Hiddenhausen. Noch Anfang Januar hatte sich Gerhard Schäper Sorgen um den Verbleib eines der beiden Störche auf dem Windfriedhorst bei der Firma Sokratherm in Lippinghausen gemacht. Im vergangenen August hatte Schäper, der das Geschehen auf dem Horst im Blick hat, das Storchenmännchen zum bislang letzten Mal beobachtet, seitdem war es nicht wieder aufgetaucht. Das habe sich nun jedoch geändert, berichtet der Storchenexperte.
„Am Mittwoch, 19. Februar, flog zur ungewohnten Zeit ein Storch den Windfriedhorst an. Mit den Kameras auf der Terrasse sahen wir zu unserer Überraschung zwei Störche auf dem Windfriedhorst. Sie klapperten intensiv und lange. Damit brachten sie sicherlich ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass sie nach 172 Tagen endlich wieder vereint auf dem Horst standen“, sagt Schäper.
Erfolgreiche Nestreinigung durch Sokratherm-Mitarbeiter
Dann habe das Storchenmännchen sorgfältig das Nest inspiziert, das deutlich anders aussah als vor seinem Aufbruch ins Winterquartier. Mitarbeiter der Firma Sokratherm hatten das Nest Anfang Februar gereinigt. Das verrottete Material sei dabei so fest gewesen, dass es nicht wie in den Vorjahren stückchenweise aus dem Nest geworfen werden konnte, sondern so lange habe bearbeitet werden müssen, bis sich eine regelrechte Platte löste. Diese sei heruntergeworfen worden und unzerbrochen auf dem Boden gelandet.
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„Wäre diese harte Platte im Nest geblieben, hätte sie zum Tod der nächsten Storchenküken führen können. Bei Regen hätte sich eine Wasserlache (Pfütze) bilden können, die zur Unterkühlung und damit schließlich zum Ableben der jungen Störche hätte führen können.“ Nach der erfolgreichen Nestreinigung zogen die Sokratherm-Mitarbeiter neues Nistmaterial per Eimerlift hoch und verteilten es im Nest. „Das Storchenmännchen beendete seine Nestinspektion mit einer Sitzprobe in dem sanierten Nest und schien zufrieden zu sein“, beobachtete Schäper.
Warum der männliche Storch nach zehn im Brutrevier verbrachten Wintern sich am letzten Augusttag 2024 mit großer Wahrscheinlichkeit der im nahen Füllenbruch rastenden Zuggesellschaft angeschlossen hat und mit ihr zur Reise in den Süden aufgebrochen ist, bleibe sein Geheimnis.
Zusammen mit dem Storchenweibchen hatten Gerhard und Gisela Schäper auf seine Rückkehr gewartet und aufgrund der Vorhersage einer warmen Südwestströmung ab Freitag auf seine Ankunft gehofft. Dass er nun wie bundesweit viele andere Störche schon bei Minustemperaturen zurückgekommen ist, lasse die Vermutung zu, dass er nicht bis Spanien und erst recht nicht bis Afrika geflogen ist.
Störche stehen in den Startlöchern zur Brutvorbereitung
„Möglicherweise hat er sich im hessischen Büttelborn, dem inzwischen größten deutschen Überwinterungsgebiet, aufgehalten. Dort werden zwischen November und Januar etwa 420 Störche gezählt, die sich auf einer in der Nähe gelegenen Mülldeponie und den umliegenden Bruchwiesen ernähren.“ Die Rückkehr des Storchenmännchens auf den Bruthorst habe allerdings nur bis zum Abend gedauert. Als das Weibchen nicht zur Übernachtung kam, habe er den Horst Richtung Oetinghausen verlassen.
„Dort stand er einbeinig auf dem Dachreiter des Hofes Düsediekerbäumer. Seinen Schnabel hatte er im wärmenden Hals-Brust-Gefieder verborgen“, so Schäper. Merkwürdig sei gewesen, dass das Weibchen auf dem benachbarten Schornstein übernachtete. Es habe wohl um die Chance zumindest warmer Füße gewusst, vermutet der Beobachter. Nach einer weiteren Übernachtung in Oetinghausen fliegen die Störche jetzt regelmäßig zur Nachtruhe den Windfriedhorst an. Damit stehen sie in den Startlöchern zur Brutvorbereitung. „Warten wir die weitere Entwicklung ab“, hofft Gerhard Schäper auf weitere positive Nachrichten.