„Mit unbändiger Wut“: Espelkamper (18) sticht 21 mal auf Spenger (19) ein ein

Spenge/Bielefeld. &bdquo;Mit unbändiger Wut und übersteigerter Eifersucht hat ein 18-jährige Espelkamper auf einen ein Jahr älteren Spenger eingestochen. Dabei verletzte er ihn durch ein Messer mit insgesamt 21 Stich- und Schnittwunden“, trug die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift vor. Seit Dienstagmorgen muss sich der mutmaßliche Täter, der nur eine Woche nach der Tat seinen 19. Geburtstag gefeiert hatte, vor dem Bielefelder Landgericht unter anderem wegen Verdachts des versuchten Mordes verantworten. Im Prozess kündigten die beiden Strafverteidiger des Angeklagten an, dass sich ihr Mandant am kommenden Verhandlungstag zu dem Geschehen in der Nacht zum 7. Januar einlassen werde. Immer wieder Drohungen Im Oktober vergangenen Jahres, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift, hatte sich die Freundin vom nun Angeklagten, der in Espelkamp wohnt, nach rund drei Jahren Beziehung getrennt. Kurze Zeit später ging die junge Frau eine neue Beziehung mit einem 19-jährigen aus Spenge ein. Davon bekam der Ex-Freund Wind, es gab immer wieder verbale Drohungen an das spätere Opfer, diese Beziehung sofort zu beenden. Der Angeklagte schaltete sogar seine Eltern ein. Sie sollten beim Vater und bei der Mutter des Kontrahenten intervenieren, dass die Beziehung sofort ein Ende nimmt. Die Bemühungen verliefen jedoch im Sande. Nur wenige Stunden vor der Bluttat traf der Angeklagte in einer Fußgängerzone Bielefelds auf seinen Nebenbuhler. Wieder gab es böse Worte und sogar Handgreiflichkeiten. Nachdem man sich getrennt hatte, ließ der 18-Jährige aus Espelkamp nicht locker. Immer wieder rief er seinen Kontrahenten an, drohte ihm mit dem Tod, wenn er nicht aus seiner Wohnung käme und sich mit ihm treffen würde. Verabredung vor der Wohnung Am Busbahnhof in Spenge traf man sich später gegen 22.40 Uhr zufällig wieder. Erneut gab es eine körperliche Auseinandersetzung. Sogar die Polizei wurde eingeschaltet, die jedoch keine besonderen Auffälligkeiten bei dem Aufeinandertreffen feststellen konnte und die beiden Widersacher zurückließ. Wenig später machte sich der Angeklagte auf den Weg nach Herford, um in einer bekannten Diskothek das neue Pärchen zu finden. Er traf dort lediglich auf seine Ex-Freundin, die mit mehren jungen Frauen in den Sonntag hinein tanzte. Voller Wut suchte er wieder Telefonkontakt zum 19-jährigen Spenger, verabredete und traf sich schließlich vor dessen Wohnung in der Südstraße. Dort schlug er auf das Opfer ein, holte ein Messer aus seiner Tasche und stach immer wieder zu. Oberkörper, Bauch und Kopf wurden getroffen. Bei der Attacke verlor das Opfer unwiederbringlich sein rechtes Augenlicht. Bitte um Entschuldigung Sichtlich berührt nahmen die Besucher im Gerichtssaal die Inhalte der Anklageschrift zur Kenntnis. Die beiden Strafverteidiger ließen wissen, dass ihr Mandant die volle Verantwortung für die Tat, die er begangen habe, übernimmt. Es tue ihm sehr leid und es gebe für sein Handeln keine Entschuldigungsgründe. Gleichzeitig wurde auch die Familie des Opfers um Entschuldigung gebeten. Bereitwillig beantworte der Angeklagte alle Fragen der vorsitzenden Richterin. Die Kammer erfuhr, dass der mutmaßliche Täter mit drei Geschwistern und seinen Eltern 2015 als Geflüchteter nach Deutschland kam und seitdem in Espelkamp lebt. Geboren in Afghanistan verließ seine Familie das Land, um zunächst im Iran zu leben. Habib A. (Name von der Redaktion geändert) besuchte weder Kindergarten noch Schule, sondern musste schon als Kind zum Beispiel in einem Obstladen oder Kiosk mitarbeiten. Als die Familie 2015 in Espelkamp ihr neues Zuhause fand, besuchte Habib A. zunächst eine Sprachschule um Deutsch zu lernen. Fünf Monate später wurde er Schüler an der Gesamtschule Spenge, die er nach der neunten Klasse ohne Abschluss verließ. Eine Lehre als Fliesenleger verlief erfolgreich, doch mit Beginn der Untersuchungshaft im Januar musste er seine Ausbildung ein halbes Jahr vor deren Ende abbrechen. Prozess geht weiter &bdquo;Wenn ich wieder in Freiheit bin, hoffe ich, als Maurer arbeiten zu können. Ich habe dazu bereits während der Untersuchungshaft mit der Ausbildung begonnen“, erklärte der Angeklagte. Der Weg wird vermutlich noch lange dauern, zu schwer wiegen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Dreizehn Zeugen sind für die kommenden vier Verhandlungstage geladen, Sachverständige und Jugendhilfe müssen gehört werden. Die nächste Prozesstag ist am 18. Juni um 13 Uhr.

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