Trotz feuchtem Frühjahr droht im Kreis Höxter immer noch Dürre

Kreis Höxter. Schon der April war deutlich kühler und nasser als in den vergangenen Jahren, und auch im Mai wollen die Temperaturen nicht wirklich in angenehme Bereiche steigen. Dazu gibt es viel Regen. Direkt abhängig vom Wetter sind die Landwirte im Kreis Höxter. Wie schätzen sie die aktuelle Situation ein? Etwa 10 bis 14 Tage seien die Pflanzen auf den Feldern hinterher, sagt Kreislandwirt Heinrich Gabriel aus Borgentreich. Blickt der 61-Jährige aber auf seine Anfangsjahre als Bauer zurück, stimme die Rechnung schon nicht mehr. Denn seinerzeit erwachte die Natur langsamer aus dem Winter. Als Beispiel nennt er die Wintergerste, die früher selten vor dem 15. Juli gemäht wurde, in den vergangen Jahren aber auch schon mal Ende Juni reif für die Ernte war. In diesem Jahr, so schätzt Gabriel, werde wohl um Mitte Juli geerntet. Es sei denn, es kommt eine große Hitzewelle. Auch den Bienen ist es derzeit zu kalt Auch Gabriels Kollege Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, sieht die Lage entspannt. Die Natur könne Verzögerung oft sehr gut aufholen. Als Beispiel nennt er die die Zuckerrüben. Die war nach dem trockenen, heißen Sommer Ende August noch sehr klein. Bis zur Ernte im Spätherbst wuchsen sie dafür, dank Regen, umso kräftiger. &bdquo;Alles im grünen Bereich", schätzt Tillmann die aktuelle Lage ein und verweist darauf, dass Landwirte es gewohnt sind, mit wechselnden Wetterbedingungen umzugehen. &bdquo;Wir arbeiten unter freiem Himmel", sagt er gelassen. Ein klein wenig wärmer würde er sich die Maitage aber auch wünschen, gibt er zu. Getreide und besonders der Mais könnten das gut vertragen. Für Mais sei zum Keimen besonders wichtig, dass der Boden schön warm ist. Acht Grad mindestens. Weil noch bis 8. Mai die Nachttemperaturen gegen 0 gingen, lugen deshalb erst jetzt die ersten zarten Maispflanzen aus dem Boden. Anschließend gab es einen einzigen Sommertag. Spritzen erst abends Was jeder Hobbygärtner an seinen eigenen Obstbäumen und Blumen bemerken kann: Auch den Bienen ist der Mai bisher deutlich zu kalt. Sie fliegen oft nur über Mittag, sind schon gegen 16 Uhr kaum mehr auf den goldgelben Rapsfeldern anzutreffen, die jetzt in der Spätblüte stehen und deshalb den Besuch von Maja und Co. gut gebrauchen könnten. Notwendige Fungizide würden Landwirte dennoch erst ab etwa 19 Uhr abends sprühen, um die so wichtigen Insekten so gut wie möglich zu schützen, erklärt der Kreisverbandsvorsitzende. Ein Problem seien die etwas niedrigeren Temperaturen im Vergleich zu den vergangenen Jahren nicht. Bei vielen Pflanzen, beispielsweise Mais oder Rüben, komme es vielmehr auf die Temperatursumme im gesamten Sommer als auf einzelne Werte an. Nur mit Soja, das inzwischen auch im Kreis Höxter Einzug halte, könne es in diesem Jahr größere Probleme geben. Die Pflanze liebt eher das mediterrane Klima, sagt Heinrich Gabriel. Kollege Antonius Tillmann ergänzt, dass Kältephasen im Mai und Anfang Juni durchaus normal sind und verweist unter anderem auf die Eisheiligen. Er prüft während des Gesprächs mit nw.de nebenbei den Regenmesser an seinen Feldern in Warburg-Bonenburg. &bdquo;5,5 Millimeter seit gestern." Das ei gut. Aber auch wenn es in den vergangenen Tagen und Wochen öfter geregnet hat, sei das längst noch nicht genug. Nur der Oberboden, also die fünf bis 25 Zentimeter, die der Landwirt normalerweise je mach Arbeitsweise bearbeitet, sei wirklich gut durchfeuchtet. Der Unterboden sei aber immer noch knochentrocken. So gut wie nichts von dem Regen, der derzeit fällt, sickere bis ins Grundwasser durch. Die Dürre der letzten Jahre zeigt immer noch ihre Spuren. Gefahr trockener Böden bleibt groß Aktuell sei das für das Pflanzenwachstum unproblematisch, denn ihnen reicht das Regenwasser aus, zumal der Bedarf bei kühlen Temperaturen geringer sei. &bdquo;Wir trinken ja auch weniger, als wenn es sehr heiß ist", vergleicht Tillmann. Komme jedoch wieder eine längere Trockenphase, könne das sehr schnell wieder zum Problem werden, weil die Böden dann enorm schnell austrocknen und Tiefwurzler, wie beispielsweise der Mais, der mehr als zwei Meter tiefe Wurzeln hat, sich nicht mit Wasser aus dem Unterboden versorgen können. Dürremonitor mit aktuellen Werten Tillmanns Beobachtungen lassen sich auch am tagesaktuellen Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums ablesen. Dieser weist für den Kreis Höxter in großen Teilen eine moderate und nur an einigen Punkten eine schwere Dürre aus. Richtung Weser wird die Lage als normal beschrieben – anders als in vielen Teilen Ostdeutschlands, wo weiterhin viele Gebiete von einer &bdquo;außergewöhnlichen Dürre" geprägt sind. Vor allem für den südlichen Kreis Höxter sehen die Wissenschaftler die Gefahr von beginnendem Trockenstress für die Pflanzen. Insgesamt ist die akute Dürregefahr in den vergangenen Monaten aber deutlich gesunken.

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