Warum Nieheim in diesem Jahr nicht einen einzigen Baum gepflanzt hat

Nieheim. Mit dem Klimawandel und seinen teils verheerenden Folgen rückt der Wald immer wieder in den Fokus. Seine Schutz–, Erholungs- und Wirtschaftfunktion müssen fein austariert werden. Enormer Weitblick ist gefragt: Heutige Entscheidungen haben Auswirkung für spätere Generationen – die Enkelkinder müssen damit leben und umgehen. Wenn in einer solchen Situation der für Nieheim zuständige Revierförster in einer Haupt- und Finanzausschusssitzung berichtet, dass in den Wäldern der Ackerbürgerstadt in diesem Jahr kein einziger Baum gepflanzt wurde – und er im Grunde sogar sehr froh darüber ist, ist das zumindest erklärungsbedürftig. Hintergrund ist, dass die Flächen – wie übrigens auch in Steinheim – noch nicht wiederaufforstungsvorbereitet sind. Denn überall stehen noch tote und erkrankte Bäume – vor allem Eschen. Sie mussten erst runter. &bdquo;Wir haben in der letzten Saison zugesehen, dass wir freie Pläne bekommen“, so Keuthen. Das sei notwendig, damit nach der Neupflanzung keine Bäume umfallen, Gatter beschädigen und das Wild zum Verbiss der jungen Bäume einladen. Der stellvertretende Gemeindeforstamtsleiter Lars Grothe wies zugleich darauf hin, dass auch den Jägern eine wichtige Aufgabe zukomme, indem sie die eine &bdquo;entsprechende Bejagung sicherstellen.“ Der viele Regen hat Vor- und Nachteile Zudem war da genau das, was die Förster und Waldbauern in den vergangenen Jahren so schmerzlich vermisst haben: viel Regen. Sogar sehr, sehr viel Regen. Der hat im zeitigen Frühjahr dafür gesorgt, dass endlich wieder genügend Wasser in die tieferen Schichten eindringt. Lesen Sie auch: Gen-Experten bergen Schatz an den Weserhängen im Kreis Höxter Der andere Effekt: Gras und Kraut wuchsen enorm gut und hätten neu gepflanzte Bäume an vielen Stellen schlicht &bdquo;erstickt“, wie Keuthen erläuterte. In sofern sei es gar nicht so schlimm gewesen, dass in diesem Jahr die Aufforstung ausgefallen ist. 2025 stehen dann aber wieder Baumpflanzungen in Nieheim an Zumal das Gemeindeforstamt in Nieheim auf extensive Flächenvorbereitung setzt. Das heiß, man versuche, ohne großflächige maschinelle Mulcharbeiten auszukommen, mit dem Ziel, die Natur selbst die Arbeit machen zu lassen. Naturverjüngung von Fichte, Ahorn, Eiche und Birke ist das Stichwort. &bdquo;Diese Pflanzen wollen wir alle mitnehmen, um eine gute Mischung hinzubekommen“, so Keuthen. Das heißt aber nicht, dass die Forstleute nicht viel Arbeit hätten. Denn die jungen Triebe müssen mit einen Freischneider händisch von Gras und Buschwerk befreit werden, bis sie groß genug sind. Apropos groß genug: Der viele Regen hat auch dafür gesorgt, dass die in den vergangenen Jahren gepflanzten Bäume in diesem Jahr einen ordentlichen Schuss gemacht haben. Das stimmt zuversichtlich. Im kommenden Jahr soll dann wieder richtig viel gepflanzt werden, kündigte Keuthen an. Mehr als 10.000 Lärchen, mehr als 9.000 Douglasien und immerhin noch fast 6.000 Küstentannen weist der Kulturplan auf. Hinzukommen 3.500 Weißtannen und immerhin fast 2.000 Eichen. In Summe: 15 Hektar Aufforstung und fünf Hektar Nachbesserungen. &bdquo;Problem-Bäume“ im Nieheimer Stadtgebiet Andererseits wird auch kräftig eingeschlagen. &bdquo;Wir beschränken uns dabei hauptsächlich auf Kalamitäten“, sagt der Revierförster – heißt abgestorbene und unrettbar kranke Bäume. Als Beispiel nannte er ältere Buchen und Eschen, die vom Eschentriebsterben befallen sind. Außerdem werde in jungen Beständen erstmals durchforstet – alles in allem 1.834 Festmeter. Lesen Sie auch: Von Hoch bis Tief: In Beverungen wird seit 25 Jahren das Wetter gemessen Auch die Frage der Sicherheit beschäftigt Revierförster Keuthen immer wieder. So sei die Stadt wiederholt von der Bahn auf die Problemstelle der &bdquo;Kleinstwaldfläche“ am Bahnübergang Oeynhausen-Varusberg aufmerksam gemacht worden, weil Eschen in den Verkehrsraum rein ragen. Sie soll komplett gerodet werden, weil immer wieder einzelne Bäume entweder auf die Gleise, oder die Landesstraße auf der anderen Seite fallen könnten. Problemstellen wie diese zögen sich durch die ganze Stadt, so Keuthen. Waldwege sollen hingegen nur minimalistisch unterhalten werden. Gerade mal 5.000 Euro sind dafür eingeplant. Um das, was theoretisch besprochen wurde, auch praktisch darzustellen, soll es im Frühjahr einen Waldspaziergang geben.

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