Zum Tod von "Deutz Willi": Das waren seine größten Reisen

Lauenförde. Von Lauenförde hinaus in die Welt - seit Jahren unternahm Winfried Langner mit seinem Traktor "Robert" weite Reisen ins europäische Ausland. Wochenlang verbrachte der Rentner auf den europäischen Straßen, fuhr nach Mallorca oder St. Petersburg und wurde damit zum Botschafter der Völkerverständigung.Nicht nur bei Oldtimertreffen war "Deutz-Willi" ein gern gesehener Gast - Fernsehauftritte, etwa bei Günther Jauch, machten den ehemaligen Baumaschinenmonteur in ganz Deutschland bekannt. Nun ist Winfried Langner im Alter von 86 Jahren verstorben. Bereits seit geraumer Zeit hatte Langner Traktorenfahrten nach Österreich oder in die Schweiz unternommen. Vor neun Jahren folgte dann ein Mammutprojekt. Im Frühjahr 2013 fuhr Langner dorthin, wo viele Deutsche Urlaub machen: nach Mallorca. Gut zwei Monate dauerte die Fahrt, die den Oldtimerfan von Lauenförde zunächst Richtung Freiburg führte. Dort überquerte er die französische Grenze, fuhr weiter durch Frankreich bis zu den Pyrenäen.Eine anspruchsvolle Aufgabe für "Robert", den grünen Deutz D 15, Baujahr 1961. &bdquo;Dort mussten wir im ersten Gang hoch und wieder runter. Aber Robert hat alles mitgemacht. Er hat morgens seine Streicheleinheiten bekommen und dann lief er“, sagte Langner damals, der an seinen "Robert" stets noch seinen Wohnwagen "Schnecke" gehangen hatte.Mit Blaulicht zum nächsten Campingplatz eskortiert Einmal habe ihn sogar die Gendarmerie mit Blaulicht zum nächsten Campingplatz eskortiert. Sprachprobleme hatte der rüstige Rentner, der weder Spanisch noch Französisch sprach, nicht gehabt. "Mit Händen und Füßen habe ich mich verständigt." Mit im Schnitt 18 Kilometern pro Stunde tuckerte das Gespann durch halb Europa. Pro Tag schafften "Deutz-Willi", "Robert" und "Schnecke" 100 bis 130 Kilometer, die sie zumeist abseits der Hauptrouten fuhren und so Land und Leute kennenlernten. Seine im Jahr 2012 verstorbene Frau hatte ihn damals zu dieser Reise inspiriert.Gleichwohl blieb die Mallorca-Tour eine unvollendete. Denn Langner verletzte sich in Barcelona am Bein. Unter Schmerzen erreichte das Gespann aus Lauenförde zwar die Baleareninsel, die geplante Rundfahrt auf Mallorca musste aber abgebrochen werden.Nur zwei Jahre später ging es wieder auf große Fahrt: Während der Musikverein Würgassen das Weserbogen-Lied anstimmte, verabschiedeten gut 170 Freunde, Bekannte und Verwandte Winfried Langner, seinen Deutz-Traktor sowie seinen Wohnwagen im Mai 2015.Ziel der Fahrt war das Nordkap, der nördlichste Punkt Europas. Auf dem Hinweg ging es durch Dänemark und Norwegen. Auf dem Rückweg wurden Finnland, Schweden und erneut Dänemark passiert. 7.600 Kilometer bis zum Nordkap und zurück Ende Juni erreichte "Deutz-Willi" sein Ziel, hisste am Nordkap die Fahne Lauenfördes im dichten Nebel. Nach 7.600 Kilometern kehrte Langner Anfang August wieder zurück. Das Erstaunliche dabei: Trotz der weiten Strecke, lief der Deutz D 15 tadellos und ohne Pannen."Robert hat ganz gut durchgehalten", kommentierte Langner die Leistung seines Traktors nach der Ankunft in Lauenförde. Dabei hatte der ehemalige Baumaschinenmonteur vorgesorgt und ein kleines Ersatzteillager mitgenommen. Für den Fall der Fälle wären eine Lichtmaschine, ein Anlasser und mehrere Keilriemen sofort griffbereit gewesen.Lediglich ein Reifenwechsel an seinem Wohnwagen stand während der Reise an. Den neuen Satz Reifen kaufte "Deutz-Willi" in Norwegen - und bezahlte mit ein paar Flaschen Schnaps. 6.000 Kilometer in viereinhalb Monaten Den gleich nach der Nordkap-Tour gefassten Plan, mit dem Traktor nach Argentinien zu fahren, verwarf Langner jedoch auf Anraten seines Arztes. Stattdessen ging es 2017 ins russische St. Petersburg. 6.000 Kilometer in viereinhalb Monaten. Der Weg führte über Polen, die russische Exklave Kaliningrad und die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland. In Kaliningrad musste das Gespann allerdings eine Zwangspause einlegen. Denn die Hinterachswelle des Traktors war kaputt und musste repariert werden. Dafür waren allerdings Ersatzteile aus Deutschland nötig. "Die Herzlichkeit war überall gleich" "Es dauert einen halben Tag, bis ich das eingebaut habe", sagte der damals 81-Jährige, der auf seinem Weg viele Einladungen von allerlei Menschen erhielt. In St Petersburg wurde der Weltenbummler aus Lauenförde dann im Deutschen Generalkonsulat empfangen, ehe er Ende August wieder in seine Heimat zurückkehrte.Von der Reise zeigte sich der Rentner damals gerührt. "Ich habe katastrophale Lebensbedingungen gesehen, Menschen bei schwerer körperlicher Arbeit beobachtet und viel Armut entdeckt. Doch die Herzlichkeit war überall gleich." Im Mai 2019 brach der damals 83-Jährige zu seiner letzten Fahrt auf: Mit Traktor "Robert" und Wohnwagen "Schnecke" fuhr Winfried Langner in den Norden Schottlands - das zumindest war das Ziel. Doch bereits zwei Wochen nach dem Aufbruch in Lauenförde begab sich der berühmte Treckerfahrer wieder auf den Rückweg.Pünktlich zurück zum Schützenfest in Lauenförde Weil er sich von der englischen Polizei schlecht behandelt fühlte, brach Langner die Schottland-Tour ab. Laut eigener Aussage hätten die Beamten ihn stundenlang festgehalten und verdächtigt, dass er zum Betteln auf die britischen Inseln gekommen wäre - selbst die Gültigkeit seines Führerscheins sei angezweifelt worden. Eigentlich sollte die Fahrt fünf Monate dauern. Stattdessen schaffte es "Deutz-Willi" pünktlich zurück zum heimischen Schützenfest in Lauenförde, wurde dort sogar zum Ehrengast ernannt. Eine für 2020 geplante Tour wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Nun ist Winfried Langner verstorben. Bereits am vergangenen Freitag, wie seine Tochter mitteilte. "Deutz Willi" wurde 86 Jahre alt.

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