Spenge

Spenger Landwirt befürchtet Preisverfall bei Milch

Ralf Potthoff und seine Mitarbeiter versorgen täglich 660 Kühe, Kälber und Rinder. Beim Export hakt es - wegen Corona. Auch Trockenheit ist wieder ein Thema.

Neugierig schauen diese kleinen Rinder den Besuchern entgegen. Auch sie werden einmal Milch geben. | © Karin Wessler

Karin Wessler
02.06.2020 | 02.06.2020, 19:23

Spenge. Die Kühe von Landwirt Ralf Potthoff sind fleißige Mitarbeiter: Sie produzieren reichlich und zuverlässig. Alle zwei Tage kommt der Tanklaster der Molkerei und holt rund 22.000 Liter Milch ab. "Mit dem, was meine Tiere geben, könnten alle Einwohner von Spenge, Enger und Bünde zusammen mit Milchprodukten versorgt werden", weiß Potthoff. Doch die Zukunft bereitet ihm Sorgen - aus unterschiedlichen Gründen.

"Wegen der Corona-Pandemie ist ein Preis-Einbruch nicht unwahrscheinlich und die Marktlage ist schwierig", sagt er. Eine weitere Dürre in diesem Jahr würde Futter wiederholt verknappen und Preise beim Futterkauf noch weiter ansteigen lassen - und auch die neue Düngeverordnung ist für ihn ein Problem.

Information
Auf dem Hof von Ralf Potthoff sind acht Arbeitskräfte beschäftigt. Neben
ihm selbst arbeitet der Sohn mit, es gibt zwei fest angestellte
Mitarbeiter, einen Auszubildenden und drei Mitarbeiter, die auf
450-Euro-Basis melken oder auf dem Feld mit anpacken.

Märkte verändern sich

"Die Absatzmärkte haben sich durch Corona verändert", weiß er. Mit Beginn der Pandemie hätte es viele Hamsterkäufe gegeben. "Die Molkereien haben für den Lebensmittelhandel doppelt so viel produzieren müssen." Gaststätten hatten zwei Monate lang geschlossen, dort sei also auch weniger abgenommen worden. "Beim Export ist die Logistik das Problem, selbst innereuropäisch."

Grenzen seien dicht, Häfen und Flughäfen laufen bei weitem noch nicht auf dem alten Niveau. "Und wichtige Absatzmärkte wie Italien und Spanien konnten nur eingeschränkt beliefert werden." Das habe den Milchmarkt beeinflusst. Die EU kaufe nun Milch für private Lagerhaltung auf, bis sich der Markt wieder normalisiere.

Vielleicht mehr noch als Corona macht dem Landwirt die Trockenheit zu schaffen. "Auch in diesem Jahr könnte es wieder eine Dürre geben." Seit Anfang März habe es nicht mehr nennenswert geregnet, der Regen fehle auf den Äckern und Wiesen. "Die Trockenheit kam zu früh", sagt er. Eigentlich mitten in der Hauptvegetationszeit, in der Erträge bestimmt werden. Zudem habe er eine große Last mit Krähen. "Die kommen in Scharen und picken die Maiskörner von den Feldern - da müssen wir große Flächen nachsäen", sagt Ralf Potthoff. "Sonst ernten wir dort gar nichts."

Strategie gegen Saatklau

Bis zum letzten Jahr durften die Körnersaaten noch gebeizt, also werden, dass es dabei keine Probleme gab. "Dann schmeckten sie den Vögeln nicht mehr. Aber das ist nun verboten - und die Nachfolgeprodukte hätten offenbar nicht mehr dieselbe Wirkung. Wir bekommen das deutlich zu spüren, das Verbot des Beizens macht die Arbeit nicht leichter."

Er versuche zusammen mit Ackerexperten eine Strategie gegen diese Art Saatklau zu entwickeln. "Das ist der einzige Weg". Auch würden stressresistente Pflanzenarten gezüchtet. Die ganze Entwicklung in der Landwirtschaft gehe Richtung Bio-Betrieb, so seine Einschätzung.

Landwirt Ralf Potthoff und zwei seiner Mitarbeiter bei den kleinen Kälbchen. - © Karin Wessler
Landwirt Ralf Potthoff und zwei seiner Mitarbeiter bei den kleinen Kälbchen. | © Karin Wessler

Ralf Potthoff braucht in jedem Falle eine gute Ernte, denn seine Tiere müssen schließlich satt werden. "Jede Kuh benötigt täglich 50 Kilogramm Frischmasse an Futter." In seinen Ställen stehen 380 Milchkühe, dazu 280 Rinder und Kälbchen, die später auch alle Milch geben sollen.

Wie aber wirken sich schwierige Zeiten auf den Milchpreis aus? "Anders als etwa bei Spargelbauern, die eher einen regionalen Markt haben, wird der Milchpreis global bestimmt". erklärt Potthoff. Die Versorgung mit Milchprodukten sei gut, es werde ausreichend produziert. "Und die bestehenden Betriebe schaffen es ja auch immer wieder den Wegfall einzelner Höfe auszugleichen - das ist erstaunlich."

Das heiße zum einen, dass einzelne Höfe größer würden, aber natürlich auch: "Unsere Kühe beispielsweise fühlen sich wohl, sie haben eine gute Milchleistung." Der Umbau seines Kuhstalles vor einigen Jahren mit neuer Technik habe sich positiv bemerkbar gemacht. "Sie geben mehr Milch als noch im alten Stall, weil es den Tieren nun noch einmal deutlich besser geht."

Wunsch nach Unterstützung

Als Milchproduzent gehöre er zum "systemrelevanten Bereich", so seine Einschätzung. "Manchmal wünsche ich mir etwas mehr Würdigung und Unterstützung", moniert Potthoff. Wie seine Kollegen produziere er Lebensmittel und erhalte mit seiner Milchviehhaltung auch wertvolle Grünlandflächen. Die Politik habe mit der kurzfristigen Neuauflage der Düngemittelverordnung aber für Probleme gesorgt. "Wir dürfen jetzt teilweise nicht mehr nach dem Bedarf der Pflanzen düngen", schimpft er. "Das ist schwierig umzusetzen." Man könne, so Potthoff, vieles machen. "Aber man braucht Zeit und Unterstützung - auch finanziell", sagt er und fordert unter anderem "gerechte Preise, um alle Vorgaben umzusetzen".

"Zwei Dürrejahre musste ich schon wuppen", sagt Ralf Potthoff. Was in diesem Jahr passiere, bleibe abzuwarten. Er erwartet, dass zumindest die Futtermittelpreise noch mehr steigen. "Aber der Stall muss laufen. Er bringt ja auch viele Kosten mit sich, die gedeckt werden müssen." Die psychische Belastung", betont der Landwirt, "ist derzeit sehr hoch, höher als die körperliche."