Radweg-Dilemma an der Werre: Experten warnen vor Schnellschuss-Asphaltierung in Löhne

Löhne. Auf dem Fuß- und Radweg an der Werre ist es an einigen Stellen eng geworden in den letzten Monaten. Brennnesseln und andere Pflanzen stehen in voller Ausdehnung nicht nur am Wegesrand. Längst sorgen sie für eine Verengung des Weges. Das Problem liegt tiefer. Weil die Bankette, also die Ränder des Weges zum Teil seit Jahren nicht richtig gepflegt worden sind, kann das Wasser nicht mehr richtig ablaufen. Für die Experten Sebastian Dahlkötter und Thomas Kippels-Ohlhoff reicht ein Blick, um das Hauptproblem des Weges zu erkennen. Der Termin ist zustande gekommen, weil sie mit viel Kritik auf unseren Bericht &bdquo;Warum Experten vor Radweg-Plänen in Löhne warnen“ reagiert haben. In dem Text hatte ein Fachmann davor gewarnt, den Teil des Radwegs, der nach der naturnahen Umgestaltung der Werre neu gebaut werden muss, wieder in Form einer wassergebundenen Wegedecke zu bauen. Aus seiner Sicht ist dieser Art von Wegebau für Radwege nicht geeignet. Dazu mehr: &bdquo;Nicht zum Radfahren geeignet“: Warum Experten vor Werre-Radweg-Plänen in Löhne warnen Dahlkötter und Kippels-Ohlhoff sehen das völlig anders. Sie sind Mitglieder des Regelwerksausschusses &bdquo;Wassergebundene Wege” der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau. Aus Sicht dieser Spezialisten ist der Weg an der Werre für eine Asphaltierung nicht nur aus ökologischen Gründen absolut ungeeignet. Dass wassergebundene Wege zum Teil ein schlechtes Image hätten, liege an der mangelhaften Pflege. &bdquo;Am Ende des Tages liegt alles an der Pflege, aber auch der Einbau samt geeigneter Materialwahl ist ein gewichtiger Faktor“, sagt Kippels-Ohlhoff. An vielen Stellen ist es nach Regenfällen lange matschig An der mangelt es auf einem großen Teil der Strecke an der Werre. &bdquo;Es macht keinen Spaß, auf dem Radweg zu fahren. Er ist in einem extrem schlechten Zustand. Wenn es geregnet hat, ist es an vielen Stellen lange matschig, es gibt jede Menge Pfützen“, sagt Kurt Begemann vom Förderverein Radverkehr. Aus Sicht des Vereins und des in Löhne sehr aktiven ADFC seien Asphaltdecken den wassergebundenen Decken vorzuziehen. Die Fachleute stimmen zu, dass die Pflege des Weges im Argen liegt. &bdquo;Es sieht für mich so aus, dass hier an vielen Stellen seit Jahren nicht richtig gepflegt wurde“, sagt Sebastian Dahlkötter. Das größte Problem sind die Ränder des Weges. Die Übergänge zu den Banketten sind häufig zugewachsen. In der Regel wird der Bewuchs nur geschnitten, nicht abgeschält. &bdquo;Das führt dazu, dass das Wasser nicht mehr abfließen kann, obwohl der Weg eine Neigung hat“, sagt Kippels-Ohlhoff. Diese Situation erleben die Nutzer des Weges häufig. Fußgänger, Läufer und Radfahrer müssen durch viele matschige Bereiche auf der Strecke, wenn es stärker geregnet hat. &bdquo;Wenn die Bankette abgeschält würden, dann könnte das Wasser wieder gut ablaufen und es gäbe diese Probleme nicht“, sagt Dahlkötter. Bei der Begehung eines Teilstücks des Weges sind die Fachleute grundsätzlich zufrieden mit dem Zustand der Strecke. &bdquo;Für einen Weg, der vor mehr als 20 Jahren angelegt wurde, ist der noch ganz in Ordnung“, sagt Kippels-Ohlhoff. Gefahr droht durch Asphalt auf abschüssiger Strecke Größtes Problem in Löhne ist die Senke kurz hinter der Autobahnunterführung. Dort ist es nach Regenfällen sehr matschig. In Absprache mit dem Kreis hat die Stadt entschieden, dass dieser Bereich asphaltiert werden soll. Davor warnt Kippels-Ohlhoff. &bdquo;Das ist in der schönen Jahreszeit auf den ersten Blick eine gute Lösung“, sagt er. Probleme gebe es im Herbst und Winter. Matschiges Laub und Glatteis könnten für gefährliche Situationen auf der abschüssigen Strecke sorgen. &bdquo;Die Gefahr, dass sich Radfahrer dort verletzen und von der Stadt Schmerzensgeld fordern, ist groß. Dies wird kommunal bei widrigen Witterungsbedingungen häufig dadurch gelöst, indem man auf einen eingeschränkten Winterdienst hinweist und die winterliche Nutzung auf eigenes Risiko freistellt .“ Dabei sei es auch hier möglich, mit einem leichten Gefälle die Feuchtigkeit in Richtung des kleinen Bachlaufs und des toten Werrearms zu leiten. Beide Gewässer verlaufen nur wenige Meter entfernt vom Weg. &bdquo;Es tut mir in der Seele weh, dass ausgerechnet hier asphaltiert werden soll, wo man das Oberflächenwasser so leicht ableiten könnte“, sagt Dahlkötter. Auch interessant: Beirat für Radverkehr fordert neue Routen für Radfahrer in Löhne Bei asphaltierten Strecken komme es auch ohne Gefälle wegen Laub sowie Eis und Schnee immer wieder zu Schwierigkeiten und im Zweifel auch zu einem höheren Pflegeaufwand. &bdquo;Da muss man dann einen Winterdienst anbieten, um die Wege frei zu machen“, sagt Dahlkötter. Da sei es dann oft unvermeidlich Streusalz einzusetzen, das erhebliche ökologische Probleme verursacht. Diese Probleme gebe es bei wassergebundenen Decken nicht. &bdquo;Die Oberflächen sind viel rauer, da wird es nicht so schnell glatt“, sagt Kippels-Ohlhoff. Um die Rutschfestigkeit bei Asphaltverwendung und schwierigen Witterungsbedingungen zu erhöhen, könnte in bestimmten Bereichen Rauasphalt statt &bdquo;Glattasphalt“ verwendet werden. Das Problem sind die großen Pflegeintervalle Bei richtiger Pflege sind wassergebundene Decken nach Überzeugung der Experten dem Asphalt überlegen. Diese Argumentation kann auch Kurt Begemann nachvollziehen. Und sieht darin aber auch ein großes Problem für die Stadt Löhne. Er verweist auf einen Beschlussvorschlag des Bauamts aus dem Jahr 2021. Damals ging es um die grundhafte Sanierung des Radwegs. In dem Text steht ein Satz, der das Dilemma auf den Punkt bringt. &bdquo;Mit den hier zur Verfügung stehenden Mitteln kann die wassergebundene Decke nicht dauerhaft in einem adäquaten Zustand gehalten werden.“ Für Dahlkötter liegt das Problem in den großen Pflegeintervallen. &bdquo;Wenn eine wassergebundene Decke einmal im Jahr gut gepflegt wird, ist das auf jeden Fall günstiger als bei einer Asphaltdecke“. Dort würde zum Beispiel immer wieder Wurzelwuchs für aufwendige Sanierungsarbeiten sorgen. Viele Kommunen pflegten allerdings die wassergebundenen Decken nicht jährlich. &bdquo;Den Kommunen kann man da im Kontext der personellen Verfügbarkeit bei immer mehr zu betreuenden Grünflächen pro Mitarbeitende, nur bedingt einen Vorwurf machen“, so Kippels-Ohlhoff. Dies ist ein offensichtlich grundlegendes Problem fast aller Kommunen. Ein ganz entscheidender Punkt ist nach Überzeugung von Kippels-Ohlhoff der ökologische Effekt. &bdquo;Wenn wassergebundene Decken nach dem entsprechenden Regelwerk gebaut sind, dann speichern sie Wasser, geben Feuchtigkeit ab und sorgen für eine Kühlung der Umgebung. Mit Blick auf die immer heißer werdenden Sommer, verbietet sich geradezu, in dieser Flussaue einen mehreren Kilometer langen Streifen zu asphaltieren“. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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