Kreis Höxter

Polizei im Kreis Höxter gibt Tipps für den Straßenverkehr zum Schulanfang

Donnerstag ist der große Tag für die Schulanfänger. Wie sich Kinder und Eltern zu Fuß und mit dem Auto verhalten sollten – und wie der Schulweg ganz einfach, aber effektiv trainiert werden kann

Passen auf: Polizeioberkommissar Rainer Hoberg (l.) und Polizeioberkommissar Reinhard Schnitz mit drei Schulanfängern mit ihren Schultüten. | © Polizei Paderborn

28.08.2019 | 28.08.2019, 21:30

Kreis Höxter. Am Donnerstag stürmen im Kreis Höxter 1.239 i-Dötze voller Tatendrang in die Schulen. Für sie beginnt der Ernst des Lebens – allerdings nicht nur in der Schule, sondern auch im Straßenverkehr – also auf dem Weg zur Schule und von dort wieder nach Hause. Sie sind wie in der Schule die „Neuen" und müssen auch im Straßenverkehr lernen und angeleitet werden, erklärt die Kreispolizei.

Damit auf dem Schulweg zu den Grundschulen im Kreis Höxter nichts schief geht, startet die Polizei im Kreis Höxter auch in diesem Jahr wieder Aktionen rund um die Sicherheit auf den Schulwegen. Polizeiliche Präsenz auf den Schulwegen und Hilfestellungen mit Aufklärung über mögliche Gefahrenfelder stehen dabei im Vordergrund, damit die Erstklässler sicher und ohne Schaden zur Schule und auch wieder nach Hause kommen. Daneben werden in den ersten Wochen des neuen Schuljahres verstärkt Geschwindigkeitsmessungen, Überprüfungen zum richtigen Gebrauch von Rückhaltesystemen und Kindersitzen sowie besondere Bus- und Zweiradkontrollen im Schulverkehr durchgeführt.

Schulwegunfälle lassen sich laut Polizei vermeiden, wenn die Kleinen behutsam an die Gefahrenfelder des Straßenverkehrs herangeführt werden und den Erwachsenen deutlich ist, dass Kinder den Straßenverkehr anders als Erwachsene erleben und wahrnehmen, so die Polizei. Das erfordere eine ständige Ansprache und anfängliche Begleitung durch die Eltern und eine besondere Rücksichtnahme insbesondere der Fahrzeugführer auf die Kleinen.

Andere Bewegungsabläufe und Geschwindigkeitswahrnehmung

Kinder haben ihre Bewegungen noch nicht unter Kontrolle, es fällt ihnen schwer, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun: Schon wegen seiner geringen Körpergröße sieht das Kind die Welt anders als ein Erwachsener; viele Gegenstände nimmt es in anderen Größenverhältnissen und Perspektiven wahr.

Außerdem sind Laufen und Sehen bei Kindern stärker miteinander verbunden als bei Erwachsenen; sie haben einen starken Bewegungsdrang, sie hüpfen, laufen und rennen auf Gehwegen und werden dadurch für Autofahrer unberechenbar.

Sinneswahrnehmungen über Auge und Ohr sind bei Kindern noch nicht voll entwickelt, die Wahrnehmungsleistungen sind eingeschränkt: Auch können Kinder Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen. Ihr Blickfeld ist um ein Drittel kleiner als bei Erwachsenen, wodurch sie seitlich herannahende Fahrzeuge erst wesentlich später wahrnehmen können. Zudem sehen sie langsamer und benötigen mehr Zeit, um Gesehenes oder Beobachtetes in ihren Erfahrungsschatz einzuordnen.

Die Entwicklung der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsfähigkeit ist erst im Alter von 14 Jahren annähernd abgeschlossen: Da Kinder unter zehn Jahren Schwierigkeiten haben, Geschwindigkeiten zu schätzen und die von einem Fahrzeug zurückgelegte Strecke mit der dafür benötigten Zeit in Beziehung zu setzen, wird es problematisch, wenn sie vor der Fahrbahnüberquerung beurteilen sollen, ob ein Fahrzeug noch weit genug entfernt ist, um vor ihm sicher auf die andere Seite zu gelangen.

Radfahren oder zu Fuß gehen

Mit dem Fahrrad sollte man Erstklässler nicht zur Schule fahren lassen. Erst mit 14 Jahren sind die Fähigkeiten zum sicheren Radfahren entwickelt: Erst ab acht Jahren sind Kinder fähig, sich über einen längeren Zeitraum auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.

INFORMATION


Das rät die Polizei:

  • Denken Sie daran, dass auf ein Kind,
    das den Straßenverkehr plötzlich bewusst wahrnehmen muss, eine Vielzahl
    von neuen Eindrücken einstürzen. Soll ein sechs- bis siebenjähriger
    Schulanfänger richtig auf diese Eindrücke reagieren, ist er oder sie
    oftmals überfordert und braucht Ihre Unterstützung.

  • Begleiten Sie Ihr Kind in den ersten
    Wochen zur Schule und lassen es dabei nach einiger Zeit selbst
    entscheiden, wann und wo es eine Fahrbahn überquert. Zum Schluss folgen
    Sie Ihrem Kind mit einem Abstand und kontrollieren sein richtiges
    Verhalten im Straßenverkehr.

  • Beobachten Sie Ihr Kind und achten Sie
    darauf, ob es sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren kann,
    Entfernungen herannahender Fahrzeuge richtig einschätzt, Gefahren
    erkennt, den Unterschied zwischen Fahrbahn, Gehweg und Radweg kennt und
    sich auf besondere Situationen im Straßenverkehr (Baustellen oder
    parkende Fahrzeuge) einstellen kann.

  • Nehmen Sie sich Zeit bei der individuellen Verkehrserziehung Ihres Kindes und nutzen Sie dafür die täglichen kleinen Fußwege.

  • Bevor Sie mit dem Kind eine Fahrbahn
    überqueren, halten Sie kurz auf dem Gehweg vor der Bordsteinkante an.
    Ein Kind braucht diese Zeit, um sich einen Überblick über die
    Verkehrssituation zu verschaffen.

  • Kinder haben oft das Problem, Rechts
    und Links zu unterscheiden. Überlegen Sie deshalb mit ihm an konkreten
    Stellen, von wo Fahrzeuge kommen können, damit es dort in die richtige
    Richtung schaut. Grundsätzlich soll es sich natürlich in beide
    Richtungen versichern, dass die Straße frei ist.

  • Beachten Sie bitte auch, dass Ihr Kind
    nun häufig bei Dunkelheit und in der Dämmerung unterwegs sein wird.
    Deshalb ist helle und reflektierende Kleidung lebenswichtig.

  • Besuchen Sie Elternveranstaltungen, die
    sich mit der Verkehrserziehung von Kindern beschäftigen und in der
    Regel in Zusammenarbeit mit der Polizei über Schulen und Kindergärten
    angeboten werden.

  • ´ Aus verkehrserzieherischer Sicht ist
    der Fußweg zur Schule gegenüber der Beförderung mit dem Pkw vorzuziehen.
    Der begleitete Weg ermöglicht es den Kleinen, die Verkehrsgefahren
    behutsam zu erlernen.

  • Denken Sie aber auch immer an Ihr
    eigenes gutes Vorbild, dass Kinder wesentlich intensiver prägt als
    zeitlich begrenzter Verkehrsunterricht.

  • Nutzen Sie die Buslinie „Walking Bus",
    soweit sie an Ihrer Schule angeboten wird. Informationen dazu erhalten
    Sie an den Grundschulen und bei den Verkehrssicherheitsberatern der
    Polizei.

Mit dem Auto

  • Denken Sie daran, dass Kinder bis zum
    zwölften Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, während der Fahrt
    eine geeignete Rückhalteeinrichtung haben müssen. Fehlt ein solches
    Rückhaltesystem, besteht für Ihr Kind ein erheblich höheres Risiko, bei
    einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden.

  • Der Kindersitz sollte amtlich geprüft und genehmigt sein, was Sie an speziellen Kennzeichnungen erkennen.

  • Lesen Sie genau die Bedienungsanleitung
    zu dem von Ihnen verwendeten Rückhaltesystem. Viele Kinder verletzen
    sich, weil der Kindersitz falsch montiert wurde.

  • Achten Sie bei Sitzerhöhungen darauf,
    dass der Gurt deutlich über das Schlüsselbein und nicht zu nah am Hals
    geführt wird. Der Beckengurt sollte wirklich über das Becken und nicht
    über den Bauch führen. Dazu dienen die Gurtführungen, die sich an den
    Seiten der Sitzerhöhungen befinden.
    ´ Schnallen Sie sich immer an und geben damit Ihrem Kind ein gutes Beispiel.

  • Lassen Sie Ihr Kind immer an der Seite zum Bürgersteig ein- und aussteigen; achten Sie dabei aber bitte auf Radfahrer.

  • Behindern und gefährden Sie bei der An-
    und Abfahrt vor der Schule keine Kinder, die zu Fuß unterwegs sind.
    Halten Sie lieber in ausreichender Entfernung von der Schule an und
    lassen Ihr Kind ruhig ein paar Meter gehen.

  • Bitte denken Sie daran, dass Sie als
    Fahrzeugführer an haltenden Schulbussen grundsätzlich in beiden
    Richtungen nur mit Schrittgeschwindigkeit (4 bis 7 km/h) vorbeifahren.
    Hat der Schulbus die Warnblinkanlage eingeschaltet, ist das gesetzlich
    vorgeschrieben.