Beverungen

Sonne satt im Kreis Höxter: April mit Rekord-Wert

Hermann-Josef Sander von der Wetterstation Drenke legt die Bilanz für Februar, März und April vor.

Der April war der sonnenscheinreichste, der in Drenke gemessen wurde. | © Madita Schellenberg

Mathias Brüggemann
27.05.2020 | 27.05.2020, 13:00

Beverungen-Drenke. Ein milder Februar, ein zweigeteilter März und ein sonniger April - so lässt sich die Wetterbilanz von Hermann-Josef Sander, der die Wetterstation in Drenke betreut, für die vergangenen drei Monate zusammenfassen. Der Wetterexperte vom Heimat- und Verkehrsverein legte jetzt die Messwerte aus diesen Monaten vor.

Februar

"Eigentlich gilt der Februar noch als Hochwintermonat. Aber im Februar 2020 waren Kälte und Schnee Fehlanzeige", bilanziert Sander. "Nicht an einem einzigen Tag blieb die Maximaltemperatur unter null Grad Celsius." Vielmehr habe die mittlere Monatstemperatur von plus 5,1 Grad das langjährige Mittel um 4,1 Grad überschritten. Sander: "Damit war der vergangene Februar der bislang zweitwärmste an der Wetterstation Drenke." Lediglich im Jahr 2002 hatte seinen Messungen zufolge die mittlere Temperatur plus 5,6 Grad (Februar 2012: minus 1,8 Grad) betragen.

Land- und Forstwirte hätten sich für die Böden gefreut: Mit 112,9 Millimeter Niederschlag sei der Februar nämlich der bisher nasseste gewesen. "Und dieser Wert", so Sander, " lag deutlich über dem vieljährigen Mittel von 37 Millimetrern."

Stürme glimpflicher als erwartet

Mehrere Sturmtiefs hätten das Gebiet überquert. Sander: "Zum Glück verliefen sie weniger dramatisch, als zuvor prognostiziert worden war: So kam Sturmtief ,Sabine' am 10. Februar auf eine Spitzenböe von ,nur' 92,6 km/h, Sturmtief ,Yulia' am 23. Februar auf 96,3 km/h . Zum Vergleich: ,Kyrill' erreichte 2007 119 km/h, ,Niklas' 2015 122 km/h und ,Friederike" 2018 144,5 km/h.

Die im Vergleich zum Februar 2018 und 2019 recht niedrige Zahl der Sonnenscheinstunden – sie habe um etwa 15 Prozent unter dem langjährigen NRW-Referenzwert gelegen – relativiere sich rasch, werde sie in Beziehung gesetzt zum Februar 2010, als die Sonne nur 28,1 Stunden geschienen hatte, oder auch zum Sommermonat Juli im Jahr 2000 mit nur 41,2 Stunden Sonnenschein.

Der Winter ist ins Wasser gefallen

Der Blick zurück auf den meteorologischen Winter (Dezember 2019 bis Februar 2020) beweise: "Von einem klassischem Winter konnte überhaupt nicht gesprochen werden. Er fiel im doppelten Sinn des Wortes ins Wasser, zumal er auch um 70 Prozent zu nass war", schreibt Sander. Es habe so gut wie keinen Schnee gegeben, und lediglich 21 Tage (2012/2013: 86) mit Frost sowie zwei Tage (2012/2013: 17) mit leichtem Dauerfrost seien verzeichnet worden. Mit einem Mittel von plus 4,1 Grad (2006/2007: plus 4,5 Grad; 2009/2010: minus 1,4 Grad) sei es um 3,1 Grad zu mild gewesen. Es sei damit der bisher zweitwärmste Winter gewesen, wobei der Dezember um 1,7 Grad, der Januar um 3,5 Grad und der Februar um 4,1 Grad zu warm ausgefallen seien. Die höchste im Februar gemessene Temperatur betrug nach Sanders Angaben plus 14,8 Grad, die niedrigste minus 1,5 Grad.

März

"Der erste Frühlingsmonat in diesem Jahr war deutlich zweigeteilt: In den ersten beiden Dekaden
herrschte eine feuchte und windige westliche Wetterlage, während in der letzten Monatsdekade eine trocken-kühle Nordostlage den Charakter der Witterung bestimmte", lautet Sanders März-Bilanz. Die mittlere Monatstemperatur von plus 5,5 Grad (März 2017: plus 7,7 Grad; März 2013: minus 0,5 Grad) habe den langjährigen Referenzwert um exakt plus ein Grad überschritten. Der differenzierte Blick auf die Temperaturen zeige allerdings, dass es in den ersten beiden Dekaden mit einem Mittel von plus 6,6 Grad um 2,6 Grad zu mild, mit Beginn des kalendarischen Frühlings im letzten Monatsdrittel mit einem Durchschnittswert von nur plus 3,6 Grad hingegen um 0,4 Grad zu kühl gewesen sei.

Empfindlich kalte Nächte

"Die Nächte waren oft empfindlich kalt. Gab es in Drenke im März in 13 Nächten Bodenfrost zwischen minus 0,2 Grad und minus 6,2 Grad, konnten im Tal der Weser sogar 20 Nächte mit Tiefstwerten zwischen minus 0,1 und minus 8,7 Grad verzeichnet werden", schreibt Sander weiter. Beverungen habe ferner insgesamt elf Nächte mit Luftfrost aufzuweisen, Drenke zehn, von denen allein neun in die letzte Dekade fielen.

Sei im Jahr 2014 bereits am 10. März die 20-Grad-Marke mit 20,4 Grad geknackt worden, sei der Maximal-Wert im März dieses Jahres um 4 Grad deutlich darunter gewesen. Die höchste Temperatur im März lag bei plus 16,4 Grad, die niedrigste bei minus 4,6 Grad.

Viel Regen in den ersten beiden Dekaden

Die Niederschlagsmenge von 52,8 Millimetern (März 2001: 86,9 Millimeter; März 2011: 3,3 Millimeter) habe hingegen das vieljährige Soll überschritten, und zwar um rund 45 Prozent. Die Zweiteilung des Monats sei auch hier deutlich: 50,6 Millimeter Niederschlag seien in den ersten beiden Dekaden gefallen, 2,2 Millimeter in der letzten.

Die Zahl der Sonnenscheinstunden habe den langjährigen Durchschnittswert für Nordrhein-Westfalen, der bei etwa 91 Stunden liegt, um mehr als das Doppelte übertroffen.

April

"Der April", so Sander, "zeigte in diesem Jahr überhaupt nichts von seinen sprichwörtlichen Launen. Von Wechselhaftigkeit keine Spur." So habe er sich tagsüber überwiegend sonnig und warm, nachts indes noch ziemlich frisch mit Luftfrost bis minus 3,7 Grad zu Beginn des Monats gezeigt. "Insgesamt war es zu mild", lautet das Urteil des Wetterexperten, denn die mittlere Monatstemperatur habe um 2,8 Grad über dem langjährigen Referenzwert gelegen. Mit 22,1 Grad sei die 20-Grad-Marke in diesem Jahr erstmals am 6. April geknackt worden (2014 bereits am 10. März. mit 20,4 Grad), und an acht weiteren Tagen habe die jeweilige Höchsttemperatur ebenfalls mehr als 20 Grad betragen (April 2007: zwölf Tage, darunter vier Tage mit mehr als 25 Grad).

Viel zu trocken

Um rund 40 Prozent sei es zu trocken gewesen. Das Niederschlagsdefizit falle umso stärker ins Gewicht, wenn man berücksichtige, dass etwa 70 Prozent des gesamten Monatsniederschlags sich auf nur einen einzigen Tag beschränkt habe. Sander erinnert aber an den April 2007, als insgesamt lediglich 3,7 Millimeter Niederschlag gefallen waren,

Mit 317,4 Sonnenscheinstunden (April 2007: 271,8 Stunden; April 2001: 84,6 Stunden) habe Drenke zugleich den bislang sonnenscheinreichsten April verzeichnet. Der langjährige Referenzwert für Nordrhein-Westfalen sei somit um rund 115 Prozent überschritten worden. "Sollte daher die alte Bauernregel ,Hat der April mehr Regen als Sonnenschein, so wird´s im Juni trocken sein', auch in ihrem Umkehrschluss gelten – 2007 traf sie exakt zu - müssen wir uns wohl auf einen nassen Juni gefasst machen – nach dem bisher auch ziemlich niederschlagsarmen Mai gewiss nicht nur von manchem Gartenbesitzer herbeigesehnt", meint Sander.