Ärger um die Windkraftanlage für Rödinghausen: „Wollen die Grünen keinen Schutzabstand?“

Rödinghausen. Die Idee des Kirchenkreises Herford, eine etwa 230 Meter hohe Windkraftanlage im Heerfeld in Rödinghausen zu errichten, haben zuletzt für Zündstoff gesorgt. Die Bürgerinitiative Sorgenrad stemmt sich mit aller Kraft gegen die Errichtung einer solchen Anlage und hatte zuletzt Vertreterinnen und Vertreter der Ratsfraktionen zu einem Austausch eingeladen. Fraktion und Ortsverband der Grünen hatten sich entschlossen, dieser Einladung nicht zu folgen. Stattdessen wurde eine Stellungnahme zum Thema Windenergie in der Gemeinde Rödinghausen abgegeben. In dieser wurde auch verdeutlicht, wieso die Vertreterinnen und Vertreter der Grünen einen Austausch mit dem Sorgenrad ablehnen. &bdquo;Die Bürgerinitiative betreibt seit geraumer Zeit eine intensive Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit zum Thema Windenergie im Allgemeinen und zu konkreten Projektplanungen in Rödinghausen“, hieß es in der Stellungnahme der Grünen, die von Andrea Haack als Fraktionsvorsitzende, Katja Seliger als Sprecherin des Ortsverbandes und André Poerting, Ausschussvorsitzender Umwelt, Klima und Mobilität, unterzeichnet worden ist. &bdquo;Aus unserer Sicht wird auf unterschiedlichste Art eine Angst geschürt vor dem Bau einer Windkraftanlage“, kritisierten sie. Das Auftreten und die Argumentation der Bürgerinitiative ließen keinen fundierten und sachlichen Austausch zu, so die Grünen. Sie seien bereit, sich bei anschließenden politischen Diskussionen nach einem konkreten Antrag zur Errichtung einer Windkraftanlage einzubringen, hieß es. Ein Antrag zum Bau einer solchen Anlage liegt derweil bei der Gemeindeverwaltung nach wie vor nicht vor, wie Annika Paul aus dem Stabsbereich Steuerung, Digitales & Kommunikation zuletzt auf Nachfrage der Neuen Westfälischen erklärte. Bürgerinitiative äußert massive Kritik In ihrer letzten Vorstandssitzung hat die Bürgerinitiative Sorgenrad die Ablehnung von Bündnis90/Die Grünen zum Meinungsaustausch diskutiert, wie es nun in einer Pressemitteilung heißt. Die Einladung wurde ausgeschlagen, da die &bdquo;Argumente gegenüber der Windenergie vielfach veröffentlicht und diskutiert wurden und den Grünen seit Langem bekannt sind“, heißt es darin. Hieran werde deutlich, dass die Grünen die Einhaltung eines 1.000-Meter-Schutzabstandes zu Wohnhäusern ablehnen, meint die Bürgerinitiative. &bdquo;Wenn die Grünen in Rödinghausen mitteilen, dass sie ’die Sorgen der Anwohner aufgrund verminderter Lebensqualität und eines geringeren Immobilienwertes sehr ernst nehmen’, erscheint dies mehr als unglaubwürdig und muss als Missachtung der Interessen vieler Betroffener gewertet werden“, so Dieter Vogtländer, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative. Und weiter: &bdquo;Auch der Natur- und Umweltschutz spielt offensichtlich keine Rolle mehr. Anders ist es nicht zu erklären, dass in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebietes und Waldes mit besonders bedrohten Vögeln und Fledermäusen ein Windrad von einer Partei, deren Markenzeichen früher der Umweltschutz war, nun gefordert wird. Die Schöpfung, die eigentlich alle bewahren sollten, wird damit geschröpft.“ Die Bürgerinitiative fragt sich, ob den örtlichen Grünen entgangen sei, dass im derzeitigen Entwurf des Regionalplanes ein Schutzabstand von 1.000 Meter zur Wohnbebauung vorgesehen sei. &bdquo;Offensichtlich wird aber alles der Ideologie geopfert, immer neue Windkraftanlagen zu fordern, obwohl das Statistische Bundesamt festgestellt hat, dass im 1. Halbjahr 2021 die bereits vorhandenen Windkraftanlagen nur zu 20,9 Prozent ausgelastet waren“, moniert die Bürgerinitiative in ihrer Mitteilung weiter. Wer sind die Gewinner solcher Anlagen? &bdquo;Die Grünen als ehemalige Umweltschutzpartei“ hätten es zusammen mit der Windkraftlobby ermöglicht, dass bereits jetzt in jeder Landschaft entgegenstehende Regelungen des Landschafts- und Artenschutzes, wo immer dies zunächst juristisch haltbar erscheint, aufgeweicht und ausgehebelt würden, heißt es seitens des Sorgenrads. Der Außenbereich, die sogenannte &bdquo;freie Landschaft“, sei damit bis in wertvollste Teile hinein de facto einer einzigen Industriebranche übereignet. Klaus-Hermann Pörtner als Vorsitzender der Initiative hält den Einwand der Grünen, Windkraftanlagen auf der Grundlage von Bürgerbeteiligungen zu errichten – ein solches Modell strebt der Kirchenkreis an – für fadenscheinig. &bdquo;Gewinner dieser Anlagen sind die Planungsbüros, Grundstückseigentümer und Investoren. Jeder Stromkunde hat als Endverbraucher die vom Staat für zwanzig Jahre garantierte Subvention über seine persönliche Stromrechnung zu tragen, unabhängig davon, ob der Strom abgenommen (benötigt) wird oder die Anlage sogar abgeschaltet ist. Allein in 2024 sind dafür voraussichtlich rund 20 Milliarden Euro an Steuergeld zu zahlen“, so Pörtner. Im August hatte die Bürgerinitiative Sorgenrad als Protestaktion drei Banner im Gemeindegebiet aufgestellt, mit denen die Mitglieder nach eigener Aussage deutlich machen wollten, dass sie eine Unterschreitung des 1.000-Meter-Abstandes nicht hinnehmen würden. Sie schilderten, dass es bereits Gespräche zwischen Bürgermeister Siegfried Lux und dem Superintendenten des Kirchenkreises gegeben habe und im Hintergrund Strippen gezogen würden. Gemeindesprecher Niklas Krämer erklärte daraufhin, dass kein Bauantrag vorliege. Und: Dass bei Vorliegen eines entsprechenden Bauantrages ein Planverfahren durchgeführt würde – mit entsprechender Öffentlichkeitsbeteiligung.

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