Landratskandidaten für den Kreis Höxter: Windkraft und Busverkehr im Fokus

Kreis Höxter. Aus drei Kandidaten und einer Kandidatin können die Menschen im Kreis Höxter bei der Kommunalwahl am 14. September ihren Landrat beziehungsweise ihre Landrätin wählen. Neben dem amtierenden Landrat Michael Stickeln (CDU) sind das Helmut Lensdorf (SPD), Martina Denkner (Grüne) und Peter Eichenseher (AfD). Der NW haben sie auf drängende Fragen für den Kreis geantwortet. Michael Stickeln (CDU) Was konkret würde sich im Leben der Menschen im Kreis Höxter verändern, wenn Sie am 14. September erneut zum Landrat gewählt werden? &bdquo;Wenn ich erneut zum Landrat des Kreises Höxter gewählt würde, könnten sich die Menschen in unserer Heimat darauf verlassen, dass ich mich mit all meiner Kraft für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung unserer Heimat in allen Lebensbereichen einsetzen werde“, sagt Michael Stickeln. Lesen Sie auch: Landrat Stickeln erklärt die Stärken und Schwächen im Kreis Höxter &bdquo;Kompetent, erfahren und zuverlässig“ würde er weiter für eine &bdquo;offene und ehrliche Politik“ stehen, die im Schulterschluss mit den politischen Gremien des Kreises wie auch in den Städten zum Wohle der Menschen den Kreis Höxter zukunftsfähig gestalte. &bdquo;Es geht um die Stärkung von Familien und Senioren sowie des Ehrenamtes“, macht Stickeln klar. Auch die Förderung von Wirtschaft, Handwerk, Landwirtschaft und Tourismus habe eine große Bedeutung. Zudem müsse die ambulante und stationäre medizinische Versorgung der Bevölkerung dauerhaft sichergestellt werden, meint Stickeln. Viele Menschen im Kreis Höxter sind mit dem Öffentlichen Personennahverkehr nicht zufrieden. Zu wenige Verbindungen sorgen für leere Busse und umgekehrt. Würden Sie als Landrat künftig eher alle Busse einmotten oder mal richtig in gute ÖPNV-Infrastruktur investieren? &bdquo;Wir haben nach intensiven Diskussionen in den Kreistagen der Kreise Höxter und Paderborn mit großer Mehrheit die Struktur des NPH von einem Zweckverband in eine GmbH überführt, um ab dem 1. Januar 2026 hier strukturell gut aufgestellt zu sein“, erinnert Stickeln.Parallel dazu würden intensive Gespräche, auch mit den Städten, geführt, wie der ÖPNV im Kreis optimiert und zukunftsfähig, aber auch bezahlbar, aufgestellt werden könne. &bdquo;Hierzu gehört neben einer intensiven Linienbewertung auch die Einbeziehung anderer Mobilitätsformen“, so Stickeln, der den Holibri, On-Demand-Systeme oder Bürgerbusse als Beispiele nennt. Darum geht es: Busverkehr im Wandel: Pläne für den Kreis Höxter &bdquo;Der Individualverkehr wird allerdings in einem ländlichen Raum wie dem Kreis Höxter immer unverzichtbar bleiben. Wer etwas anderes behauptet, verkennt die immensen Kosten des ÖPNV, die letztlich von den Städten zu tragen sind, oder agiert unseriös/populistisch“, betont der Amtsinhaber. Der Kreis Höxter wird bei der Energiewende in NRW eine Hauptrolle spielen. Möglicherweise können einzelne unerwünschte Windräder oder PV-Anlagen verhindert werden, auf keinen Fall aber alle. Was können Sie als Landrat konkret tun, damit der Kreis von hier erzeugter Wind- und Solarenergie maximal profitiert? Der Kreis Höxter muss Windenergieanlagen genehmigen, wenn die Genehmigungsvoraussetzungen vorliegen, antwortet Stickeln: &bdquo;Hier hat der Kreis keinen Ermessensspielraum.“ Der Kreis Höxter selbst habe keine Windenergiezonen ausgewiesen, da er nicht Träger der Planungshoheit ist. &bdquo;Ich führe intensive Gespräche, in denen es darum geht, einen noch größeren Teil der Wertschöpfung der Bevölkerung beziehungsweise dem Kreis und seinen Städten zu sichern“, erklärt er. &bdquo;Neben den Möglichkeiten des Bürgerenergie-Gesetzes, sind unter anderem Stiftungsvarianten in der Diskussion.“ Vor Monaten habe er dieses mit Minister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf besprochen, der die Idee laut Stickeln &bdquo;sehr unterstützenswert“ findet. Helmut Lensdorf (SPD) Was konkret würde sich im Leben der Menschen im Kreis Höxter verändern, wenn Sie am 14. September zum Landrat gewählt werden? Helmut Lensdorf ist der Meinung: &bdquo;Der Landrat muss hinhören. Kritik verstehe ich als Aufforderung, den Kreis Höxter lebenswerter zu machen. Kritik ist nicht Schlechtreden.“ Beim Umgang mit Menschen müsse der Landrat sein Ego zurückstellen können, so Lensdorf. &bdquo;Nur so funktioniert gute demokratische Führung. Das werde ich neu einbringen“, kündigt er an. Danach zählt Lensdorf auf, was den Menschen im Kreis Höxter wichtig sei. Etwa die ärztliche Versorgung. &bdquo;In meiner Heimatstadt Marienmünster haben wir gezeigt, dass es geht“, so Lensdorf. Zudem müsse Wohnen bezahlbar sein. &bdquo;Deshalb gründen wir eine kreiseigene Gesellschaft, die selbst baut. Damit der Kreis mitreden kann, wo und wie gebaut wird“, kündigt Lensdorf an: &bdquo;So schaffen wir Wohnungen, die sich alle leisten können.“ Auch wolle er Eltern zuhören und helfen, wenn es um Fragen zu den Kindertagesstätten gehe. ÖPNV - einmotten oder richtig investieren? Die Dringlichkeit der Frage zum ÖPNV zeige, dass die Politik der CDU-Mehrheit hier in den vergangenen fünf Jahren nicht geliefert habe, meint Lensdorf. Und fragt: &bdquo;Warum eigentlich nicht? – Es gibt doch gute Lösungsansätze für funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr im Kreis Höxter“. Er nennt Ruf- und Bürgerbusse, &bdquo;die digital buchbar sind und auch am Wochenende fahren“. Vorbilder wie die Region Hannover oder Solling-Vogler zeigten, dass das funktioniere. Zudem sollte weniger Geld in Verwaltung und Geschäftsführung mit Sitz in Paderborn fließen. Stattdessen sollte in Buslinien für die Menschen im Kreis Höxter investiert werden, meint Lensdorf. Der &bdquo;Holibri“ müsse weiterentwickelt und auf den Kreis ausgeweitet werden. Tickets und Tarife fürs Busfahren müssten dem Sozialdemokraten zufolge &bdquo;günstig und einfach“ strukturiert werden. Was können Sie als Landrat tun, damit der Kreis Höxter von hier erzeugter Energie maximal profitiert? Als Landrat würde Helmut Lensdorf die Bürgerenergie fördern wollen: &bdquo;Durch Unterstützung von Bürgerenergie-Genossenschaften ermögliche ich den Menschen, selbst in Projekte zu investieren.“ Zudem sollte die regionale Stromvermarktung ausgebaut werden – beispielsweise durch lokale Stromtarife. &bdquo;Das stärkt die lokale Wirtschaft“, ist Lensdorf überzeugt. Auch interessant: Wird die ganze Windkraft-Planung im Kreis Höxter jetzt ad absurdum geführt? Über die Regionalplanung lasse sich steuern, wo Wind- und PV-Anlagen sinnvoll sind – unter Berücksichtigung von Natur, Landschaft und Akzeptanz. &bdquo;So verhindern wir Wildwuchs und schaffen geordnete Entwicklung.“ Lensdorf will außerdem die kommunale Beteiligung stärken: &bdquo;Einnahmen aus der Energieerzeugung für unsere Infrastruktur“, fordert er. &bdquo;Ich setze mich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen ein, um Fachkräfte für die Energiewende auszubilden“, erklärt der Kandidat: &bdquo;Damit der Kreis Höxter zum Innovationsstandort wird. Das schafft Arbeitsplätze.“ Martina Denkner (Grüne) Was konkret würde sich im Leben der Menschen im Kreis Höxter verändern, wenn Sie am 14. September zur Landrätin gewählt werden? &bdquo;Ich will mehr Transparenz in Verwaltungsprozesse und in die Kreispolitik einführen“, sagt Martina Denkner: &bdquo;Ich will eine aktive Rolle bei der Verbesserung der Zusammenarbeit der Städte im Kreis Höxter einnehmen. Hier ist großes Potenzial, auch für effektiveren Einsatz der knappen Finanzmittel.“ Die Grünen-Politikerin wolle zudem die Gesundheitsversorgung verbessern. &bdquo;Dazu will ich mehr Medizinische Versorgungszentren fördern. Denn die sind attraktiv für junge Ärztinnen und Ärzte, aber auch für medizinisches Fachpersonal.“ Zudem wolle sie einen Senioren-Beirat für den Kreistag etablieren. Und darüber hinaus &bdquo;fairere Chancen für alle Kinder schaffen“ – unabhängig vom Wohnort oder Einkommen oder Status der Eltern, erklärt die Herausforderin. ÖPNV - einmotten oder richtig investieren? ÖPNV sei kein &bdquo;nice-to-have“, sondern eine Frage der &bdquo;gleichwertigen Lebensverhältnisse“,die in der Verfassung festgeschrieben sind, unterstreicht Denkner. Die Weichen für den ÖPNV seien aber vor kurzem im Kreistag falsch gestellt worden. &bdquo;Das ist für Fachleute eine große Herausforderung“, meint sie. Zum Thema Wahl: Kreis Höxter: Marken-Expertin analysiert Wahlplakate Statt Lösungen zu suchen, die zum Beispiel die teuren Europaweiten Ausschreibungen für den Busverkehr im Kreis Höxter beendeten, werde auf &bdquo;Zersplitterung und Kleinstaaterei“ gesetzt.Statt effektiv Busverkehr zu organisieren, würden Verwaltungsstrukturen aufgebaut und bewährte Teams auseinandergerissen, sagt Denkner. Statt das Geld klug einzusetzen, werde es in Beraterverträgen und Strukturgutachten verjubelt, &bdquo;die das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben stehen“. Denkner: &bdquo;Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ich da nicht mitgehe!“ Was können Sie als Landrätin tun, damit der Kreis Höxter von hier erzeugter Energie maximal profitiert? Das Bürgerenergiegesetz der schwarz-grünen Landesregierung von 2023 bietet laut Martina Denkner &bdquo;viele Möglichkeiten“. &bdquo;Betreiber von Windenergieanlagen müssen den Standortgemeinden und den Anliegenden eine Beteiligung anbieten: Geschäftsanteile oder vergünstigte Stromangebote oder Ähnliches“, erläutert die Kandidatin. Komme da nichts, seien Betreiber gezwungen, 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Stadt abzuführen. &bdquo;Bei Energieerträgen von 10 bis 14 Millionen Kilowattstunden im Jahr kommen da Beträge zusammen, die locker über 20.000 Euro liegen, pro Jahr und pro Anlage“, rechnet sie vor. &bdquo;Und das ist Cash für die Kommune“, betont sie, &bdquo;wirtschaftliche Effekte durch Wertschöpfung kommen obendrauf“. Als Landrätin würde sie sich dafür einsetzen, dass – schon bevor diese Pflicht greift – die Menschen vor Ort konkret profitieren. Wie zum Beispiel schon in Ottbergen (rund 7.000 Euro pro Jahr) oder in Schmechten mit der &bdquo;vorbildlichen“ Bürgerstiftung, so Denkner. Peter Eichenseher (AfD) Was konkret würde sich im Leben der Menschen im Kreis Höxter verändern, wenn Sie am 14. September zum Landrat gewählt werden? &bdquo;Die Frage ist genau umgekehrt zu stellen“, findet Peter Eichenseher: &bdquo;Um Lebensstandard, Wohlstand und gute Lebensbedingungen zu erhalten, brauchen wir im Kreis Höxter gezieltere Wirtschaftsförderung, schnellere Wohnungsbauförderung und kluge Entbürokratisierung.“Nur so ließen sich Arbeitsplatzverluste in der Krise stoppen und die Wohnungsnot in den Städten lindern. Leerstehende Einzelhandelsflächen sollten seiner Meinung nach umgenutzt und umgebaut werden: &bdquo;Damit können wir viele Wohnungen schaffen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.“ Auch interessant: Warburger AfD-Kandidat nicht eingeladen: Empörung überfordert Verein Die Digitalisierung müsse schneller vorangebracht werden – &bdquo;aber wir dürfen dabei die Spaltung der Gesellschaft nicht zulassen“, betont er. Eine große Gruppe brauche weiter analoge Angebote. Effizienzgewinne und Einsparungen der Digitalisierung sollten daher gezielt in bessere und individuellere Beratung investiert werden. Polizei und Ordnungsämter müssten an Brennpunkten stärker als bisher Präsenz zeigen. &bdquo;Diese Ordnungspartnerschaft will ich ausbauen.“ ÖPNV - einmotten oder richtig investieren? Der ÖPNV habe sich in den vergangenen 30 Jahren verbessert, meint Eichenseher, aber es bestehe natürlich weiterer Handlungsbedarf. &bdquo;Anstatt den ÖPNV pauschal ,schlechtzureden’ sollten wir die Investitionsprogramme fortführen, Angebote optimieren und das Deutschlandticket unbedingt erhalten“, sagt der AfD-Politiker. Die Defizite der Verkehrsunternehmen dürften dabei nicht weiter steigen. &bdquo;Das heißt, wir müssen realistisch und kompromissbereit sein“, so Eichenseher. &bdquo;Im ländlichen Raum wird der ÖPNV das Auto nie ersetzen können. Viele Busse fahren abends leer durch den Kreis.“ Anstatt pauschaler Angebotsausweitung bräuchte der Kreis Höxter deshalb mehr nachfragegesteuerte Modelle, wie sie zum Beispiel mit dem Holibri &bdquo;ganz gut“ gestartet wurden. Was können Sie als Landrat tun, damit der Kreis Höxter von hier erzeugter Energie maximal profitiert? &bdquo;Der Kreis Höxter trägt die Hauptlast der Energiewende in ganz NRW“, meint Eichenseher. &bdquo;Hier wurden im letzten Jahr mehr Windräder genehmigt als in ganz Bayern. Von den 14.090 Hektar Windkraft-Vorranggebieten in OWL werden über 50 Prozent, nämlich 7.086 Hektar, allein im Kreis Höxter ausgewiesen“, erklärt er. Während zum Beispiel im Kreis Herford nur 0,24 Prozent (34 Hektar) für Windkraft ausgewiesen würden. &bdquo;Das ist ungerecht und zerstört unseren Kreis“, findet Eichenseher. &bdquo;Ich will deshalb die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft des Kreises Höxter vor der Zerstörung durch die Windkraft schützen.“ Konkret wolle er eine restriktive Genehmigungspraxis für neue Windkraftanlagen und einen sofortigen Planungsstopp für Anlagen im Wald, in Vogelbrut- oder in Wasserschutzgebieten erreichen. &bdquo;Statt des geplanten Batteriespeichers für 100 Millionen Euro plädiere ich für den schnellen Bau eines Gaskraftwerkes, um den instabilen ,Flatterstrom’ der regenerativen Energie in den Griff zu bekommen“, so Eichenseher.

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