Schüler erinnern: 41 Beverunger starben in den Vernichtungslagern der Nazis

Beverungen. Die Sekundarschule im Dreiländereck zeigt wieder Flagge: Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedachten Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Beverungen mit einer eigenen Gedenkveranstaltung all derer, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden. Zur Zeit der Machtergreifung der Nazis lebten in Beverungen 80 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. 41 von ihnen starben in den Vernichtungslagern der Nazis. Am 27. Januar war es auf den Tag genau 78 Jahre her, dass das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945 durch die Rote Armee befreit wurde. Seit 1996 ist der 27. Januar bundesweiter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Bundesweit wird an die nationalsozialistischen Verbrechen gedacht. Der Tag ist aber vor allem auch eine Mahnung, denn Antisemitismus und Rassismus sind nie aus unserem Land verschwunden. Damit die Geschichte auch für die jüngere Generation lebendig bleibt, blickt die Sekundarschule (vorher Realschule) schon seit vielen Jahren mit den Schülerinnen und Schülern auf die Verbrechen speziell in Beverungen zurück. In diesem Jahr übernahmen Schüler der Toleranz-AG und der Schülervertretung die Gestaltung der Veranstaltung. Über die Jahre hinweg findet die Sekundarschule immer wieder einen neuen Ansatz, um an das nicht fassbare Leid der Verfolgten und Ermordeten zu erinnern. Auf dem Kellerplatz gab es zunächst einen Rückblick auf das jüdische Leben in der Weserstadt, das seit 1586 belegbar ist, und zunächst auch von Argwohn, Vorbehalten und Diskriminierung geprägt war. Trotzdem vergrößerte sich die jüdische Gemeinde stetig. 1802 seien 132 Juden in Beverungen ansässig gewesen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts habe sich schließlich die Integration der jüdischen Mitbürger innerhalb der Stadt deutlich verbessert. 1852 wurde zudem eine neue Synagoge in der Langen Straße eingeweiht. Bürgermeister Grimm: "Flagge zeigen gegen Antisemitismus" Spätestens mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 hatte dieses Miteinander aber ein Ende, auch in Beverungen. Die Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 10 führten die rund 90 Gäste zur Weser, wo sie auf die Gräueltaten der Nacht eingingen: Jüdische Geschäfte und die Einrichtung der Synagoge wurden zerstört und die jüdischen Männer gewaltsam ins Beverunger Rathaus gebracht. Unter den Verschleppten war auch Leopold Rosenstein, der zuvor in die Weser geworfen und mehrmals untergetaucht wurde. Mit der nassen Kleidung saß er mit den weiteren gewaltsam Inhaftierten in einem unbeheizten Raum des Rathauses, ehe die Männer am nächsten Morgen nach Bielefeld gebracht wurden. Der in der Weser misshandelte Leopold Rosenstein war einer von drei Beverunger Juden, die die Vernichtungslager überlebt hatten. Leopold Rosenstein kehrte nach dem Krieg sogar nach Beverungen zurück und die Familienlinie lebt weiterhin in der Weserstadt. Insgesamt 41 jüdische Menschen aus Beverungen starben jedoch in den Vernichtungslagern der Nazis. Ihr Leben wurde grauenvoll ausgelöscht. Für diese 41 getöteten Mitmenschen legten die Schüler jeweils eine Rose in der Grotte unter dem Rathaus nieder und zündeten Kerzen an. Ihre Namen wurden dabei laut verlesen. Als würdige Erinnerung an die Shoah dankte Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm den Schülerinnen und Schülern für die Veranstaltung und allen Teilnehmern für ihr Kommen. Es sei wichtig weiter Flagge zu zeigen gegen Antisemitismus und Diskriminierung. Mit weiteren Stolpersteinen in der Langen Straße sowie den neuen Straßennamen &bdquo;Margarete-Rose-Weg und &bdquo;Martha-Mannsbach-Ring“ im Neubaugebiet halte die Stadt Beverungen die Erinnerung an das jüdische Leben ebenfalls aufrecht, so Grimm.

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