Trotz Dürre: Gute Böden retten die Ernte im Kreis Höxter

Kreis Höxter/Brakel. Die nächsten drei Wochen sind entscheidend. Entscheidend dafür, wie die Ernte in der Region in diesem Jahr ausfällt. Denn Anfang Juli, so schätzen die Experten derzeit, soll es losgehen. Und da muss das Wetter die nächsten drei Wochen Landwirte-freundlich sein, damit die ihren derzeit zufriedenen Gesichtsausdruck auch dann behalten, wenn es auf den Feldern richtig brummt. Doch was sagen sie zu den Berichten von Trockenheit, zum Wachstum der Pflanzen, zur Entwicklung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren? Wachstum &bdquo;Wunderbar angelaufen“. Diese Worte findet Kreislandwirt Heinrich Gabriel für den Start in das Landwirtschaftsjahr im vergangenen Herbst. Im Oktober sei es dann beim Einbringen des Winterweizens etwas nasser geworden, so dass je nach Standort das Getreide in den Boden &bdquo;reingeschmiert“ worden sei. Normale Winterniederschläge, minus zehn Grad Minimaltemperaturen, ein trockener Februar und März, so dass auch die Zuckerrüben früh und gut ohne durchdrehende Räder bei den Maschinen in den Boden kamen: Das treibt den Landwirten das Lächeln ins Gesicht. Doch dann kam der Mai – und es fehlten die Niederschläge. 20 Liter pro Quadratmeter zuletzt im Süden, gut 60 im Nordkreis. Das hat aber geholfen, um Schäden von den Pflanzen fernzuhalten. Derzeit ist die Körnerbildung bei Gerste und Raps im vollen Gange, beim Weizen das &bdquo;Ährenschieben“. &bdquo;Der Mais holt auf, der Raps gibt ein gutes Bild“, so die Experten in ihrer Einschätzung derzeit. Und sie sind trotz vieler Berichte über zu große Trockenheit optimistisch: &bdquo;Trockene Jahre sind keine Hungerjahre“, wiederholt der Kreislandwirt ein altes Sprichwort. So war die Situation im April: Anhaltende Dürre im Kreis Höxter: Jetzt drohen erste Ernteeinbußen Prognose Deshalb erwarten sie Stand jetzt eine durchschnittliche bis gute Ernte. Natürlich immer abhängig von den Standorten und vom nun weiter folgenden Wetter: Vor Hagelschlag und Starkregen ist man nie gefeit, weiß Stefan Berens, Kreisgeschäftsführer der Landwirtschaftskammer in Brakel. Das Wetter in den nächsten drei Wochen ist entscheidend, damit Schäden, die auf schlechten Böden durch gelbe Gerste schon sichtbar würden, nicht noch stärker ins Kontor schlagen. Von &bdquo;zwei vor zwölf“ bis &bdquo;zwei nach zwölf“ sprechen die Landwirte bei der Landwirtschaftskammer, wenn es um den Zeitpunkt des jüngst noch vielerorts rechtzeitig gekommenen Niederschlag geht. Ein großer Vorteil der Trockenheit: Die Landwirte konnten beim Pflanzenschutz bares Geld sparen. Denn Pilzbefall habe es fast gar nicht gegeben. Bodenqualität Apropos Bodenqualität: Die ist am besten im Kreis Höxter in der Warburger Börde und dem Steinheimer Becken mit 70 bis 90 sogenannten Bodenpunkten (maximal 100). Während der gute Lehmboden als qualitativ hochwertig mit dem jetzt vom Himmel gekommenen Wasser noch eine Menge Gutes tun kann, sind schlechte Böden mit 30 bis 40 Bodenpunkte bei schwerem Ton schon schlechter dran: Sie können das Wasser nicht so gut halten und damit für die Pflanze nutzen. Aber: Sandige Böden mit einer Qualität von nur 20 bis 30 Bodenpunkten – wie etwas im Münsterland oder im Norden des Kreises Paderborn – seien schon jetzt von der Trockenheit so stark beeinflusst: Eine normale Ernte sei dort schon nicht mehr möglich, sagt Stefan Berens. &bdquo;Dort kann man mit Fug und Recht sagen: Es war zu trocken.“ Erntebeginn Voraussichtlich Anfang Juli beginnt die Ernte der Wintergerste im Kreis Höxter. Auf rund 50 Prozent der Ackerflächen kreisweit wird Getreide angebaut. Mit großem Vorsprung Weizen, danach Gerste – &bdquo;und dann lange nichts mehr“, sagt Berens. Der Mais liegt bei rund zwölf Prozentanteil bei der bewirtschafteten Fläche kreisweit. Lesen Sie auch: Nach Jahr der Extreme: Was OWL-Landwirte von der Politik fordern Aber: Auch wenn der Kreis Höxter ein Getreide-Standort ist, suchten die Landwirte immer wieder neue Anbaupflanzen, um auf die klimatischen Bedingungen und auch auf die Nachfrage zu reagieren, erklärt Birger Ridder (Teamleiter Pflanzenbau). Auch sei die Risikostreuung, was Krankheiten der Pflanzen und Ausfälle betrifft, durch eine Bewirtschaftung mit fünf statt drei verschiedenen Früchten deutlich besser geworden. Heißt: Statt nur Rüben, Mais und Gerste in der Fruchtfolge kommen nun auch Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Erbsen oder Ackerbohnen, Mais oder Kartoffeln auf die Fläche. Auch mit Blick auf die Bodenfruchtbarkeit. 1.000-Korn-Gewicht So haben nach Auskunft von Pflanzenbauberater Ferdi Stamm in den vergangenen Jahren insbesondere neue Züchtungen von Kartoffeln und Mais zu deutlich höheren Erträgen geführt. Zum Teil auf fast das Doppelte. Während nach Ansicht von Heinrich Gabriel man im Bereich Getreide bei den Mengen der Erträge nicht weiter sei als noch vor 20 Jahren. Und was ist nun ein guter Ertrag? Stefan Berens verweist auf das 1.000-Korn-Gewicht: Also dann, wenn 1.000 Körner mehr als 60 Gramm auf die Waage bringen. Dann ist es gut. Und dafür, so Gabriel, braucht man bis zum Erntestart nochmals 30 bis 50 Liter Wasser von oben.

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