Käferplage, Sturm und Trockenheit: Wie Brakeler ihrem Bürgerwald helfen

Brakel. Vielerorts sind die Wälder in beklagenswerten Zustand. Borkenkäfer, Stürme und Trockenheit haben reihenweise Fichten absterben oder umkippen lassen. Wie riesige Wunden klaffen Fehlstellen im Bestand. So auch im Wald der Stadt Brakel. 350 Hektar an Fichten seien verloren gegangen, erklärt Stadtförster Harald Gläser. Das ist eine Fläche, die etwa 490 Fußballfeldern entspricht. Die gute Nachricht: Die Arbeiten zur Aufforstung in dem 1.540 Hektar messenden Stadtwald kommen gut voran. So gut, dass das bis zum Jahresende gesteckte Ziel sogar übertroffen werden könnte. Das liegt bei 50 Hektar. "43 sind schon fertig", sagt Gläser auf Anfrage von nw.de. "Und die Hauptpflanzzeit kommt erst noch." Doch bis zum vollständigen Wiederaufbau des Waldes bleibt noch viel zu tun. "Wir pflanzen einen Wald" Einen Anteil am bisherigen Fortschritt haben auch die Brakeler Bürger. Schon im vergangenen Jahr konnten sie sich an einer Baumpflanzaktion beteiligen. Dabei wurden 94 Eichen am Kaiser Wilhelm Hain (Kaiserbrunnen) sowie in Modexen nahe der Walderlebnisschule gepflanzt. Dieses Engagement könne man gar nicht hoch genug einschätzen, so Gläser. Auf viele helfende Hände hofft der Förster auch jetzt. Denn nach der Aktion, die unter dem Leitsatz "Ich pflanze einen Baum - Wir pflanzen einen Wald" stand, soll es nun eine Neuauflage geben. Am Samstag 30. Oktober können Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Organisationen, Firmen und Gruppierungen auf einer acht Hektar großen Fläche Eichen und Walnussbäume im Modexer Forst pflanzen. Gegen eine Beteiligung von 50 Euro ist es möglich, eine Patenschaft für einen Jungbaum zu übernehmen. Mit Schild und persönlicher Widmung wird der dann zu einem eigenen Stückchen Wald. "Jeder kann seinen ganz persönlichen Bezug über die Beschriftung zum Ausdruck bringen", so Gläser. Sein Wunsch ist, dass Menschen eine Verbundenheit zum Brakeler Wald empfinden, für den Gläser nicht umsonst den Namen "Bürgerwald" geprägt hat. "Die Menschen sollen sagen können: Das ist mein Baum, dem gebe ich gute Wünsche mit und besuche ihn zwischendurch mal", so der Förster. Schon 80 Bäume binden viel CO2 Doch warum werden nur Walnussbäume und Eichen gepflanzt? Laut Gläser kommen diese Baumarten mit den Veränderungen durch den Klimawandel besser zurecht. Ihr Wurzelwerk reiche tief ins Erdreich. So kommen sie an Wasser, wenn es anderen Bäumen längst mangelt. Apropos Klimawandel: Längst geht es bei der Pflanzaktion nicht nur darum, die kahlen Flächen aus optischen Gründen wieder zum Blühen zu bringen. Ziel ist es auch, den Klimawandel zu bekämpfen. "Denn 80 Bäume nehmen in nur einem Jahr rund eine Tonne CO2 auf", erklärte Brakels Klimaschutzbeauftragter Hendrik Rottländer bei der Aktion im vergangenen Jahr. Die Idee hinter der Aktion war ursprünglich eine andere Laut Gläser soll der Aktionstag auch genutzt werden, um Bäume auszutauschen, die im vergangenen Jahr nicht angegangen sind. Gläser, der 2019 Stadtförster in Brakel wurde, geht von etwa zehn Prozent aus, die nicht durstarten konnten, zum Beispiel, weil der Boden zu steinig oder Wurzelballen zu klein waren. Die Kosten für den Austausch übernimmt die Stadt. Gläser spricht von einer "Anwuchsgarantie". Denn die Menschen hätten ja viel "Herzblut" in ihre Schützlinge gesteckt und sie aus ganz verschiedenen Gründen gepflanzt. Dabei war der Plan eigentlich, einzelne Bäume anlässlich besonderer Ereignisse, etwa Hochzeit, Geburt oder Jubiläum, zu pflanzen. Doch wegen der großen Resonanz aus der Bevölkerung habe sich schon im vergangenen Jahr eine ganz eigene Dynamik entwickelt, freut sich Gläser. Die Brakeler gestalten ihren Bürgerwald eben selbst.

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