"Sie kosten mich irgendwann das Leben": Höxteraner beklagen Radwegsituation

Höxter. Autofahren in Höxter hat schon mal mehr Spaß gemacht. Die vielen Baustellen in der Stadt lassen derweil so manch einen Autofahrer verzweifeln. Für Radfahrer ist die Situation allerdings schon lange schwierig. Das behaupten jedenfalls zwei Vielfahrer aus Höxter. Ihre Mängelliste ist lang und ihre Verzweiflung groß. Michael Härtlein ist Urologe im St. Ansgar Krankenhaus Höxter. Er nutzt sein Rad täglich - sowohl für den Weg zur Arbeit als auch privat. Das sei allerdings nicht immer ganz einfach. "Es gibt Punkte in der Stadt, die sind für Fahrradfahrer einfach unmöglich", so Härtlein. Eine dieser Stellen sei zum Beispiel die Kreuzung an der Westerbachstraße / Lütmarser Straße und der B64. "Dort ballt sich der ganze Verkehr. Für Fahrradfahrer und Fußgänger hat sich die Situation nach dem Umbau eher verschlechtert als verbessert", so Härtlein. Generell gebe es ihmzufolge zu wenig durchdachte Fahrradwege in der Stadt. "Es gibt schlicht kein Radwegenetz in Höxter. Die Radwege enden oft einfach abrupt und Radfahrer müssen auf die Straße ausweichen. Und die Autofahrer nehmen da keine Rücksicht." Besonders ärgert ihn, dass von dem 2015 beschlossenen Radverkehrskonzept bisher kaum etwas umgesetzt worden sei. Kein Radweg zwischen Bosseborn und Höxter Ähnlich sieht das Marion Diercks. Sie wohnt in Bosseborn und macht des Öfteren private Ausflüge mit dem Fahrrad. Sie würde gern noch häufiger auf den Sattel steigen, allerdings ist ihr der Weg in die Stadt zu gefährlich. Der führt nämlich circa sechs Kilometer über die K18 - ohne Radweg. "Die Autofahrer dürfen dort fast durchgehend 100 km/h fahren. Ungefähr 95 Prozent von denen sind rücksichtsvoll beim Überholen, aber die anderen fünf Prozent kosten mich irgendwann das Leben", so Diercks. Manchmal nehme die Bossebornerin einen Umweg über den Heiligenberg in Kauf, um in die Stadt zu fahren. "Da ich kein E-Bike habe, ist die Steigung da aber kaum machbar", berichtet sie. Diercks würde sich einen sicheren Radweg zwischen Bosseborn und Höxter wünschen. Mit diesem Anliegen hat sie sich bereits vergangenen Sommer an die Stadt gewandt. Diese soll lediglich entgegnet haben, dass ein solcher Weg nicht vorgesehen sei. Eine Begründung dafür hätte es nicht gegeben. Auch Alternativvorschläge von Diercks seien abgewunken worden. Auch an Abstellmöglichkeiten mangelt es Neben dem fehlenden Radwegenetz, gebe es auch zu wenig Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Stadt. "Vor allem im Sommer, wenn viele Radtouristen nach Höxter kommen, sind die wirklich sicheren Abstellplätze belegt", so Diercks. Gerade in Bezug auf die derzeit angestrebte Verkehrswende, würden sich Michael Härtlein und Marion Diercks aktives Handeln von den Verantwortlichen wünschen. "Autofahren muss unattraktiv gestaltet werden, ansonsten wird sich nichts verändern. Andere Länder, wie die Niederlande, haben bereits gezeigt, dass eine Verkehrswende erfolgreich umgesetzt werden kann. Man muss es nur einfach mal machen", so Härtlein. Auch von den Bürgern würde er sich mehr Eigeninitiative wünschen: "Natürlich kann nicht jeder aus den umliegenden Ortschaften mit dem Fahrrad in die Stadt kommen. Aber ich finde es wirklich deprimierend, wie viele Menschen mit dem Auto zum Bäcker nebenan fahren." Marion Diercks appelliert ebenfalls an die Höxteraner. "Fahrradfahren fördert unsere Gesundheit und schont das Klima. Und weniger Autos in der Stadt würde auch weniger Lärm bedeuten." Fahrradklimatest läuft noch Beide rufen außerdem zu einer Beteiligung am ADFC-Fahrradklimatest auf. Bei der bundesweiten Umfrage können Menschen die Fahrradsituation in ihrem Wohnort bewerten. Die Ergebnisse sollen helfen, gezielt Verbesserungen im Radverkehr umzusetzen und die Radverkehrsförderung vor Ort zu bewerten. Nach aktuellem Stand haben sich bisher 82 Höxteraner an dem Test beteiligt. Eine Teilnahme ist noch bis Ende November möglich unter www.fahrradklima-test.adfc.de.

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