Als Landrat für den Kreis Höxter will Helmut Lensdorf neue Wege gehen

Kollerbeck/Born. Eigentlich wollte Helmut Lensdorf nie Landrat werden, doch vor gut einem Jahr sind die Sozialdemokraten aus dem Kreis Höxter auf den Kollerbecker zugekommen und haben gefragt, ob er für das Amt bei der Wahl 2020 kandidieren würde. Zwar sei er schon seit vielen Jahren politisch aktiv, doch in der Verwaltung sei er ein Quereinsteiger, gesteht der 57-Jährige. Aber das könne auch eine Chance sein, sagt er. &bdquo;Wenn ich am 13. September als Landrat für den Kreis Höxter gewählt werde, würde ich vieles anders machen als die bisherigen Landräte und Bürgermeister. Ich würde mir wahrscheinlich blaue Flecken dabei holen, aber ich denke, dass es funktionieren kann", sagt der 57-Jährige. Denn, er will &bdquo;das Neue machen" – so sein Wahlslogan. Der Kollerbecker Helmut Lensdorf ist 1986 in die SPD eingetreten, 1989 wurde er bereits Ortsvereinsvorsitzender, in den 90er Jahren hat er zwar nicht mehr in den Gremien mitgemischt, die Partei aber weiterhin bei Themen und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. 2009 folgte der Einzug in den Kreistag, 2014 in den Rat Marienmünster. &bdquo;Ich bringe also durchaus Erfahrung auf städtischer und Kreisebene mit, ich habe aber keine Gremienbrille auf", betont er. Er stehe viel mehr dafür, neue Wege zu gehen. Denn viel wichtiger als die Arbeit im Gremium seien für ihn Gespräche untereinander. &bdquo;Die eigentliche Arbeit beginnt, bevor Entscheidungen getroffen werden", so der Sozialdemokrat. Auch wenn er vermutlich mit seinen Ideen auf Widerstand stoße. Es sei ihm wichtig, mit den Bürgern zu reden und Argumente zu sammeln. &bdquo;Ich habe keine Angst vor Konflikten. Sie müssen dargelegt und gelöst werden", sagt der Medienberater. "Jeder Ort hat seine Geschichten" Wie er sich seine Arbeit als Landrat vorstellt und was den Kreis Höxter für ihn ausmacht, das hat der Landratskandidat im Gespräch mit der NW bei einem Spaziergang durch Born erzählt. &bdquo;Dieser Ortsteil von Marienmünster mit seinen 100 Einwohnern steht stellvertretend für viele Orte im Kreis Höxter. Jeder hat seine Besonderheiten und Geschichten, überall gibt es etwas zu entdecken – auch Dinge, die mit Politik zu tun haben", sagt Helmut Lensdorf. So werden in Born Ferienwohnungen betrieben. &bdquo;Und die sind fast immer ausgebucht. Die Gäste kommen aus allen Richtungen. Auch in den kleinen Orten des Kreises wird Tourismus betrieben", freut sich der Landratskandidat. Zudem gibt es dort noch einige kleinere Landwirtschaftsbetriebe, aber auch Zugezogene, die andere Alltagswelten mitbringen. &bdquo;Alle kommen miteinander aus und dadurch entstehen Power und viele Ideen", sagt der Landratskandidat. Der kleine Ort zeige auch Probleme im Kreis Höxter auf. &bdquo;Der Schulbus braucht von hier anderthalb Stunden bis Brakel. Das ist nicht gut durchdacht. In diesem Punkt müssen die Schulen besser zusammenarbeiten", fordert er. Gleiches gelte für die Problematik an Ortsdurchfahrten. &bdquo;Born ist ein Sieben-Sekunden-Dorf. Viele fahren einfach nur schnell durch. Die Bürger fordern eine Verkehrsberuhigung am Ortseingang", sagt Lensdorf. Born, die Quelle, sei auch die Quelle der Ideen, sagt der Kollerbecker. Oftmals seien es kleine, realistisch umzusetzende Wünsche, die Bürger in diesen Orten äußern. &bdquo;Hier in Born wünscht man sich eine zweite Baumreihe auf dem Spielplatz, damit diese mehr Schatten spenden", berichtet er. Ebenso sei eine Sitzgruppe am Niesetalradweg wünschenswert. &bdquo;Hier ist sonntags viel Verkehr und eine Sitzgruppe konnte eine Rastmöglichkeit bieten", hätten ihm die Anwohner berichtet. &bdquo;Diese Dinge erfährt man meist erst, wenn man die Orte besucht", sagt Helmut Lensdorf. Aktiv, aufsuchend und anders Gleiches gelte für Ideen, die aus dem Ort stammen. &bdquo;Es gab in Born die Diskussion, die Straßenlaternen nachts auszuschalten, weil viele Insekten dadurch gestört würden und die Einwohner das Licht nachts nicht für nötig halten. Die Bürger wollten das, trotzdem wurde es nicht umgesetzt", berichtet er. &bdquo;Das ist totaler Schwachsinn. Man muss es natürlich nicht gleich für alle Orte umsetzen, aber wenn Ortschaften ihre eigenen Wege gehen wollen, dann ist das gut und wir sollten sie unterstützen", sagt Helmut Lensdorf. Um die Bürger politisch mitzunehmen, sei es wichtig, auf sie zuzugehen. &bdquo;Ich bin aktiv, aufsuchend und anders", sagt der Landratskandidat von sich und scheut sich nicht davor, auch in Regionen zu fahren, die weiter weg von der Kreisstadt Höxter liegen. &bdquo;Als Landrat muss man da auch mal hinfahren, ohne, dass gleich ein Band durchgeschnitten werden muss und die Presse dabei ist. Sondern einfach nur, um dort das Gespräch zu suchen", sagt Helmut Lensdorf. Auch Sitzungen müssten nicht nur in Höxter abgehalten werden. &bdquo;Wenn die örtlichen Gegebenheiten stimmen, kann man auch mal in Peckelsheim tagen", schlägt er vor. Es sei wichtig, Nähe herzustellen. Dabei sei auch der Weg ins digitale Zeitalter sinnvoll. Die Corona-Pandemie hätte dabei Chancen – wie die Bereitschaft zu Homeoffice - aufgezeigt. &bdquo;Das können wir auch für die Politik nutzen", sagt er. &bdquo;Natürlich war es nachteilig, seine sozialen Kontakte zu beschränken. Gerade im Wahlkampf war es schwierig. Aber die vergangenen Monate haben mich als Privatmensch entschleunigt", sagt er. &bdquo;Denn das Leben geht weiter, auch wenn man mal ein paar Schritte zurückfährt", blickt er auf den Lockdown zurück. So könnten neue Ideen mit eingebracht werden. &bdquo;Die Bürger aus dem Kreis Höxter entsprechen nicht mehr der sturen Landbevölkerung, sie sind vielfältiger, bunter und moderner aufgestellt", sagt der Sozialdemokrat. Dieses Selbstbewusstsein gelte es mitzunehmen und neue Impulse zu bekommen. &bdquo;Wir müssen das Neue jetzt machen, damit wir später nicht alt aussehen", sagt er getreu seinem Wahlkampfmotto. Dazu zähle auch, nicht nur mehr junge, sondern auch mehr weibliche Kandidaten für die Politik zu gewinnen. Es seien vor allem junge Frauen, die sich für ihre Orte engagieren. &bdquo;Der Kreis Höxter hat Power und Vielfalt und davon lebt die Politik. So verschieden, wie die Bevölkerung ist, so verschieden sollten auch die Besetzung der Gremien sein", sagt er. So habe man sich bei den Sozialdemokraten bewusst dafür entschieden, mit Nora Wieners eine junge Frau als Spitzenkandidaten aufzuführen und bei den Kandidatenlisten darauf zu achten, an jedem zweiten Platz eine Frau aufzustellen. Auch die Wahlplakate habe die SPD bewusst so gestaltet. &bdquo;Ich wollte nicht allein darauf zu sehen sein. Nora ist vermutlich die erste Frau, die groß auf einem Wahlplakat im Kreis Höxter zu sehen ist", sagt der Vater von drei Kindern. Kompetenz der jungen Leute &bdquo;Man findet junge Leute, die Interesse haben. Man muss mit ihnen nur auf Augenhöhe sprechen und sie da abholen, wo sie sind. Wo sie sich für Projekte engagieren können", so Helmut Lensdorf. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch für die Arbeit in der Politik zu schaffen, müssen die Voraussetzungen dafür verbessert werden. &bdquo;Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Art Elternzeit für Mandatsträger gibt, oder auch Zeit für die Berufsqualifikation. Dazu könnten sich etwa zwei Gewählte ein Mandat in der Wahlperiode teilen", sagt Helmut Lensdorf. &bdquo;Es kann nicht sein, dass sie sich nicht engagieren können, weil sie zeitlich zu intensiv eingespannt sind. Wir brauchen die Kompetenz der jungen Leute", ist er überzeugt. Um diese junge Bevölkerung auch in der Region zu halten, müsse es ein Ziel sein, einen Kreis Höxter zu schaffen, in dem man gut leben könne. &bdquo;Die Menschen, die hier leben, leben gern hier, manche müssen trotzdem wegziehen", sagt er. Das soll verhindert werden. Je besser Betreuung, Beruf und Bildung – die drei Bs – miteinander vereinbar sind, desto besser geht es ihnen, sagt der Sozialdemokrat und will mit einem Konzept 3-B-Häuser umsetzen, um dort die drei Punkte unter einem Dach zu bündeln. Er will Coworking-Räume schaffen, bei denen nebenan eine Betreuung stattfindet. &bdquo;Wir müssen die Chancen nutzen, die Menschen in der Region zu behalten und sie bei einem guten Leben unterstützen. Dafür müssen wir natürlich auch investieren", so Helmut Lensdorf. Es gelte, Familien bei der Pflege ihrer Eltern oder Betreuung der Kinder zu unterstützen. &bdquo;Wir müssen das Leben in die Mitte nehmen", sagt Helmut Lensdorf. Mit Leidenschaft Neues schaffen Auch die Infrastruktur wie eine leistungsstarke Digitalisierung müssen den Kreis weiter voranbringen. &bdquo;Geld darf bei Bildung keine Rolle spielen", sagt der Sozialdemokrat. Die Schulen und Schüler müssten mit digitalen Medien ausgestattet sein, damit sie auch zu Hause nicht den Anschluss verlieren. Um seine Ziele umzusetzen, setzt Helmut Lensdorf auch auf die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW). &bdquo;Die ist wirklich gut, wir sollten sie nur in Gesellschaft für Strukturförderung umbenennen, das wird ihrem umfangreichen Aufgabenbereich gerechter", sagt er. In der Politik engagiert zu sein, bedeutet für Helmut Lensdorf auch leidenschaftlich zu sein. Leidenschaftlich will er im Kreis Höxter Neues schaffen. &bdquo;Der Geist der Erneuerung war schon immer da, den will ich als Landrat intensiver umsetzen", sagt er. Sollte er am 13. September gewählt werden, würde er sich zunächst Tipps von anderen Landräten und Bürgermeistern einholen. Für Themen, die relevant sein können, nimmt er auch Anregungen aus seinem privaten Umfeld entgegen. &bdquo;Ich habe kein fertiges Konzept in der Tasche", gesteht er. Doch er ist zuversichtlich, was seine neue Arbeit angeht. &bdquo;Die Verwaltung funktioniert ja", sagt er. Als einer der ersten Punkte würde er zudem an der Bildung der Ausschüsse mitarbeiten. &bdquo;Gerade die Themen Bildung, Betreuung, Beruf, die zusammengehören, müssen gebündelt und in einem Ausschuss behandelt werden", sagt er. &bdquo;Ich bin bereit, Themen und die Menschen anzusprechen. Generell ist Reden allerdings nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber ich kann sehr gut zuhören. Als Landrat des Kreises Höxter möchte ich den Menschen zuhören", so Helmut Lensdorf.

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