Kreis Höxter Weniger Einschränkungen: Händler können ihr Glück kaum fassen

Kreis Höxter. Es ist die nächste Rolle rückwärts in Sachen Corona-Regeln - allerdings eine, die für das eine oder andere Freudentänzchen sorgen könnte. Ab Freitag, 28. Mai, gilt im Kreis Höxter so wie in allen Kreisen mit einer stabilen Inzidenz unter 100 beinahe vorpandemisches Shopping. Kunden benötigen dann weder einen negativen Test oder gleichwertigen Nachweis noch einen Termin. Allein die Kundenzahl wird reguliert. Die Freude bei den Händlern im Kreis Höxter ist riesig. "Oh, wirklich? Wirklich?", kreischt eine Mitarbeiterin des Haushaltswarengeschäfts Larusch in Höxter begeistert ins Telefon. Aber auch ihr Chef, Dietmar Larusch, ist froh: "Ich freue mich sehr, dass das Freitag ein Ende haben soll." Mit "das" meint Larusch das Shopping mit 3G-Nachweis. Dass also nur einkaufen kann, wer negativ getestet, von einer Coronavirus-Infektion genesen oder bereits vollständig geimpft ist. Durch diese Regelung sei die Einkaufsstraße in der Kreisstadt deutlich weniger belebt. Das merkt Larusch natürlich auch im Laden. "Der Umsatz pro Kopf aber auch die Kundenzahl ist deutlich zurückgegangen." Schon als die Regel vor rund anderthalb Wochen kam, hatte sich Landrat Michael Stickeln in einem offenen Brief an den NRW-Gesundheitsminister Laumann gewendet, um eine Ausnahme für den Kreis Höxter mit seinen deutlich unterdurchschnittlichen Inzidenzen zu erwirken - eine Antwort hat er zwar noch nicht. Aktuell überwiegt jedoch die Freude: "Die Änderung der Coronaschutzverordnung ist für mich ein richtiger, aber auch ein dringend notwendiger Schritt." Gilt die neue Regel auch für Restaurants? Dass die 3G-Regel landesweit gekippt ist, geht laut einer Pressemitteilung auf die Initiative aus dem Hochstift zurück. "Als Landtagsabgeordnete haben wir während des gesamten Lockdowns im engen Kontakt mit dem Einzelhandel und den Werbegemeinschaften in den Kreisen Paderborn und Höxter gestanden und konnten hautnah die Probleme und Existenzängste der Betriebe mitverfolgen. Alarmierend trotz Öffnung waren vor allem weiter einbrechende Umsätze und die Einschränkungen der Besucherfrequenz", teilen der Landtagsabgeordnete des Kreises Höxter, Matthias Goeken, und sein Paderborner Kollege Daniel Sieveke mit. Gemeinsam hätten sie ein Gespräch mit Armin Laschet geführt, berichtet Goeken. Das offenbar von Erfolg gekrönt wurde. "Die drei G haben mir schwer im Magen gelegen", sagt Goeken. Besonders das letzte - also "geimpft". Zwar seien mittlerweile beinahe 50 Prozent der Menschen im Kreis Höxter einmal geimpft, doch die Zahl derer, die vollständig geimpft seien, sei doch deutlich kleiner. Das Ende der Testpflicht gilt erst einmal nur für den Einzelhandel. "Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", sagt Goeken. Dass Restaurantgäste nach wie vor eines der Gs nachweisen müssten, könne er verstehen. "In Restaurants sitzt man länger zusammen." Außerdem gehe es dabei auch um die Sicherheit anderer Gäste. Für den Einzelhandel im Kreis Höxter freut sich Goeken: "Wenn in der Hohen Straße in Köln ein Geschäft geht, kommt das nächste, hier verlieren wir Lebensqualität." "Wir haben Kunden abweisen müssen" Wilm Pollmann, Chef des Möbelgeschäfts Wohnsinn in Warburg, kann die frohe Botschaft kaum glauben: "Das ist eine tolle Nachricht, das ist ja großartig." Die vergangenen Tage waren nicht einfach für die Einzelhändler. "Wir haben auch Kunden abweisen müssen", berichtet Pollmann. Die seien enttäuscht gewesen, hätten aber Verständnis gezeigt, dass der Händler keine andere Wahl hatte. "Es drohen ja auch hohe Bußgelder." Außerdem war es auch bei ihm Geschäft deutlich leerer. "Natürlich gibt es bestimmte Kundenkreise, die genesen oder geimpft sind, für die war das auch sicher sehr angenehm, dass sie nur ihren Nachweis mitnehmen mussten - für alle anderen war es das aber nicht." Pollmann spricht damit auch Lehrkräfte und Schüler an, die zwar mehrmals die Woche getestet würden, aber dafür keinen Nachweis erhielten. "Die fragen sich auch, warum sie sich dann noch mal testen lassen müssen." Am Freitagmorgen kann bei Wohnsinn wieder fast ohne Grenzen eingekauft werden. Wilm Pollmann muss nur sicherstellen, dass er maximal einen Kunden pro 20 Quadratmeter Fläche hereinlässt. Dieser Kundenschlüssel könnte sich dann noch erhöhen, wenn die Inzidenz im Kreis stabil - also fünf Werktage in Folge - unter die 50er-Marke fällt. "In ein bis zwei Wochen wird es soweit sein", prognostiziert Landrat Michael Stickeln.

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