Antisemitische Beleidigung: Staatsschutz ermittelt nach Schützenfest im Kreis Höxter

Beverungen. Nach dem Schützenfest in Beverungen ermittelt der Staatsschutz. Wie die Polizei Höxter auf NW-Anfrage mitteilt, habe es während des Festes, das vom 11. bis 14. Juli auf den Weserwiesen Am Hakel gefeiert wurde, einen Vorfall gegeben. &bdquo;Die Ermittlungen hat der Staatsschutz der Polizei in Bielefeld übernommen“, so Polizeisprecher Achim Reker. Demnach soll es während des Festes zu antisemitischen Beleidigungen gekommen sein. Das bestätigt auch die Pressestelle der Polizei Bielefeld, die eine Anzeige in dem Fall vorliegen hat. &bdquo;Weitere Auskünfte können wir aufgrund des laufenden Verfahrens nicht geben“, so die Sprecherin. Mittlerweile gibt es mehrere Medienberichte über den Vorfall. Laut &bdquo;WDR“ war Kai Rosenstein aus Kassel zurück in seiner Heimat, um dort das Schützenfest zu feiern. Er selbst sei Katholik, darauf hatte seine jüdische Großmutter nach den schlimmen Erfahrungen im Holocaust bestanden. Zweiter Vorfall in Beverungen in diesem Jahr Dennoch sei es in Beverungen zu einer antisemitischen Beleidigung gekommen, kurz vor Mitternacht habe man ihn mit &bdquo;Judenpack wie Du gehört nicht aufs Fest“ beschimpft, heißt es im Medienbericht. Auch sein ehemaliger Nachbar Walter Schübeler habe den Vorfall mitbekommen. Da sich vor Ort niemand zuständig fühlte, riefen die beiden die Polizei. Die übergaben die Ermittlungen an den zuständigen Staatsschutz. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass der Staatsschutz in Beverungen ermittelt. Erst im März waren mehrere fremdenfeindliche Symbole an ein Gebäude und in den Räumlichkeiten einer kommunalen Unterkunft gesprüht worden. Der Vorfall in Beverungen: Hakenkreuze an Geflüchtetenunterkunft gesprüht So waren, wie die Polizei Bielefeld damals mitteilte, ein Hakenkreuz und ein Davidstern an ein Fenster der Unterkunft gesprüht worden, auch weitere Schriften und Symbole mit fremdenfeindlichem Inhalt waren auf der Hauswand und dem Boden des Vorplatzes aufgebracht worden, ebenso wie in der Küche des offenstehenden Gebäudes. Nun ruft erneut ein Vorfall die Bielefelder Ermittler auf den Plan. Beverungen bemüht sich intensiv um jüdische Geschichte Kein Grund, die Beverunger in Sippenhaft zu nehmen, weil dort &bdquo;einzelne Idioten und Gesetzesbrecher“ rumlaufen, warnt Bürgermeister Hubertus Grimm. Er sei &bdquo;entsetzt über den Vorfall“ und es sei ein &bdquo;Schlag ins Gesicht für alle diejenigen, die sich intensiv bemühen, die jüdische Geschichte der Stadt aufzuarbeiten“, so der Bürgermeister weiter. Lesen Sie auch: Beverungen schafft Orte der Erinnerung für jüdische Familien Beverungen besaß eine der größten jüdischen Gemeinden im gesamten Hochstift Paderborn. Daneben wohnten seit Jahrhunderten auch jüdische Mitbürger in Amelunxen und Herstelle, informiert die Stadt auf ihrer Homepage. Doch während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus wurden alle drei jüdischen Gemeinden vernichtet: Eine große Anzahl Juden wurde in verschiedene Gettos und Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. Nur drei von ihnen kehrten zurück. Stolpersteine in Beverungens Straßen erinnern an ihre Geschichten, ebenso wie Straßennamen im Neubaugebiet. Auch in den Schulen ist die jüdische Geschichte immer wieder ein Thema. &bdquo;Beverungen weiß mit der jüdischen Geschichte umzugehen“, sagt Grimm. Viele Akteure in der Stadt hielten die Erinnerungen an die Juden in Beverungen aufrecht, allen voran Stadtheimatpfleger Christoph Reichardt. Antisemitische Vorfälle steigen – in ganz NRW Aktuell sei man wieder in Gesprächen mit Silvio Uhlfelder. Der Sohn von Ruth Uhlfelder, eine von drei Töchtern des Kaufmanns Sally Grünewald, der seinen Laden im Haus Schwager an der Langen Straße hatte, kommt regelmäßig nach Beverungen, um über die Erlebnisse seiner Mutter in den Schulen zu berichten. Sie war als Kind vor dem Nationalsozialismus nach Argentinien geflohen. &bdquo;Das ist das Entscheidende“, sagt der Bürgermeister, dass man auch heute noch darauf hinweisen müsse. Auch weil es immer noch &bdquo;Idioten gibt, die aus der Geschichte nichts gelernt haben“. Passend dazu: Zeitzeugin: Geschichtsunterricht live Er warnte aber davor, alle in Beverungen nun in einen Topf zu werfen. Dass antisemitische Vorfälle steigen, sei kein Beverunger Problem, sondern in allen Städten zu verzeichnen, das zeigt auch ein Blick in den Jahresbericht 2024 von RIAS NRW, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus. Laut Jahresbericht wurden im vergangenen Jahr 940 Vorfälle in NRW erfasst, &bdquo;was einer Steigerung um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (664) entspricht. Das sind durchschnittlich 18 Vorfälle pro Woche, im Jahr 2023 waren es noch 13 Vorfälle pro Woche“, heißt es dort. Im Regierungsbezirk Detmold, zu dem auch der Kreis Höxter gehört, stieg die Anzahl von 41 auf 74 Vorfälle. Schüler erinnern: 41 Beverunger starben in den Vernichtungslagern der Nazis Antisemitische Vorfälle der Meldestelle melden Demnach ereigneten sich die Vorfälle in allen Lebensbereichen, &bdquo;ob im öffentlichen Raum, in Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz, im eigenen Wohnumfeld oder online. Diese Alltagspräsenz des Antisemitismus schränkt jüdisches Leben und dessen Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit weiterhin deutlich ein“, so RIAS NRW im Jahresbericht. Jedoch weist die Meldestelle darauf hin, dass weiterhin von einem großen Dunkelfeld auszugehen ist. Antisemitische Vorfälle, auch solche unterhalb der Strafbarkeitsschwelle, können unter www.rias-nrw.de gemeldet werden. Auch interessant: Damit die Erinnerung bleibt: Holocaust-Gedenken im Kreis Höxter RIAS NRW wird gefördert durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen und befindet sich in Trägerschaft des Vereins für Aufklärung und demokratische Bildung.

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