Jahr 1 nach der Fusion: Wie geht es der Volksbank Herford-Mindener Land?

Kreis Herford/Kreis Minden-Lübbecke. Ein erstes komplett unter Corona-Bedingungen laufendes Geschäftsjahr liegt hinter der Volksbank Herford-Mindener Land. 2021 war zugleich das erste Jahr nach dem Zusammenschluss der ehemaligen Volksbank Herford-Bad Oeynhausen und der Volksbank Mindener Land. Zeit, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Und die fällt "äußerst zufriedenstellend" aus. So formuliert es Vorstandssprecher Andreas Kämmerling. Vor allem das "deutliche Wachstum im Kredit- und Einlagengeschäft" habe dafür gesorgt, dass die mittlerweile drittgrößte Genossenschaftsbank in OWL "stabil" dasteht. So ist die Bilanzsumme des Instituts um rund 4,7 Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro gestiegen. Insgesamt beläuft sich das Kundenvolumen der Volksbank Herford-Mindener Land nun auf 8,7 Milliarden Euro, was einem Wachstum um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Kämmerling spricht für 2021 von einer "gebremsten wirtschaftlichen Entwicklung", die vor allem auf die Folgen der Corona-Krise, Lieferketten-Probleme sowie gestiegene Rohstoff- und Energiekosten zurückzuführen sei. Viele wollen mehr als ein "normales Sparbuch" Aktuell betreuen die 622 Mitarbeiter der Volksbank nach eigenen Angaben mehr als 281.000 Konten von Kunden in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke. Die anhaltende Corona-Pandemie hat im Jahr 2021 dafür gesorgt, dass die privaten Haushalte in Deutschland noch mehr Geld zurückgelegt haben als im Vorjahr. "Stark steigende Verbraucherpreise und Corona-Einschränkungen wie die 2G-Regelung im Einzelhandel haben das Konsumklima weiter gedämpft", heißt es von der Volksbank. Die Folge: Es bleibt mehr Geld auf den Konten liegen. Für die Volksbank heißt das ein Plus bei den Kundeneinlagen vom 3,3 Prozent auf nun 3,1 Milliarden Euro. Doch einfach nur ein Sparbuch ist für viele nach wie vor keine Option: "Der Trend zu Anlagen in Aktien, Investmentfonds und Wertpapieren hält ungebrochen an." Und die Aussichten für Anleger bleiben aus Sicht des Vorstands auch für das Jahr 2022 durchaus gut. Schwankungen an den Märkten seien aber weiterhin nicht ausgeschlossen. Umso mehr komme es auf eine sorgfältige Auswahl der Geldanlagen an. &bdquo;Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe oder auch kapitalbildende Versicherungen können hier je nach individueller Risikobereitschaft eine wichtige Rolle im Mix spielen“, erklärt Vorstandsmitglied Oliver Ohm. Gerade auch der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Klimaschutz eröffne dabei aktuell neue Investmentchancen: &bdquo;Nachhaltige Investmentfonds liegen im Trend." Der Bestand in den 74.346 Wertpapierdepots der Volksbank-Kunden wuchs binnen eines Jahres um rund 22,5 Prozent auf mehr als 1,4 Milliarden Euro. Nach Ansicht Andreas Kämmerlings ist der heimische Mittelstand bislang gut durch die Krise gekommen. Vielerorts hätten Kosteneinsparungen, staatliche Hilfsprogramme, Kurzarbeitergeld und eine solide Eigenkapitalausstattung der Unternehmen dabei geholfen, die Pandemiefolgen abzufedern. Hinzu komme die positive wirtschaftliche Entwicklung im Jahresverlauf, die zuletzt jedoch durch die vierte Infektionswelle und die Ausbreitung der als sehr ansteckend geltenden Omikron-Virusvariante wieder etwas eingebremst wurde.Investieren in Digitalisierung Kontaktbeschränkungen und befürchtete weitere Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie trüben die Erwartungen für die kommenden Monate etwas ein: &bdquo;Unsere heimischen Unternehmen haben aber in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen, dass sie mit Krisen umgehen können. Es gibt weiterhin eine große Bereitschaft, in Automatisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu investieren." Gerade wenn die Politik "wie angekündigt kurzfristig geeignete Anreize setzt, um die Klima-Transformationen weiter auf den Weg zu bringen, dürfte die Investitionsbereitschaft bei Privat- und Firmenkunden auch in diesem Bereich weiter zunehmen“, ist Kämmerling sicher. &bdquo;Das für unsere Firmenkunden in unserer Auslandsabteilung abgewickelte Handelsvolumen erhöhte sich trotz eingetrübter Exporterwartungen um rund 28 Prozent auf 123,1 Millionen Euro. Das Gesamtkreditvolumen der Volksbank Herford-Mindener Land konnte im vergangenen Jahr um 12,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Zahl der vermittelten zinsgünstigen staatlichen Förderkredite hat im Vergleich zum Vorjahr um rund 11 Prozent abgenommen. &bdquo;Begründet durch den Basiseffekt der Corona-Hilfen. Mit den in 2021 vermittelten Förderkrediten in Höhe von rund 147 Millionen Euro bewegen wir uns immer noch deutlich über Vor-Corona-Niveau", so Kämmerling. Und auch bei den privaten Baufinanzierungen bewegt sich die Volksbank nur knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Die Gesamtsumme der Immobilienfinanzierungen lag im Jahr 2021 noch immer bei 393 Millionen Euro. &bdquo;Die Nachfrage ist mittlerweile deutlich höher als das Angebot an guten Gebrauchtimmobilien. Die Auswirkungen der Pandemie sowie die Materialknappheit sorgen zudem auch hier für Verzögerungen bei vielen geplanten Projekten“, sagt Vorstand Peter Scherf. Nach der Fusion habe man begonnen, zudem das Geschäftsstellenkonzept zu überarbeiten. So sind sechs Filialen geschlossen worden, unter anderem im Bünder Stadtteil Dünne. Gleichzeitig wird in andere Immobilien investiert, so aktuell in die Hauptstelle an der Werrestraße in Herford und in den kommenden Monaten an der Eidinghausener Straße in Bad Oeynhausen. Besondere Herausforderungen waren zudem einige unvorhergesehene Ereignisse wie die Geldautomatensprengung am Standort Rehme sowie der äußerst ungewöhnliche aber dennoch erfolglose Einbruchsversuch per Tunnelbau in Spenge. Geld haben die Unbekannten bei beiden Aktionen nach den Worten von Kämmerling nicht erbeutet. Blick nach vorne Und 2022? An den internationalen Kapitalmärkten erwartet Vorstand Oliver Ohm "stärkere Schwankungen als bisher". Schon in den ersten Wochen des Jahres hätten die Börsen "etwas nachgegeben". Die Verantwortlichen der Volksbank gehen davon aus, dass sich die Situation bald wieder stabilisieren wird. Kämmerling: "Wenn wir Corona einigermaßen in den Griff bekommen, werden wir auch 2022 Wachstum erleben." Das Ziel der heimischen Bank für dieses Jahr hat Kämmerling indes auch schon formuliert: "Wir wollen ein Ergebnis auf Vorjahresniveau erreichen."

Meistgelesen