Mittelstand in OWL unter Druck: Bürokratie als Sand im Getriebe der Herforder Unternehmen

Kreis Herford. Sie haben ihr Ohr an den heimischen Unternehmen, wissen über geplante Betriebserweiterungen, aber auch über anstehende Herausforderungen und finanzielle Belastungen oder Unternehmensübernahme meist lange Bescheid, bevor sie öffentlich werden: die Finanzexperten der heimischen Banken. Was die Banker derzeit hören, klingt bedingt optimistisch. &bdquo;Die Stimmung im ostwestfälischen Mittelstand bleibt auch im Frühjahr 2025 verhalten. Zwar hat sich die Inflationslage spürbar entspannt, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd“, so das aktuelle Ergebnis der seit drei Jahrzehnten laufenden Unternehmensbefragung der heimischen Volksbank Ostwestfalen unter 323 Unternehmen im Wittekindsland. Der Mittelstand sehe sich weiterhin mit einer Vielzahl struktureller Belastungen konfrontiert, erklärt Jörg Kemminer, Prokurist und Bereichsleitung Firmenkundenberatung Nord. An erster Stelle nennen die von der Genossenschaftsbank befragten heimischen Unternehmen mit weitem Abstand die Bürokratie, gefolgt von der Steuerbelastung und den Energiekosten. Ihnen folgen die Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel. Unsicherheit auch aus der Politik Die Finanzierungsbedingungen werden mit weitem Abstand an letzter Stelle genannt. Dazu kommt ein weiterer Faktor: &bdquo;Wir brauchen politische Planungssicherheit, die in den letzten Jahren ein bisschen abhandengekommen ist“, erklärt der Experte. Lesen Sie auch: Alle Wirtschaftsnachrichten aus dem Kreis Herford Und auch für die kommenden sechs Monate sind die Erwartungen der Befragten verhalten. &bdquo;60 Prozent der Unternehmen erwarten weiter steigende Kosten“, so Kemminer. Die Unternehmen bewerten laut der Befragung ihre aktuelle Geschäftslage zwar vielerorts noch stabil. Die Stimmung bleibe von strukturellen Unsicherheiten, politischen Rahmenbedingungen und einer nur langsam zurückgehenden Kostenbelastung geprägt. Wo die Stimmung am besten ist Im Bau- und Ausbaugewerbe ist der Anteil optimistischer Stimmen von 19 Prozent auf 28 Prozent gestiegen. Nur noch 27 Prozent der Betriebe erwarten eine Verschlechterung. Gleichzeitig melden mehr als 75 Prozent der Betriebe gestiegene Kosten – etwa bei der Energie – bei gleichzeitiger Stabilisierung der Materialpreise. Im verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung vergleichsweise am besten: Hier erwarten 39 Prozent der befragten Unternehmen eine Verbesserung ihrer Lage – damit bleibt der Sektor einer der optimistischeren. Allerdings ist der Anteil der Betriebe, die keine Veränderung sehen, gleich hoch. 21 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation. Die Energiepreise sowie die Finanzierungskosten und Unsicherheiten auf den internationalen Märkten spielten hier eine wesentliche Rolle. Auch interessant: &bdquo;Herford hinkt hinterher“ – Wirtschaft im Kreis schwächelt im Vergleich zu OWL Im verarbeitenden Gewerbe planen mehr als ein Drittel der Unternehmen Preissteigerungen, im Jahr zuvor waren es noch 42 Prozent. 58 Prozent rechnen mit stabilen Preisen. Die Erwartungen im Dienstleistungsgewerbe sind, so die Befragung, weitgehend stabil. 52 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Das sei der höchste Wert aller Branchen, so die Volksbank Ostwestfalen. 29 Prozent erwarten eine Verbesserung gegenüber 2024. Im Handel habe sich die Stimmung weiter eingetrübt. Zwar rechneten 40 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung. 26 Prozent erwarteten aber eine Verschlechterung – im Vorjahr waren dies nur 6 Prozent. Was kleinere Firmen sagen Die Volksbank hat darüber hinaus kleinere Unternehmen mit bis zu 20 Beschäftigten besonders in den Blick genommen: Nur 36 Prozent der teilnehmenden Firmen erwarteten eine Verbesserung, während 21 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen – das ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Betriebe mit 51 bis 100 Beschäftigten sind danach optimistischer: 28 Prozent erwarten eine Verbesserung, im Vorjahr waren es noch 17 Prozent. Und statt der 33 Prozent im Jahr 2024 erwarten nur noch 8 Prozent eine Verschlechterung. Besondere Einblicke in die Praxis eines traditionsreichen Familienunternehmens bot anschließend Gastreferentin Friederike Driftmann-Egelhof, Vorsitzende der Geschäftsführung der Peter Kölln GmbH & Co. KGaA. Die promovierte Juristin berichtete über die Balance zwischen Tradition und Innovation in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld des bekannten Lebensmittel-Unternehmens. Zum Abschluss der Veranstaltung verkündete Andreas Kämmerling, Co-Vorstandsvorsitzender der Volksbank Ostwestfalen, dass er nach mehr als 40 Jahren als Volksbanker – davon 16 Jahre als Vorstand – Ende Juni in den Ruhestand gehen wird. Von den mehr als 40 Jahren wiederum war Kämmerling zwölf Jahre Vorstandssprecher der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford und später Herford-Mindener Land sowie zuletzt Co-Vorstandsvorsitzender der Volksbank in Ostwestfalen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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