„Anti-Windkraft-Lobby“: Grüne in Rödinghausen werfen Bürgerinitiative Angstmacherei vor

Rödinghausen. Seitdem im Herbst 2023 Gedankenspiele des Kirchenkreises Herford zur Errichtung eines Windrades in Rödinghausen öffentlich geworden sind, ist die Bürgerinitiative Sorgenrad alarmiert. Die Mitglieder befürchten, dass der bereits 2015 diskutierte Standort im Heerfeld wieder ins Auge gefasst worden ist. Mit zahlreichen Aktionen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit will die 2013 gegründete Initiative den Bau der Anlage verhindern. So hatte &bdquo;Sorgenrad“ jüngst zu einer Veranstaltung mit dem Titel &bdquo;Wie wirkt sich der Infraschall auf den menschlichen Körper aus und welche Gefahren sind damit verbunden?“ ins Haus des Gastes eingeladen. Rednerin dort war Ursula Bellut-Staeck. Die Medizinerin ist Mitglied der &bdquo;Deutschen Schutzgemeinschaft Schall für Mensch und Tier“. Ein Verein, der nach eigenen Angaben das Ziel verfolgt, &bdquo;den Schutz von Mensch und Tier gegen belastenden und Krankheit auslösenden Schall zu fördern“. Forschern fehlt wissenschaftlicher Beweis Infraschall erzeugt Geräusche, die unter der menschlichen Hörschwelle liegen. Ob Windräder allerdings überhaupt Töne in niedriger Frequenz erzeugen, die Irritationen auslösen und Häuser oder Menschen vibrieren lassen, ist umstritten. Zum Thema: Bürger in Rödinghausen wollen Windrad des Kirchenkreises Herford verhindern &bdquo;Wir haben für moderne Windräder keinen wissenschaftlichen Beweis für solche Vibrationen gefunden“, sagte beispielsweise Forscher Russell McKenna jüngst in einem Interview in der &bdquo;Süddeutschen Zeitung“. McKenna ist Professor an der Technischen Hochschule in Zürich und hat nach eigenen Angaben 400 Studien zur Windkraft analysiert. Im Haus des Gastes vertrat Referentin Bellut-Staeck vor rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörern hingegen die These, dass die gesundheitsgefährdende Wirkung von durch Windräder erzeugtem Infraschall weitestgehend geklärt sei, auch wenn der abschließende experimentelle Beweis noch fehle. So berichten es Anwesende, und auch die Bürgerinitiative selbst schreibt dies in einer Pressemitteilung. Hintergrund ist Wegfall vom 1.000-Meter-Schutzabstand Der einzige Schutz vor der Einwirkung des Schalls sei daher ein ausreichender Abstand von Windrädern zu Wohnhäusern. &bdquo;Ein Abstand von unter 1.000 Meter bedeutet ein untragbares, mit der Würde des Menschen nicht zu vereinbarendes Gesundheitsrisiko“, sagte Bellut-Staeck. Hintergrund ist die in NRW im Sommer 2023 abgeschaffte Regel, nach der Windkraftanlagen einen pauschalen Mindestabstand von 1.000 Metern zu Wohnsiedlungen haben mussten. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Windräder damit näher an Wohnhäuser heranrücken. Zum Thema: Rödinghauser Rat lehnt Einwohnerversammlung zu Windradanlage ab: &bdquo;Es gibt keine Fakten“ Aufgrund der Lage des fraglichen Grundstücks in Rödinghausen ist nach Ansicht von &bdquo;Sorgenrad“ der mögliche Bau des Windrades im Heerfeld überhaupt nur möglich, wenn der Abstand von 1.000 Metern unterschritten würde. Anträge der Bürgerinitiative zu einem Bekenntnis der Gemeinde zum 1.000-Meter-Schutzabstand oder einer Einwohnerversammlung sind von der Politik abgelehnt worden, da nach Angaben der Gemeinde bislang weder ein Bauantrag noch eine konkrete Absichtserklärung vorliegen würde. Angst solle Vertrauen in Institutionen untergraben Aus Sicht der Vorstandsmitglieder des Rödinghauser Ortsverbandes der Grünen hatte die Veranstaltung der Bürgerinitiative daher das Ziel, Ängste in der Bevölkerung zu schüren und auf diesem Weg Druck auf die Politik aufzubauen. In einem Statement schreiben die Grünen, dass es beim Thema Infraschall &bdquo;um die geschürten Ängste einer gut organisierten Anti-Windkraft-Lobby“ ginge. Weiter heißt es: &bdquo;Diese Angst, die das Vertrauen in die Politik, demokratische Institutionen und auch die Wissenschaft untergraben soll, kann aus Sicht der Grünen nicht die Richtschnur für demokratisches Handeln sein.“ Elger Marten, selbst promovierter Arzt, und der promovierte Mathematiker Paul Voigt waren als Vertreter der Grünen bei der Veranstaltung der Bürgerinitiative dabei. Sie berichten, dass Referentin Bellut-Staeck den wissenschaftlichen Beleg ihrer Thesen zum Infraschall schuldig geblieben sei. Bellut-Staeck spricht von gelenkten Universitäten und Behörden Kritische Nachfragen dazu hätten im Publikum &bdquo;eine aufgebrachte Stimmung erzeugt“. Referentin Bellut-Staeck habe den fehlenden wissenschaftlichen Beleg &bdquo;mit der wiederholten Ablehnung ihrer Forschungsanfragen bei den ihrer Meinung nach gelenkten Universitäten und Behörden, die die von Windenergieanlagen ausgehenden Gefahren verharmlosen wollen“ beantwortet. Diese These hat Bellut-Staeck beispielsweise auch im Oktober 2024 in einem Interview mit der &bdquo;Epoch Times“ vertreten. Laut Recherchen der &bdquo;Neuen Zürcher Zeitung“ steckt hinter der alternativen Newsplattform eine chinesische Sekte. In Ranglisten der unglaubwürdigsten Webseiten belegt &bdquo;Epoch Times“ regelmäßig vordere Plätze. Auch die Grünen in Rödinghausen kommen zu dem Schluss, dass die Veranstaltung &bdquo;einmal mehr“ gezeigt habe, &bdquo;dass der Auseinandersetzung und Diskussion mit den Aussagen der Bürgerinitiative Sorgenrad e.V. immer eine Prüfung des Wahrheitsgehaltes vorausgehen muss“. Elger Marten, der im Jahr 2013 nach eigenen Angaben zu den Gründungsmitgliedern von Sorgenrad gehört hat und mittlerweile dort ausgetreten ist, betont dabei, dass auch die Grünen nicht für den Windkraftausbau um jeden Preis stünden. Mögliche Probleme sollten diskutiert und rechtlich geprüft werden - allerdings auf Basis abgesicherter Fakten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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