäuser Störche – angenommen wird.