Altenheime lockern Besuchsverbote: Endlich Mama wiedersehen

Kreis Höxter. Lange haben die Bewohner in Pflege- und Seniorenheimen darauf gewartet, ab Sonntag, 10. Mai, ist es wieder möglich: der Besuch ihrer Liebsten. Seit dem Ausbruch des Coronavirus durften sie ihre Angehörigen und Freunde nicht mehr sehen, standen nur über Telefon miteinander in Kontakt. Das ändert sich ab Sonntag – passend zum Muttertag. Das Gesundheits- und Sozialministerium hatte bekanntgegeben, das generelle Besuchsverbot in Einrichtungen der Pflege und der Eingliederungshilfe aufheben zu wollen, allerdings unter besonderen Schutzmaßnahmen. Enorme Erleichterung für Bewohner &bdquo;Für unsere Bewohner ist das eine enorme Erleichterung", sagte Diakon Berno Schlanstedt, Leiter des Konrad-Beckhaus-Heim des evangelischen St.-Petri-Stifts, im Gespräch mit der NW. In den vergangenen Wochen der Isolation haben er und sein Team das große Bedürfnis der Senioren gespürt, endlich ihre Kinder, den Partner und weitere Angehörige wiederzusehen. &bdquo;Für die Bewohner ist das natürlich schön, doch für die Einrichtungen war diese Entscheidung schon sehr kurz kurzfristig und nicht absehbar", so der Heimleiter. Denn einfach vorbeischauen und seine Liebsten wieder in den Arm nehmen, das wird auch zukünftig nicht möglich sein. &bdquo;Der Besuch im Konrad-Beckhaus-Heim ist nur im Rahmen der Schutzmaßnahmen erlaubt", sagte Schlanstedt. Körperkontakt und Besuche in den Einzelzimmern sind nicht möglich. Die Einrichtungen müssten nun kreative Ideen entwickeln, um die neuen Regelungen umzusetzen. &bdquo;Wir planen, die Cafeteria, die in den vergangenen Wochen ohnehin nicht genutzt wurde, als Besuchsraum herzurichten", erklärte er. Dafür sollen Tische mit genügend Abstand aufgestellt werden. &bdquo;Es ist klar, dass nur zehn bis zwölf Tische in den Raum passen. Mehr Besuche werden gleichzeitig nicht möglich sein. Wir müssen die Angehörigen bitten, zu warten." Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, wird jeder Besucher in dem Höxteraner Seniorenheim vorher befragt, ob er Symptome oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte. &bdquo;Das machen wir bei unseren Mitarbeitern bereits täglich, wir müssen uns auf die Aussagen verlassen können", betonte der Heimleiter. Zudem sollen die Besuchstische mit Plexiglasscheiben ausgestattet werden. &bdquo;Das ist zwar ähnlich wie im Gefängnis, aber wir versuchen, die Besuche irgendwie möglich zu machen", sagte Schlanstedt. Auch das Tragen von Mundschutzmasken ist nötig. Für die Bettlägerigen gebe es bisher noch keine Lösung. Und auch die Bewohner, die unter Quarantäne stehen, dürfen keine Besucher empfangen. &bdquo;Das ist für sie natürlich besonders schwer, aber im Moment nicht anders möglich", so Schlanstedt. "Bitte bleibt für Mama zu Hause" Die fünf Pflegeeinrichtungen der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) in Bökendorf, Brakel, Beverungen, Steinheim und Höxter befürchten vor allem am kommenden Sonntag einen großen Besucher-Ansturm. &bdquo;Wir freuen uns natürlich für unsere Bewohner, dass sie wieder besucht werden können. Zu ihrer Sicherheit muss das jetzt koordiniert und vorbereitet werden. Dass alle Angehörigen gleichzeitig zu Besuch kommen, ist logistisch nicht machbar", heißt es von Oliver Surmann, Einrichtungsleiter im St.-Josef-Seniorenhaus Bökendorf in einer Mitteilung. Er fordert vor allem für den Muttertag: &bdquo;Bitte bleibt für Mama zu Hause." Wer einen Besuch in einem der KHWE-Seniorenhäuser plant, muss sich vorher in der Verwaltung der jeweiligen Einrichtung anmelden. Die Dauer der Besuchszeit wird dann gemeinsam mit den Einrichtungsleitern festgelegt. &bdquo;Nur so können wir uns optimal vorbereiten, da die Besuche auch für die Angehörigen mit Auflagen verbunden sind. Auch für unsere Mitarbeiter ist diese neue Regelung eine enorme Belastung", so Bianca Butterwegge, Leiterin im St.-Johannes-Baptist-Seniorenhaus in Beverungen. Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Handlungsempfehlung trafen sich die Einrichtungs- und Pflegedienstleiter der fünf KHWE-Seniorenheime zu einem Vorbereitungstreffen. &bdquo;Wir haben nur wenige Tage Zeit, um das Vorgehen zu besprechen und ein entsprechendes Konzept für unsere Häuser zu erarbeiten", sagte Oliver Surmann. Vorher per Telefon oder im Internet informieren Auch der Caritasverband Paderborn empfiehlt Angehörigen, sich vorher telefonisch oder im Internet bei dem jeweiligen Altenheim im Erzbistum Paderborn zu informieren. &bdquo;Wir wissen, dass es wünschenswert und notwendig ist, nach vielen Wochen Besuche wieder zu ermöglichen, weisen aber darauf hin, dass die nach wie vor geltenden Schutzbestimmungen die Anzahl von Besuchen pro Heim deutlich begrenzt", betonte Christoph Menz, Leiter des Referates Altenhilfe, Hospiz und Sozialstationen, in einer Mitteilung. Es könne nicht gewährleistet werden, dass an Muttertag alle gewünschten Besuche stattfinden können, da jeder einzelne durch die unterschiedlichen Auflagen organisiert werden müsse. Entgegen der in der Öffentlichkeit verbreiteten Vorstellung, dass es sich um eine Aufhebung der Besuchsverbote handelt, sprechen die für die Einrichtungen gültigen Bestimmungen nur von einer &bdquo;Lockerung", heißt es in der Mitteilung des Caritasverbands. &bdquo;Damit wurden Erwartungshaltungen geweckt, die die Einrichtungen personell und organisatorisch kaum erfüllen können", so Menz.

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