Gebäude in Bünder Innenstadt verkauft: Traditionscafé, Kneipe und Weltladen müssen raus

Bünde. Fairtrade-Kaffee im &bdquo;Salida-Weltladen“, frische Waffeln in der &bdquo;Kaffeemühle“, Whisky in der &bdquo;Scotch Corner“ – all das wird in einigen Monaten Geschichte sein. Zumindest am bisherigen Standort. Denn alle drei Gewerbe müssen im April nächsten Jahres aus ihren gewohnten Räumlichkeiten raus sein. Das Gebäude an der Bahnhofstraße 37 ist kürzlich verkauft und alle Mieter sind mit einer Frist von sechs Monaten gekündigt worden. Das berichten die betroffenen Gastronomen und Einzelhändler einstimmig. Der neue Besitzer – offenbar ein Investor aus Ganderkesee (Landkreis Oldenburg) – möchte dort etwas komplett Neues entstehen lassen. &bdquo;Das Gebäude soll kernsaniert oder abgerissen werden“, sagt Kerstin Molinario, die die &bdquo;Kaffeemühle“ mit ihrem Ehemann Felice Molinario betreibt. Was genau dort künftig entstehen soll, wollte der Käufer den Mietern offenbar nicht verraten. Er habe allerdings erwähnt, dass keine Gastronomie in die Räumlichkeiten einziehen soll, sagt Mike McDonald, Betreiber der &bdquo;Scotch Corner Guinness & Whisky Bar“. Auch eine Mietwohnung, die sich über dem &bdquo;Salida Weltladen“ befindet, ist von der Kündigung betroffen. Käufer und Stadt Bünde halten sich bedeckt Auf eine Anfrage der Neuen Westfälischen reagierte der neue Eigentümer des Gebäudes am Mittwoch, 29. Oktober, nicht. Auch die Stadt Bünde hält sich bedeckt. Da die Immobilie nicht städtisch und der Verkauf damit rein privatrechtlich sei, äußere sich die Stadt dazu nicht, heißt es aus dem Rathaus. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist also noch nicht bekannt. Doch wie geht es für die betroffenen Gewerbetreibenden weiter? Von der &bdquo;Kaffeemühle“ müssen sich die Bünder schon bald für immer verabschieden. &bdquo;Wir gehen zum Ende des Jahres raus“, sagt Betreiberin Kerstin Molinario. Genauer gesagt wird das Traditionscafé am Samstag, 6. Dezember, zum letzten Mal für Gäste öffnen. Anschließend soll es noch ein Trödelcafé ohne gastronomisches Angebot geben, wo die Molinarios Teile des Inventars verkaufen wollen. Nach knapp 30 Jahren ist damit Schluss für die &bdquo;Kaffeemühle“. Lesen Sie auch: Stoffladen in Kirchlengern schließt: Inhaberin geht andere Wege Zukunft des Weltladens in Bünde noch ungewiss Nach einer neuen Lokalität will das Ehepaar nicht suchen. &bdquo;Lust hätte ich schon noch, ein bisschen weiterzumachen. Die Stammgäste sind meiner Frau und mir sehr ans Herz gewachsen – fast wie eine zweite Familie. Das wird uns schon fehlen“, sagt Felice Molinario. &bdquo;Aber ich freue mich auch auf mehr Zeit für unseren Garten und meine Enkelkinder. Vielleicht machen wir auch gemeinsam eine Reise in meine alte Heimat“, sagt der 76-jährige gebürtige Italiener. Die Zukunft des &bdquo;Salida Weltladens“ ist zurzeit noch ungewiss. &bdquo;Wir haben nächste Woche eine außerordentliche Versammlung, da beschließen wir, wie es weitergeht“, berichtet Margret Hansel, eine der rund 14 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Weltladens. &bdquo;Wir möchten gerne weitermachen, aber wir müssen auch schauen, ob wir einen Umzug noch gestemmt bekommen“, sagt die 73-Jährige. Denn in dem Laden, der sich auf den Verkauf fair gehandelter Waren fokussiert, arbeiten ausschließlich Ehrenamtliche im Rentenalter, berichtet Hansel. Er finanziert sich durch seine Einnahmen und den gleichnamigen Verein &bdquo;Salida Weltladen“. 2016 ist der Verein mit dem Geschäft von der Fünfhausenstraße an die Bahnhofstraße gezogen. Lesen Sie auch: Bekanntes Schuhgeschäft in Kirchlengern schließt: Was steckt dahinter? Bünder Kneipe sucht neuen Standort Mike McDonald, Inhaber der &bdquo;Scotch Corner Guinness & Whisky Bar“, weiß ebenfalls noch nicht, wie es für ihn weitergeht. Zurzeit ist er auf der Suche nach einem neuen Standort für sein &bdquo;British Pub“. &bdquo;Aber es ist wirklich schwierig, etwas Passendes zu finden“, sagt er. Zwar stehen einige Gebäude in der Innenstadt leer, doch nicht alles eigne sich für einen Gastronomie-Betrieb. Die hohen Mietpreise machen die Suche für den Kneipenbetreiber nicht einfacher. 2018 hat McDonald die Kneipe, die sich im hinteren Teil des Gebäudekomplexes befindet, übernommen. Vorher wurde das Lokal unter dem Namen &bdquo;McLeary’s“ betrieben. McDonald arbeitete dort nebenbei als Aushilfe. &bdquo;Der ehemalige Betreiber ist ein Kumpel von mir. Als der in Rente ging, habe ich es dann übernommen“, berichtet der gebürtige Schotte. Neben klassisch britischen Getränken finden Kunden in der &bdquo;Scotch Corner“ seither ein Angebot aus knapp 200 Whisky-Sorten aus Schottland und Irland, verschiedene Gin-Sorten und irisches Bier. Einmal im Monat gibt es in der Kneipe außerdem Live-Musik. Zu besonderen Anlässen, wie Halloween und dem irischen Nationalfeiertag St. Patrick’s Day, finden zudem besondere Motto-Partys statt. Lesen Sie auch: Einzelhandel in Bünde: Geschäftsleute berichten über ihre Profit-Strategien Verkaufspläne standen schon lange fest Und die Kunden wissen das offenbar zu schätzen. Über die Jahre hat sich Mike McDonald nach eigener Aussage eine Stammkundschaft aufgebaut. Die habe auf die Nachricht, dass er Ende April aus dem Gebäude an der Bahnhofstraße ausziehen muss, geschockt reagiert. &bdquo;Alle haben mich gefragt, was ich jetzt mache“, sagt er. &bdquo;Und viele schicken mir Vorschläge für neue Standorte – das ist wirklich nett.“ Er selbst steht wegen des Verkaufs nun unter Druck. &bdquo;Sechs Monate sind nicht lang“, sagt er. Auch für seine beiden Aushilfskräfte ist die Zukunft ungewiss. Dass das Gebäude verkauft werden soll, wussten die Mieter schon seit einiger Zeit. Deshalb habe McDonald in der Vergangenheit bereits immer wieder nach alternativen Standorten geschaut – jedoch vergebens. Ihm zufolge war die Immobilie ursprünglich in Besitz einer inhabergeführten Immobilienagentur. Mit dem Tod der Chefin sei das Gebäude an ihre Familie gegangen. Und die habe es nun verkauft. Lesen Sie auch: Barber zieht in markantes Fachwerkhaus an Eschstraße in Bünde: Pubbesitzer hat noch Hoffnung Doch der Kneipenbesitzer gibt die Hoffnung noch nicht auf. Er wolle sich weiter über Möglichkeiten informieren. &bdquo;Ich möchte auf jeden Fall in Bünde bleiben“, sagt Mike McDonald.

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