Paula Behrens aus Paderborn macht in der ältesten Reitschule der Welt Karriere

Paderborn. Berühmt ist die Spanische Hofreitschule, imposant die Hofburg als frühere Kaiserresidenz mitten in Wien, beliebt sind die Vorführungen der Lipizzaner. Mittendrin arbeitet die Paderbornerin Paula Behrens (28) seit fast zehn Jahren. Sie ist Bereiteranwärterin. So weit hat es noch keine deutsche Frau in der früheren Männerbastion gebracht. Die Hofreitschule trägt viel zum Bild Österreichs in der Welt bei. Seit 460 Jahren wird die Hohe Schule in Wien gelehrt. Das ist Dressurreiten auf höchstem Schwierigkeitsgrad. Jährlich sehen 350.000 Besucher, wie die Reiter die weißen, temperamentvollen, gutmütigen und gelehrigen Pferde ausbilden. Etwas Besonderes ist die Kapriole, ein Paradesprung in der Luft. Er ist selten und eine der schwierigsten Lektionen in der Ausbildung. Besonders ist auch, dass die Zuschauer bei der öffentlichen Morgenarbeit (dienstags bis freitags) oder bei den Vorführungen (meist samstags und sonntags) dabei sind. Alleine bei den Vorführungen sind es jeweils 1.000 Besucher. Ob fliegende Galoppwechsel und -pirouetten, Piaffen und Übergänge: Laut der Hofreitschule geht es darum, Perfektion, Schönheit und Harmonie zwischen Reitern und Pferden zu zeigen. Paderbornerin will zuerst an der Universität studieren Viele Superlative, viel Prestige, viel Glamour, viel Tradition. Beinahe hätte die Paderbornerin aber einen ganz anderen Weg eingeschlagen. &bdquo;Ich habe mich für Elektrotechnik interessiert, für erneuerbare Energien“, erzählt Paula Behrens. Dafür wollte sie sich 2015 an der Uni Paderborn einschreiben. In Paderborn wuchs sie teilweise auf. Und da ihr Vater Peter Bartnik in Schloß Neuhaus lebt, ist sie regelmäßig zu Besuch. Vielseitigkeit: In Herford lebende Französin wird Vize-Europameisterin im Reiten Als Jugendliche verbrachte sie viel Zeit auf Reiterhöfen. Ein eigenes Pferd hatte sie nicht. Nach dem Abitur war sie dann für ein Jahr in einem Reitausbildungsstall in England. &bdquo;Ein Trainer dort hat mir von der Hofreitschule erzählt. Und irgendwie hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, dass ich da mit Pferden arbeiten kann. Von Anfang an auf hohem Niveau bis zur hohen Schule“, sagt Paula Behrens. Also bewarb sie sich spontan bei der Hofreitschule. Und es klappte. Aus Wien kam die Einladung zum Vorreiten. Eine Woche später reiste Paula Behrens im Nachtzug von Paderborn in die österreichische Hauptstadt. Beim Probereiten auf einem Lipizzaner überzeugte sie. Seit November 2015 ist sie Teil des Teams der Hofreitschule, die dort einfach &bdquo;Spanische“ heißt. Und nach fast zehn Jahren klingt ihre Sprache sogar ein wenig wienerisch. Paula Behrens beweist langen Atem Vor allem beweist Paula Behrens einen langen Atem. Ohnehin dauert die Ausbildung vom Einstieg als Eleve bis zum Bereiter bis zu zwölf Jahre. Viele steigen vorher aus. Die Paderbornerin absolvierte ab 2015 zunächst eine Ausbildung zur Pferdewirtschaftsfacharbeiterin und schloss sie zwei Jahre später mit ausgezeichnetem Erfolg ab – bevor sie 2017 Elevin wurde. Seit 2020 ist sie Bereiteranwärterin. Damit trägt sie viel Verantwortung: Sie bildet ihren achtjährigen Hengst Neapolitano Brava II aus und hat weitere Pferde im Training. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von The Spanish Riding School Vienna (@spanischehofreitschule) &bdquo;Das Besondere an der Spanischen ist die durchgehende Arbeit mit den Pferden. Neapolitano Brava habe ich bekommen, als er fünf war. Und ich behalte ihn, bis er in Pension geht. Das Ziel an der Spanischen ist, dass wir die Pferde in der Klassischen Reitkunst ausbilden, aber auch fit halten. Sie sollen gesund bleiben. Sie gehen in den Vorführungen, aber sie sollen später auch einen schönen Ruhestand haben“, sagt Paula Behrens. Zudem verbringen die Lipizzaner – und die Reiter – gemeinsam Auszeiten im Trainingszentrum Heldenberg, nordwestlich von Wien. Neben dem Lipizzanergestüt Piber in der Weststeiermark der dritte wichtige Ort. Springreiten: Die Reit-Elite ist vier Tage lang zu Gast in Herford Und wann wird sie zur Bereiterin ernannt? &bdquo;Wenn mein Pferd so weit ist“, sagt sie. Letztlich bestimmt also das Tier, ob es den Weg weitergeht. &bdquo;Dabei vergeht Zeit, es ist kein geradliniger Weg. Und manchmal ist es auch mental eine Herausforderung“, sagt Paula Behrens. Paderbornerin beruhigt Wladimir Kaminer Sie repräsentiert die Hofreitschule auch in der Öffentlichkeit, wie in einer 3Sat-Fernsehdoku von 2020 mit dem russisch-deutschen Schriftsteller Wladimir Kaminer (&bdquo;Russendisko“) als humorvollen Moderator. Den in der Pferdebox neben dem Hengst sichtlich nervösen Kaminer musste sie übrigens ein bisschen beruhigen. Später erzählt sie in der Doku, wie schwierig eine der ersten Übungen der Eleven oder Auszubildenden ist: Vom Boden aus, ohne Steigbügel in den Sattel zu springen. &bdquo;Als Frau musste ich zuerst viele Liegestütze machen, damit ich das schaffe. Aber man lernt, durchzuhalten“, sagt sie. Als Bereiteranwärterin lässt sie das auch die neuen Eleven machen. Die Hofreitschule gilt als älteste und einzige Einrichtung der Welt, an der die klassische Reitkunst als Hohe Schule aus der Renaissance weitergegeben wird. &bdquo;Das ist mit viel Tradition verbunden. Das Wissen wird seit Jahrhunderten mündlich weitergegeben“, sagt Paula Behrens. Zu ihrer Uniform gehören der kaffeebraune Reitfrack, der Zweispitz mit schmaler Goldborte, eine Reithose und Handschuhe aus Hirschleder sowie Stulpenstiefel. Ihre Gerte schneidet sie sich wie die anderen traditionell regelmäßig selbst aus einjährigen Birken im Wiener Wald. Paula Behrens Lieblingsprogramm ist übrigens die Schulquadrille, der Abschluss jeder Vorführung. &bdquo;Ich spüre die Verbindung zu meinem Hengst und das mit sieben anderen Reitern. Es ist einfach schön, diese Choreografie gemeinsam zu präsentieren“, sagt Paula Behrens. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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