Kreis Höxter. Die Bilder der Flutkatastrophe haben auch den 9-jährigen Max aus Nieheim berührt, als er gemeinsam mit seinen Eltern abends eine Reportage sah. Er fragte seine Mama, ob sie nicht auch etwas tun beziehungsweise Spenden könnten. Annika Rieks, die gemeinsam mit ihrem Mann Thomas die gleichnamige Bäckerei in Nieheim führt, überlegte nicht lange. „Das ist so unfassbar, was dort passiert ist und wir möchten uns nicht vorstellen, dass uns das mal passiert", erzählt sie. Ihre spontane Idee: ein Berliner-Tag.
Für zehn Euro konnten die Nieheimer eine Box mit fünf Berlinern kaufen. Alle Einnahmen sollten an die Aktion Lichtblicke von Radio Hochstift gespendet werden, die das Geld dann vertrauenswürdig verteilt. Die Resonanz in Nieheim und Umgebung war überwältigend. Tagelang stand das Telefon von Annika Rieks nicht mehr still, gemeinsam mit dem Mitarbeiterteam wurde kräftig gebacken. Rieks informierte immer wieder auf Facebook vom aktuellen Stand der Aktion.
"Wir wollten uns nicht profilieren, sondern einfach nur spontan helfen"
Und noch etwas passierte: Die Kunden wollten nicht nur Berliner in großen Mengen kaufen, sondern auch so spenden. Erst das Restgeld, später größere Beträge. Rieks stellte eine Spendenbox auf, in der nicht nur kleine Münzen, sondern viele Scheine landeten.
Die Abrechnung und Überweisung am Donnerstagabend konnten die Kunden und Spender dann live im Internet mitverfolgen. Als verlässlicher Finanzfachmann zählte Nieheims Kämmerer Dietmar Becker die Einnahmen nach. Er brauchte immerhin eine halbe Stunde. Das Ergebnis: 3.260 Euro kamen aus dem Verkauf aus den Berliner-Boxen zusammen.
Weitere 1634,33 Euro lagen in der Spendenbox. Ein überwältigendes Ergebnis, mit dem Annika Rieks niemals gerechnet hätte. Sie dankt den Kunden und ihrem Team. Sehr wichtig ist ihr, dass die Aktion keine Werbung für ihren Laden sein sollte. „Wir wollten uns nicht profilieren, sondern einfach nur spontan helfen."
Die Hilfe aus dem Kreis Höxter in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz reißt also auch eine Woche später nicht ab. Privatpersonen, Organisationen, Vereine und Unternehmen, sammeln Geld- und Sachspenden oder unterstützen mit Manpower vor Ort die Aufräumarbeiten. Ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Kollekte
2.000 Euro hat das Koptisch-Orthodoxe Kloster gemeinsam mit der Gemeinde per Kollekte für die betroffenen Flutopfer gespendet. „Obwohl der größte Teil der Gemeinden aus Flüchtlingen besteht, kam eine enorme Summe zusammen", teilt das Kloster mit. Dieses hat die gespendete Summe auf 2.000 Euro aufgerundet.
Glockenläuten
Am Freitagabend um 18 Uhr läuteten in vielen Kirchen die Glocken – unter anderem in Corvey. Sowohl die Katholische als auch die Evangelische Kirche hatten dazu aufgerufen, um den Betroffenen aber auch den zahlreichen Helfern zu gedenken.
Spendenaktion
Der Schützenverein Rimbeck hat während des Schützenballs mit Freiluftkonzert Senden für die Hochwasser-Opfer gesammelt. „Dazu werden als erster Schritt die Eintrittsgelder des Schützenballs gespendet", heißt es vom Verein. Hinzu kommen Spenden der Gäste. „So konnte Kassierer Tobias Moers am Ende der Veranstaltung ein Endergebnis von 4.500 Euro Spenden verzeichnen", so der Verein weiter. Diese Summe ist auf das Konto der Hilfsorganisation „Aktion Deutschland Hilft" überwiesen worden.

„Kino hilft"
Familie Schlinker, die die Cineplex-Kinos in Warburg und Brilon betreibt, will die Ticketerlöse einer Vorstellung spenden. Am Sonntag, 25. Juli, zeigt das Cineplex um 17 Uhr den Film „Catweazle". Tickets sind online oder an der Kinokasse für 5 Euro erhältlich. „Den kompletten Ertrag dieser Vorstellung spenden wir an das Deutsche Rote Kreuz damit unter anderem die Hochwassergebiete Eschweiler und Stolberg unterstützt werden können", teilt die Familie mit. „Ein besonderer Dank gilt dem TOBIS-Filmverleih, der sich sofort dazu bereit erklärt hat, Catweazle kostenlos bereitzustellen."
Freiwillige Helfer
Mitarbeiter von den Stadtwerken Warburg/KUW sind Anfang der Woche mit betriebseigenen Maschinen und Material – Radlader, Kehrfahrzeug, Lkw, Pumpen, Stromaggregate, Werkzeuge und Material – in das Katastrophengebiet gefahren, um vor Ort bei den Aufräumarbeiten zu helfen. „Die Mitarbeiter haben sich sofort freiwillig auf die von Bürgermeister Scherf und Geschäftsführer Leander Sasse initiierte interne Abfrage von Hilfsbereiten gemeldet", heißt es vonseiten der Stadt. Zudem wurden Hilfsmittel von den Firmen Smurfit Kappa, DAW und Hartinger zur Verfügung gestellt, die Warburger Brauerei unterstützt die Helfer mit Getränken.
Flutbrot
Die Bad Driburger Bäckerei Goeken backen unterstützt die Hochwasser-Opfer doppelt. Einerseits schickt die Bäckerei regelmäßig Backwaren in die Krisengebiete, die die Familienhilfe im Kreis Höxter weiterleitet, andererseits hat die Bäckerei das Paderborber-Brot zum Flutbrot erklärt. 1 Euro pro verkauftem Brot spendet das Unternehmen. Chef Benedikt Goeken: „Für mich ist es, wie wir sagen Ährensache hier solidarisch zu sein und zusammen zu stehen."
Messdiener
Die Messdiener im Pastoralverbund Warburg möchten den Notleidenden ihre tiefe Verbundenheit zeigen und werden ab dem kommenden Wochenende in den Pfarrgemeinden an den Haustüren klingeln und um Geldspenden bitten. Dieses Geld wird Pastor Johannes Insel nach Abschluss der Spendenaktion am Ende der Sommerferien auf direktem Wege einem Notfallseelsorger in Altena übergeben. „Gemeinsam können wir Not lindern und Hoffnung schenken", so das Motto der Aktion der Messdiener.