Spenger Reiterhof fürchtet wegen Coronakrise um Existenz

Spenge. "Macht euch keine Sorgen um die Pferde und Ponys - die sind tagsüber in den Ausläufen und putzmunter". Das schreiben Christine und Stefan Parusel, Betreiber des Reiterhofes Wortmann in Wallenbrück, auf ihrer Internet-Seite. Die Botschaft ist gerichtet an die vielen Pferdefreunde, die hier reiten gelernt haben. Den Tieren gehe es auch während der Coronakrise gut. Doch wie es mit ihrem Betrieb weiter geht, das bereitet den Betreibern ernsthafte Sorgen. Sie befürchten große Probleme, können aber einfach nur abwarten. "Wir haben derzeit keinerlei Einnahmen - aber die Kosten laufen weiter", sagt Christine Parusel. Sie hofft auf ein staatliches Rettungspaket. "Es wäre gut, wenn wir wenigstens die Fixkosten erstattet bekämen - von Verdienst wollen wir da gar nicht reden." Sonst drohe - irgendwann in naher Zukunft - die Insolvenz. Auf ihrem Reiterhof gibt es 40 Pferde, darauf lernen Kinder ab drei Jahren und auch Erwachsene das Reiten, Voltigieren oder Springreiten. "Es sind alles eigene Tiere, keine Gastpferde", unterstreicht Christine Parusel. "Wir sind ein Reitschulbetrieb. Es kommen sonst immer rund 130 Schüler jede Woche - das entfällt nun", erläutert sie. Für die Osterferien waren insgesamt 115 Reitschüler angemeldet. "Das musste alles abgesagt werden." Es ist eine Zeit der Ungewissheit. Gewiss ist aber, dass zu den entgangenen Einnahmen auch jede Menge Ausgaben hinzu kommen: "Das Futter, das Wasser, Strom, Versicherungen für die Pferde und Gebäude sowie Kosten für Tierarzt und den Hufschmied laufen weiter, das kann man ja nicht einfach abstellen. Wir haben die Kosten schon überall reduziert, wo es nur geht. "Und die Pferde sind ja unser Kapital, die müssen ja gesund und fit bleiben. Sie sind unsere wertvollsten Mitarbeiter." Denn das Ehepaar Parusel geht davon aus, dass es irgendwann weiter gehen kann, im Sommer auf jeden Fall, hoffen sie. Es seien alles erfahrene und ausgebildete Pferde. "Die wären nicht so schnell zu ersetzen, wenn wir sie jetzt verkaufen müssten." Zwei oder drei wertvolle Pferde zu verkaufen würde schon einiges an Geld bringen. Aber ein Verkauf sei derzeit nicht möglich. "Die wird man derzeit einfach nicht los." Es seien auch keine Schlachttiere. Pferde gehören zur Familie Für Christine und Stefan Parusel gehören die Pferde zur Familie. "Wir kaufen sie, wenn sie noch jung sind und bilden sie dann aus." Das älteste Tier sei 34 Jahre alt. "Das erhält jetzt das Gnadenbrot, das wird nicht mehr eingesetzt." Es seien auch einige Pferde im Alter von annähernd 30 Jahren dabei. "Grundsätzlich haben wir alle Alterklassen." Um die Tiere zu ernähren und gesundheitlich zu betreuen, mussten die Parusels jetzt schon die zurück gelegten Notgroschen antasten. "Staatliche Kredite würden uns kaum weiter bringen, die müssten ja auch irgendwann zurück gezahlt werden - aber wovon, wenn man keine Einnahmen hat?" Viele selbstständig Tätige betroffen Solche Probleme habe nicht nur ihr Reiterhof. "Gastronomen, Blumenhändler, Künstler oder anderweitig selbstständig Tätige sind da ja gleichermaßen betroffen", macht Christine Parusel deutlich. "Etliche Mitarbeiter unterschiedlicher Branchen haben eh schon ihre Arbeit verloren oder machen nur noch Kurzarbeit." Die seien ebenfalls finanziell belastet. "Da bricht vieles ein." Sie möchte auch keine Lieferanten auf den Kosten sitzen lassen. "Wenn ich etwa Hafer oder Heu gekauft habe, dann bezahle ich das umgehend. Sonst kriegt der Verkäufer womöglich auch Probleme und eine Lawine setzt sich in Gang." Für Christine Parusel wäre "es ein Segen, wenn die Corona- Krise in wenigen Wochen vorbei wäre. "Erst dann zeigten sich die Langzeitfolgen". Dann fehle vielleicht vielen Geld für die schönen Dinge im Leben - etwa für das Reiten, so ihre Befürchtung.

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