Drei Optionen im Gespräch: Politik entscheidet über Asphaltwege im Werreauenpark in Löhne

Löhne. Fast ein Jahr ist es her, seit das Hochwasser der Werre letztes Jahr zu Weihnachten die neuen Wege im Werreauenpark stark beschädigt hat. Die Wege müssen erneuert werden. Noch ist nicht geklärt, welche Variante gewählt wird. Im Bauausschuss wird darüber am 30. Oktober diskutiert. Die NW hat mit einem Experten über das Thema gesprochen. Mit einem aus heutiger Sicht sehr ehrgeizigen Plan war die Stadt im Frühjahr in die Öffentlichkeit gegangen. Zu Beginn der schönen Jahreszeit sollten die kaputten Wege repariert sein. Dass daraus nichts werden würde, hatten Insider schon früh befürchtet. Es kam zwar zügig zu einer Begehung der Wege durch Fachleute von Stadt und Kreis. Diese verständigten sich auch darauf, dass offenporiger Asphalt (OPA) im Landschaftsschutzgebiet Werreauenpark verbaut werden dürfe. Dann passierte aber Monate eher wenig. Viel Wasser floss die Werre hinunter, bis es im Sommer eine Lage gab. Es wurde bekannt, dass der Weg gar nicht im Landschaftsschutzgebiet liegt. Plötzlich wurde dieser erstaunlicher Planungsfehler bekannt. Fortan plante die Verwaltung mit klassischem Asphalt, der deutlich preiswerter ist als OPA. Mehrere Varianten sind möglich Für die Sitzung des Bauausschusses im Juli hatte die Verwaltung eine entsprechende Beschlussvorlage vorbereitet. Der Politik ging das zu schnell. Die Mehrheit beauftragte die Verwaltung, für die nächste Sitzung des Ausschusses, eine ausführlichere Vorlage zu erarbeiten. Drei Varianten sind nun zur Auswahl gestellt: Variante A: in asphaltierter Bauweise (je nach Ausführung 38.000 oder 52.000 Euro) Variante B: mit offenporigem Asphalt (65.000 Euro), Variante C: asphaltierte Bauweise mit hellem Split (55.000 Euro). Beim OPA würden jährliche Reinigungskosten anfallen, um die Poren offen zu halten. Bei den Kosten für alle Varianten kommt noch die Mehrwertsteuer dazu. Weil die Stadt kein Geld hat, sind diese Varianten nur möglich, wenn es eine Förderung aus Landesmitteln gibt. Chancen gibt es definitiv für den Bau der Wege in der einfachen Asphaltvariante. Ob auch für die anderen Varianten Geld vom Land kommen könnte, soll in der Sitzung mitgeteilt werden. Wenn es gut läuft, könnte es für die Asphaltierung eine 100-prozentige Förderung eben. Das liegt daran, dass auch der Bau des Werreauenparks im Coronajahr 2020 zu 100 Prozent gefördert wurde. Darauf könnte auch eine mögliche künftige Förderung basieren. Flächenversiegelung ist gering Die NW hat einem Experten über das Thema gesprochen, der sich mit der Materie bestens auskennt. Der Mann möchte aus persönlichen Gründen seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Aus seiner Sicht ist die Asphaltdecke, in die heller Split gemischt wird, die beste Lösung. &bdquo;Das ist eine Lösung, die noch vergleichsweise insektenfreundlich ist, weil sich eine helle Fläche im Sommer nicht so stark erwärmt“, sagt er. Aus seiner Sicht ist die Flächenversiegelung bei der Breite des Weges nicht problematisch. &bdquo;Das Wasser fließt ja an den Seiten ab“. Es bleibe also in der Nähe und werde nicht wie bei Straßen über den Regenwasserkanal abgeleitet. Das Verbauen von OPA ist auf solchen Wegen nach seiner Überzeugung der völlig falsche Ansatz. &bdquo;Damit wird ja eine Flächenversiegelung nicht verhindert, weil es unter dem offenporigen Asphalt eine weitere geschlossene Decke gibt, auf der das Wasser sich sammelt und ebenfalls über die Seiten abläuft. Er ist sich nicht sicher, ob ein falscher Begriff verwendet wird oder ob die Fachleute bei Stadt und Kreis die Verwendung von wasserdurchlässigem Asphalt nicht in Erwägung ziehen. &bdquo;Bei dem würde das Wasser wirklich an Ort und Stelle versickern“, sagt er. Dieser müsse wie der der OPA regelmäßig gewartet werden. Egal welche Asphalt-Variante gewählt wird: &bdquo;Hochwasser ist für Asphalt kein Problem“, sagt der Fachmann. Ökologisch bedenklich Sehr kritisch sieht er die Bauweise der wassergebundenen Decken. &bdquo;Da fließt kein Wasser ab, das steckt schon im Wort drin.“ Es sei ein weitverbreiteter Irrtum, zu glauben, dass das Wasser in diesen stark verdichteten Oberflächen versickere. &bdquo;Die sind ökologisch betrachtet noch viel problematischer als Asphaltdecken.“ Bei Asphalt entsteht eine gerade Fläche. Diese könne von Bodenlebewesen deutlich besser unter der Erde überwunden werden als eine wassergebundene Decke. &bdquo;Bei diesen Decken ist der Druck ungleich verteilt, sodass unter der Erde keine ebene Fläche existiert.“ Für Probleme würden immer wieder schwere Wirtschaftsfahrzeuge sorgen. Dazu komme, dass diese Art des Wegebaus nur auf den ersten Blick preiswerter sei. &bdquo;Das Problem sind die Kosten der Unterhaltung“, sagt er. Es sei aufwendig, die Wege zu pflegen. &bdquo;Die wenigsten Kommunen waren dazu bereit, das entsprechende Geld dafür bereitzustellen. Jetzt kommt dazu, dass es immer weniger Personal gibt, das diese Arbeiten erledigen kann.“ Auch auf dem Else-Werre-Radweg wird die wassergebundene Decke nach Einschätzung von Beobachtern allenfalls halbherzig gepflegt. Unterdessen hat die Stadtverwaltung vor einigen Wochen die Wege im Werreauenpark in der Variante der ebenso beliebten wie fragwürdigen wassergebundenen Decke wieder herstellen lassen. So kann der Park wieder genutzt werden - bis zum nächsten Hochwasser. Die Verwaltung fürchtet, dass es dazu eher früher als später kommen kann. Deshalb sei es sinnvoll, jetzt zu asphaltieren. Nicht zuletzt wegen der guten Fördermöglichkeiten.

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