Geflüchteter in Spenge: Levan muss Deutschland trotz Arbeit verlassen

Spenge. Über die Feiertage berichtete die NW über das Schicksal von Levan Tsertsvadze. Der geflüchtete Georgier muss Deutschland verlassen, weil seine Heimat als sicheres Herkunftsland gilt. Doch er hat in Spenge einen Job gefunden und sein Arbeitgeber möchte ihn behalten. Bis zuletzt haben Levans Unterstützer versucht, herauszufinden, was noch möglich ist. Nun muss er ausreisen. Hoffnung gibt es trotzdem. Levan kam 2022 mit seiner Frau und der nun neunjährigen Tochter nach Deutschland. Ihre zweite Tochter wurde 2023 geboren. Vergangenes Jahr fand Levan Arbeit bei dem Spenger Unternehmen Vistacon. Das Unternehmen nahm einigen bürokratischen Aufwand auf sich, damit Levan eine Arbeitserlaubnis von der zuständigen Ausländerbehörde des Kreises Herford ausgestellt bekam. Levan startete im September, bekam dann im November jedoch eine Einladung zu seinem Ausreisegespräch. Levans Arbeitgeber Stamatis Vitanos kritisierte daraufhin die Kommunikation der Behörden und betonte, dass er seinen neuen Angestellten behalten wollte. Denn es sei schwierig, Personal für den Beruf des Solar- und Photovoltaikanlagenmonteurs zu finden. Das Problem: 2023 wurde Levans Heimat Georgien als sicheres Herkunftsland eingestuft. Der Asylantrag der Familie Tsertsvadze ist damit aussichtslos geworden. Die große Hoffnung: ein Arbeitsvisum &bdquo;Die Rückreise ist am 7. Februar. Daran ist nichts mehr zu rütteln“, sagt Annegret Beckmann, Vorsitzende des Vereins Asyl Spenge. Sie unterstützt die Familie bei dem Weg durch den deutschen Behördendschungel. Beckmann betont, dass die Ablehnung dem geltenden Recht entspricht. Die Ausländerbehörde sei der Familie Tsertsvadze jedoch entgegengekommen, habe ihnen noch erlaubt, bis Anfang Februar in Deutschland zu bleiben, damit Levans neunjährige Tochter noch ihr Schuljahr abschließen und ihr Zeugnis bekommen kann. Trotzdem sei die Entscheidung &bdquo;für alle bitter“, sagt Beckmann. &bdquo;Das ist für die Familie bitter, für die Schule bitter und für die Menschen bitter, die Freunde der Familie geworden sind.“ Lesen Sie auch: Bitterkalter Winter: Engeraner und Spenger senden 1.200 Öfen in die Ukraine Die große Hoffnung für die Familie ist es nun, ein Arbeitsvisum zu bekommen. Das sei bei Beratungen mit der Diakonie diskutiert worden, sagt Beckmann. &bdquo;Das setzt voraus, dass er einen Arbeitsplatz und eine Wohnung in Deutschland hat“, sagt Beckmann. Den Arbeitsplatz würde Levans ehemaliger Chef Stamatis Vitanos zusichern. Levan muss dafür bei seiner Rückkehr bei der deutschen Botschaft einen Antrag auf das Arbeitsvisum stellen und versuchen, eine Wohnung zu finden. Lesen Sie auch: Geflüchteter muss Deutschland trotz Job verlassen &bdquo;Es gibt die Möglichkeit, das Visum schneller zu bekommen, wenn Levan nachweisen kann, dass er eine Fachkraft ist“, sagt Beckmann. Wie bereits berichtet, hat Levan diese Kategorie bisher nicht erfüllt. Doch auch wenn er im eigentlichen Sinne keine Fachkraft war, sei er &bdquo;handwerklich sehr geschickt“, sagte Vitanos bereits im vergangenen Jahr gegenüber der NW. Weil Levan höhentauglich sei, was bei der Installation von Solaranlagen auf Dächern durchaus wichtig ist, sei er sehr wertvoll für seinen Arbeitgeber. Fachkraft oder nicht? Bei den weiteren Beratungen zum Fall der Familie wurde nun diskutiert, dass Levan in Georgien als Bäcker gearbeitet hat, berichtet Beckmann. Das hätte eventuell gereicht, um nachzuweisen, dass Levan eine Fachkraft ist. Auch wenn er in seinem neuen Job Solaranlagen installiert und keine Brötchen gebacken hätte. Doch Levan hätte die entsprechenden Qualifikationsnachweise wie einen entsprechenden Vertrag nicht erbringen können, sagt Beckmann. Lesen Sie auch: Flüchtlingsunterkünfte in Spenge fast bezugsfertig Nun fokussieren sich Levan und seine Helfer auf seinen Lkw-Führerschein. &bdquo;Der wird hier in Deutschland nicht anerkannt“, sagt Annegret Beckmann. Doch wenn Levan in Georgien seine Fahrkenntnisse wieder auffrischen könnte, könnte das der Nachweis sein, der den Antrag auf ein Arbeitsvisum beschleunigt. Zunächst wird es für Familie Tsertsvadze aber erst mit dem Zug nach Düsseldorf und dann per Flug nach Istanbul und schließlich ins georgische Tiflis gehen. Die Tickets hat die Familie bereits. Wo sie in Georgien unterkommen werden, wissen sie noch nicht. Wahrscheinlich werden sie zunächst jede Nacht bei anderen Verwandten oder im Hotel unterkommen, sagt Levan. Sorgen machen ihm nach wie vor die Regierung und die Ausschreitungen in seinem Land. &bdquo;Ich liebe Deutschland“ Aktuell rät das Land in georgischen Großstädten wie Tiflis zu besonderer Vorsicht. Dort gebe es regelmäßig Proteste. &bdquo;Dabei können gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften nicht ausgeschlossen werden.“ Bei einer umstrittenen Wahl im Oktober hatte die russlandfreundliche Partei &bdquo;Georgischer Traum“ eine Mehrheit erlangt. Das Europaparlament hatte anschließend in einer Resolution die Legitimität der Wahlergebnisse angezweifelt. Seitdem gibt es weitreichenden prowestlichen Protest in Georgien. Kritiker sehen das Land auf einem autoritären Kurs. Levan ist dankbar, dass sein Arbeitgeber Stamatis Vitanos ihn unterstützt. &bdquo;Er ist ein guter Mann“, sagt Levan. Auch für die Hilfe, die er in Deutschland bekommen hat, ist er dankbar. &bdquo;Ich liebe Deutschland“, sagt Levan. &bdquo;Der Job ist wie meine zweite Familie.“ Nun möchte er schnellstmöglich mit seiner alten Familie zur neuen Familie zurückkehren. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen