Ein Freibadtag in Krisen-Zeiten

Spenge-Lenzinghausen. Die Luft 32 Grad, der Himmel stahlblau: Freibadwetter in Lenzinghausen. Doch wie geht Schwimmen in Zeiten von Corona? Kann man im Becken Abstand halten? Und wie läufts am Kiosk? Ein Besuch Im Bürgerbad am Stillen Frieden. Es ist kurz nach halb zwei am Mittag. Seit einer halben Stunde hat das Freibad an diesem Freitag geöffnet. Am Eingang bildet sich eine kleine Schlange. Einfach durchmarschieren zum Kassenautomaten geht wegen Corona derzeit nicht. Jeder Besucher - insgesamt dürfen 300 zeitgleich ins Bad - muss sich erstmal registrieren. Mit QR-Code ins Freibad Aron Thäle sitzt in einem kleinen Holzhäuschen und gibt dabei Hilfestellung. Ein paar Besucher tragen sich bei ihm noch handschriftlich in eine Liste ein. Die meisten aber haben sich schon zuvor im Netz auf der Seite des Freibads eingeschrieben. Dabei haben sie einen QR-Code aufs Handy bekommen - für die nötige Registrierung vor Ort. Eine Frau zückt ihr Smartphone. "Wie mache ich das jetzt?", fragt sie etwas unsicher. "Einfach drüberhalten und den Code einscannen", sagt Thäle und zeigt auf ein Lesegerät. Die Frau schiebt ihr Handy über das Display. Das Gerät piept leise. Es hat den Code erfasst. Das System weiß jetzt, wer sie ist und dass sie um kurz nach halb zwei das Bad betreten hat. Wer rausgeht, muss sich entsprechend ausloggen. Wenn es doch mal zu einer Infektion kommen sollte, sei wichtig nachzuvollziehen, wer wann im Bad gewesen sei - und möglicherweise Kontakt gehabt habe, sagt Sieghart Kröger, Vorsitzender der Freibad-Interessengemeinschaft (FBI), die das Bürgerbad betreibt. So viele Schwimmer dürfen ins Becken Unterdessen am Schwimmbecken: Ein paar Kinder proben den Sprung von den Startblöcken, andere Besucher ziehen Bahnen durchs Wasser. Zeitgleich dürfen laut Kröger maximal 60 bis 70 Besucher in das 50-Meter-Becken. Bei einer Wasserfläche von 750 Quadratmetern habe dann jeder noch genügend Platz. Die beiden Schwimmmeister Reiner Dubbert und Frank Dünker haben die Besucher im Blick. Jetzt, in Corona-Zeiten, machen sie immer gemeinsam Dienst: "Das wäre sonst unverantwortlich", sagt Dubbert. Schwimmmeister achten auf die Abstände Zum Schutz vor der brennenden Sonne haben die beiden an diesem heißen Augusttag rote Schirme aufgespannt - einen an jeder Längsseite des Beckens. Dubbert hat sich in den Schatten geflüchtet, beobachtet das Wasser, passt auf, dass die Abstände eingehalten werden. "Generell halten sich die Leute daran", sagt er. Wenn es doch mal zu eng werde, weise er darauf hin. Jetzt aber hat er nichts zu beanstanden: Die Schwimmer halten Abstand - ebenso wie die Besucher auf den beiden Liegewiesen. So richtig voll ist es aber auch noch nicht. Knapp 30 Besucher sind im Wasser. "Heute ist noch wenig los, gestern war es voller", sagt Dubbert. "Da hatten wir im Dauerzustand immer 50 Leute im Wasser." Das sagen die Besucher Gerade schwimmen auch Martina Sommerer und ihre Tochter Liv vorbei. Sie achteten darauf, dass sie Abstand zu den anderen Badegästen hielten und würden extra nahe des Beckenrands schwimmen, sagt Sommerer. "Hier ist Platz." Auch Leonie und ihre Freundin Sophie suchen Abkühlung im Wasser. Wegen Corona machen sie sich keine Sorgen: Die Zahl der Besucher im Bad sei noch überschaubar, findet die 15-jährige Leonie. Und sie habe auch keine Angst, sich im Wasser anzustecken, ergänzt Sophie. Wasserqualität wird regelmäßig untersucht "Nach den Erkenntnissen, die vorliegen, gibt es keine Ansteckungsgefahr über das Wasser. Dafür wird gechlort", sagt auch Sieghart Kröger. Rund 1,5 Millionen Liter umfasse das Becken. "Dreimal am Tag messen wir die Wasserqualität - und die ist die allerbeste", sagt Schwimmmeister Dubbert. Zwar gibt es keine Maskenpflicht hier im Bad. Dass Corona den Freibad-Betrieb verändert hat, merkt man dennoch an vielen kleinen Dingen: an dem Registrierungshäuschen am Eingang, an den Desinfektionsspendern vor den Toiletten, am Bauzaun, der den Zugang zum Becken in einen Ein- und Ausgang unterteilt. Und man merkt es am Kiosk. Was anders ist am Kiosk Kerstin Gutsch und Petra Dingerdissen aus der ehrenamtlichen Kioskgruppe haben an diesem Freitag Dienst. Plexiglas trennt sie von den Badegästen, die sich mit kleinen Leckereien versorgen wollen. "Sonst bieten wir hier immer frische Frikadellen und Heißwürstchen an", erzählt Kerstin Gutsch. Das dürften sie im Moment nicht. Auch den selbst gebackenen Kuchen, für den das Bad bekannt sei, könne es im Moment nicht geben. "Es muss möglichst alles gut abgepackt sein." Das Geschirr aus Porzellan, das sonst vor Ort gespült worden sei, hätten sie ebenfalls ersetzen müssen. Kaffee gibt es jetzt im Pappbecher. "Wir sind da sehr vorsichtig" Viele umliegenden Bäder seien derzeit voll, erzählt Petra Dingerdissen vom Kiosk-Team. Darum würden sie im Moment viele Anrufe zum Beispiel aus Bielefeld bekommen. "Denn das ist hier ein Geheimtipp." Auch Peter Pöpperl ist heute zum ersten Mal im Freibad Lenzinghausen, gemeinsam mit einem Freund. Gerade haben sich die beiden Kaffee und ein paar abgepackte Kekse am Kiosk geholt und sich ein schattiges Plätzchen unter einem der Bäume gesucht - mit Abstand zu den anderen Besuchern. "Wir sind da sehr vorsichtig", sagt Pöpperl.

Meistgelesen