Wütende Störmer-Mitarbeiterin: "Für mich ist jetzt Feierabend"

Rödinghausen. Ein Post-Auto fährt am Dienstagmorgen auf den Parkplatz der Störmer AG in Rödinghausen. Während der Postbote die Briefe abgibt, verlassen zahlreiche Störmer-Mitarbeiter mit Autos und Fahrrädern fast fluchtartig das Firmengelände an der Industriestraße. Obwohl der Küchenhersteller seit drei Monaten nicht mehr produziert, sind die Arbeiter und Angestellten weiterhin ins Werk gekommen. Das ist nun größtenteils vorbei, nachdem am Montagmittag gegen 14 Uhr der Energieversorger die Stromlieferung eingestellt hat - während einer Mitarbeiterversammlung. Aus Sicherheitsgründen bleiben große Teile der Belegschaft jetzt zu Hause. Hintergrund der Maßnahme sind Sicherheitsbedenken, wie Gewerkschaftssekretär Peter Kleint von der IG Metall erklärt. "Wir stellen uns die Frage, ob es noch zumutbar ist, dass die Kollegen dort jeden Tag die Arbeitskraft anbieten", sagt er. Rechtlich sei es zwar so, dass die Mitarbeiter weiterhin kommen müssen, um ihr Recht auf Bezahlung aufrecht zu erhalten. "Aber wir sind der Meinung, dass das nicht mehr in Natura erfolgen muss", sagt Kleint. Der Grund: Aufgrund des Stromausfalls soll die Brandmeldeanlage nicht mehr richtig funktionieren. "Aus sicherheitstechnischen Gründen gehen wir nicht mehr davon aus, dass die Mitarbeiter kommen müssen", sagt der Gewerkschaftssekretär. Mit Formschreiben haben Teile der Belegschaft ihr Anliegen der Geschäftsführung gemeldet. Zudem haben sie ihre Telefonnummern hinterlassen, falls eine sichere Rückkehr in die Firmenhalle wieder möglich ist. Alle Artikel zum Thema finden Sie hier. Eigentümer bestätigt Probleme beim Brandschutz Dass es durch den Stromausfall Probleme mit dem Brandschutz gibt, das bestätigt der neue Eigentümer der Immobilie gegenüber der NW. "Nachdem der Strom abgestellt wurde, funktioniert die Brandmeldeanlage, die Feuer und Rauch intern und extern zur Feuerwehrleitstelle meldet, noch etwa 48 Stunden bis die Akkupufferung leer ist", sagt der Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er rechnet damit, dass der Akku am 21. Juni gegen 10 Uhr leer ist. Die Folge: Durch die Stromabschaltung funktioniert die Sprinkleranlage nur noch bedingt, denn es handelt sich um eine Sprinkleranlage ohne Notstromaggregat, die über einen Druckbehälter gesteuert wird", ergänzt er. Im Ernstfall funktioniere die Sprinkleranlage wohl nur noch etwa 15 Minuten nach Auslösung. "Anschließend kann der große Wasserdruckbehälter nicht den ausreichenden Druck nachfördern, da die nachgeschalteten Pumpen Strom benötigen", sagt er. Bereits am Montagnachmittag hat sich eine langjährige Mitarbeiterin bei der Redaktion gemeldet. Sie berichtet, dass den Mitarbeitern von Seiten der Verantwortlichen im Unternehmen nach dem Produktionsstopp immer wieder Hoffnungen auf eine ordentliche Fortführung des Betriebs gemacht worden seien. "Nach wie vor wird erzählt, dass es weitergeht. Ich bin jetzt aber einem Punkt, wo für mich Feierabend ist", sagt sie. Nach der Abstellung des Stroms habe sie auch die allerletzte Hoffnung auf einen "Restart" des Betriebs verloren. Mitarbeiter übernehmen andere Arbeiten Vor der Leistung ihrer Kollegen, die mehr als drei Monate weiterhin am Arbeitsplatz erschienen sind, hat die Störmer-Mitarbeiterin großen Respekt. "Es sind so viele Leute dort geblieben und haben die Toiletten geputzt oder den Müll sortiert", sagt sie. Die Arbeit sei nötig gewesen, weil das Reinigungspersonal oder auch der Entsorger nicht mehr gekommen sei. Sie hofft jetzt, dass die Vorfälle rund um die Störmer-Krise juristisch aufgeklärt werden. "Es ist ja eine Strafanzeige gestellt worden. Doch wie kann es sein, dass die Behörden bis jetzt noch nicht reagiert haben?", fragt sie. Erstaunliches berichten zwei Mitarbeiter, die am Dienstagmorgen mit ihrem Auto das Werk an der Industriestraße verlassen. Sie erklären, dass Kollegen unter Druck gesetzt worden seien, nachdem Rechtsanwalt Klaus Pahde im Namen des Betriebsrates eine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung erstattet hat. Mitarbeiter sollen aufgefordert worden sein, die Anzeige zurückzuziehen, erzählen gleich zwei Männer, die nach eigener Aussage mehr als ein Jahrzehnt für den Küchenhersteller gearbeitet haben. Verifizieren lässt sich die Aussage nicht. Gewerkschaftssekretär Peter Kleint, der zuletzt mehrere Stunden mit den Störmer-Kollegen am Firmenstandort gewesen ist, erklärt auf Nachfrage, dass er von so einem Fall dieser Art keine Kenntnis habe.

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