So begegnet der Stiftswald in Neuenheerse dem Klimawandel

Bad Driburg-Neuenheerse. Die Geschichte fängt mit einer Investition an: Die Stiftung Schröder hat im Jahr 2020 Wald gekauft. Insgesamt 113 Hektar, vom Vorbesitzer, auf einem Großteil der Fläche steht ein naturnaher Buchenmischwald. Einen Teil der Fläche machten aber eben auch Fichten aus, Fichten, denen auch oben am Eggehang der Borkenkäfer und die Trockenheit und die Hitze der vergangenen Jahre zugesetzt haben. "Es ist der Stiftung ein großes Anliegen, die kahl liegende Fläche wieder aufzuforsten", sagt der pensionierte Förster Wilfried Drüke. Er übernimmt die Planung der Neuaufforstung - und auch den bestehenden Wald betreut er als Forstprofi - ehrenamtlich für die Stiftung. Eine Erntemaschine hat die toten Fichten bereits aus dem Wald geholt - wie an so vielen Stellen in Egge und Teutoburger Wald. Bei der Neubepflanzung setzt Drüke, für den Stiftswald auf besonders klimaresistente Pflanzen. Um die 15.000 Setzlinge wurden da angepflanzt, wo zuletzt die grauen Stämme der toten Fichten wie Mahnmale in den Himmel ragten. "Das Ziel ist, am Standort die Diversität und damit die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen", sagt Drüke. Seine Wahl fiel dabei auf Eichen, Buchen, Ahorn, Wildkirsche, Linde und Walnuss. Alles Pflanzen, die in Deutschland heimisch sind und denen Experten eine gewisse Trockenheitsbeständigkeit nachsagen. Aber auch Schwarznuss, Edelkastanie, Weißtanne, Küstentanne, Lärche, Kiefer und Douglasie sowie Atlaszeder sind am Hang im Wald bei Neuenheerse in den Boden gekommen. Besonders die letzten beiden sind eher Exoten in der Egge. Drüke sieht darin aber kein Widerspruch zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft, im Gegenteil: Die Vielfalt könne helfen, die Bäume in den nächsten zehn bis 20 Jahren durchzubringen. "Das ist eine große Aufgabe", fürchtet der Forstmann. Auch mit Blick auf Wildverbiss und künftige Dürreperioden. "Auf Fichte setze ich gar nicht mehr", stellt Drüke klar, dass diese Baumart in seinen Augen keine Zukunft mehr in der Egge hat. Fast keine jedenfalls. Denn Fichten, die sich natürlich ausbreiten und auch überleben, möchte er stehen lassen. Generell hofft er, dass ein Teil des Waldes durch Naturverjüngung von allein neu entsteht. Also, dass sich Bäume jeder Art durch Samen gleichsam ohne Außeneinwirkung selbst anpflanzen. "Nichtstun ist keine Lösung" Die Neuanpflanzungen sind nicht günstig, gerade auf kleinere private Waldbesitzer kommen deshalb in diesen Tagen immense Kosten zu. In diesem Fall hat die Kulturstiftung Unterstützung bekommen. "Zum Teil hat die Kulturstiftung Fördergeld vom Land bekommen", weiß der ehrenamtliche Förster. Aber: Den Hauptteil der Kosten für die Aufforstung trägt die Stiftung. Drücke glaubt, dass es gut investiertes Geld ist. Auch, weil der Wald auch künftig wirtschaftlich genutzt werden soll - oder, in seinen Augen, gerade deshalb. "Die Speicherung des CO2 trägt erheblich zur Erreichung der Ziele auf dem Weg zur CO2-Neutralität bei", sagt er. Wenn ein Baum 100 Jahre alt werde, nehme er 100 Jahre lang CO2 auf. Wenn aus dem Holz des Baumes dann ein Haus gebaut werde, das 50 Jahre lang stehen bleibe, "wird der Atmosphäre 150 Jahre lang CO2 entzogen", rechnet der pensionierte Förster vor. Er sieht es einfach als einen "klimaneutralen Vorgang", der zusätzlich häufig "die Verbrennung von fossilen Brennstoffen" einspare. Klar ist für Drüke, dass es keine Alternative zur Wiederaufforstung gibt. Auch in kleinen, privaten Wäldern. "Nichtstun ist keine Lösung, um Bodenerosion oder den Verlust der Waldfunktionen oder CO2-Speicher zu riskieren." In seinen Augen ist die Wiederaufforstung eine "Mammutaufgabe für die nächsten Jahrzehnte, die der langfristigen Finanzierung bedarf." Zumindest im Stiftswald wurde dieses Problem jetzt angepackt.

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