Neue Stationen im Löhner Museum zeigen verdrängte Geschichte

Löhne. Im Museum der Stadt Löhne hat sich einiges getan. Die Sonderausstellung ist nun im Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen, archäologische Funde von Steinzeit bis Napoleon haben nun mehr Platz im Obergeschoss und außerdem gibt es neue Stationen zur Zeit des Nationalsozialismus in der Dauerausstellung. Das kommt gerade rechtzeitig zum 80. Jahrestag des Kriegsendes. Weitere Veranstaltungen rahmen die Neuerungen ein. Darunter ein Vortrag am Sonntag, 4. Mai. Die Sonderausstellungen sind in den zweiten Raum rechts vom Eingang gewandert und haben ihren angestammten Platz mit den archäologischen Funden getauscht. Seit 7. März ist dort unter dem Titel &bdquo;Wie die Heinzelmännchen“ eine Ausstellung über das Handwerk und seine Geschichte zu sehen. Dazu gesellen sich Märchenbücher und Comics, die den teilweise sehr klischeehaften Blick auf Handwerksberufe entlarven. &bdquo;Es ist spannend, mit diesen Klischees aufzuräumen und auch zu zeigen, wo sie herkommen“, sagt Museumsleiterin Sonja Voss. Mehr Platz für die Archäologie Übrigens: Nachdem Schuster, Tischler, Schneider & Co. wieder ausgezogen sind, geht es in dem neuen Sonderausstellungsraum am 6. Juni um &bdquo;Safe Places – sichere Orte von der hohen Kante bis zum Fluchtrucksack“. Und ab 30. August können Interessierte in einer neuen Ausstellung Spannendes zum lokalen Aberglauben lernen. Dort, wo bislang die Sonderausstellungen ihren Platz hatten, breitet sich nun die Archäologie aus. Zum einen wird gezeigt, wie zum Beispiel Ausgrabungen funktionieren, zum anderen bieten Fundstücke aus Löhne Einblicke in das Leben von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Auch die Burgen in Löhne haben hier ihren Platz gefunden, sie waren im vergangenen Jahr Thema einer sehr erfolgreichen Sonderausstellung. Für die Mitte des Raumes, wo aktuell noch ein Tisch für Veranstaltungen steht, ist etwas Besonderes angedacht: Eine Grabungsstelle zum selbst ausprobieren. Lokaler Alltag in der NS-Diktatur Gerade erst fertig geworden und damit auch erst ab diesem Wochenende erstmals so zu sehen, ist der Raum mit Ausstellungsstücken und Informationen aus der Zeit des Nationalsozialismus in Löhne. Vorher war diese in den ersten Raum der Dauerausstellung integriert, jetzt bekomme das Thema mehr Platz, erklärt Sonja Voss. &bdquo;Die 80. Jährung des Kriegsendes in diesem Jahr bildet den Anlass für einige Stationen zu dieser Zeit, die ab dem 4. Mai Teil der Dauerausstellung sein werden.“ Es gebe eine hohe Nachfrage – unter anderem von den Schulen – zu lokalen Informationen aus der NS-Diktatur. Der Raum, der sich dem Thema nun widmet, hat vorher eine Ausstellung zur Verwaltungsgeschichte beherbergt. Diese ist nun in den ersten Raum der Dauerausstellung gewandert. Das Mobiliar ist jedoch größtenteils gleich geblieben. Auf dem Schreibtisch liegen nun unter Plexiglas zwei dicke Ordner. Der eine beinhaltet die Gefangenenliste, in der festgehalten wurde, wer in Löhne wann verhaftet wurde. Die andere Akte ist noch dicker, sie enthält die Schädigungsfälle, die nach dem Krieg geltend gemacht wurden. Und links daneben, ebenfalls unter Glas, liegen zwei Polizeihüte. &bdquo;Das reflektiert, welche Rolle die Polizei in solchen Zeiten einnimmt“, sagt Voss. In einem Schrank daneben sind einzelne Stücke zu sehen, die einen Einblick in den lokalen Alltag geben. Dazu gehört auch ein Filmprojektor der Hitler-Jugend Mennighüffen und die dazugehörigen Filmrollen. Auf einem anderen Tisch ist der Bombenangriff aus dem März 1945 thematisiert, als rund 2.200 Sprengbomben und 20.000 Brandbomben auf Löhne abgeworfen wurden. An der Wand darüber hängen handschriftliche Listen voller Namen. &bdquo;Das sind die Namen von Zwangsarbeitern, die hier eingesetzt wurden.“ Auf dem Tisch rechter Hand davon liegt ein Buch über Deportationszüge. Das gab es auch in Löhne Dass all diese Ereignisse auch in der Werrestadt stattgefunden haben, sei nach dem Krieg oft verleugnet oder verdrängt worden, die Geschichte massiv umgebaut worden, berichtet Sonja Voss. Das sei in kleineren Städten und auf dem Land oft der Fall. &bdquo;In den Schulbüchern liest man eher, was in Berlin oder Frankfurt passiert ist.“ Darum sei es wichtig, zu zeigen und zu erfahren, dass die Gräuel der NS-Zeit auch hier stattgefunden haben. Eine Medienstation ergänzt die Stationen. Auf ihr können vom LWL-Archivamt zusammengestellte Filme geschaut werden, die unter dem Titel &bdquo;Unterm Hakenkreuz“ den Alltag in der Region darstellen. Die Veranstaltungsreihe &bdquo;80 Jahre nach Kriegsende“ ergänzt den neuen Teil der Dauerausstellung. So wird vom 28. Juni bis zum 27. Juli die Studioausstellung &bdquo;Verfolgung und Verfolgte in Löhne in der Zeit des Nationalsozialismus“ Besucherinnen und Besucher auf dem Weg zu dem neu eingerichteten Raum begleiten. Und an diesem Sonntag, 4. Mai, wenn die neuen Stationen erstmals besichtigt werden können, berichtet ab 16 Uhr Thomas Graefe in einem Vortrag von den Arisierungen im Amt Löhne in den 1930er- und 1940er-Jahren.

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